Für die aktuelle Besucher Tippspiel-Staffel verlosen wir unter Anderem 2×2 Gutscheine für einen schönen Abend im Galadinner. Doch was ist das Galadinner und wie ist es dort tatsächlich?`
Diesen und vielen weiteren Fragen bin ich einmal nachgegangen – und habe das Galadinner einfach besucht.
Was ist das Galadinner?
Vielleicht kennt es der eine oder andere von euch: Ein schöner Abend mit mehreren Gängen Essen und zwischen den Gängen gibt es Live-Theaterspiel. So etwas ist auch das Galadinner. Dahinter steht die Hazy Hartlieb Entertainment Group, die viele Theatergruppen formiert hat und mit zig verschiedenen Themenabenden durch gesamt Deutschland reist (aktuelle Infos immer auf der Facebook-Seite der Hazy Hartlieb Entertainment Group). Die Spielorte sind komplett quer durch die Nation, in jedem Bundesland gibt es meist mehrere Spielorte. Der Umfang der vorbereiteten Shows ist schier unermesslich: Es gibt das „Musicaldinner“, das „Weltreisedinner“, das „Schlagerdinner“, das „Märchendinner“ oder auch das „Drachuladinner“. Und das waren bei weitem noch nicht alle.
Dazu gibt es immer vier Gänge, also eine Vorspeise, einen Zwischengang, eine Hauptspeise und ein Dessert.
Preislich liegt das Galadinner je nach Show bei etwa 80 EUR, mehr etwas mehr, mal etwas weniger. Klingt erst einmal nach viel, jedoch gibt es neben dem reinen Theater eben auch hochwertiges Essen in ausgewählten und ziemlich stilvollen Locations – man zahlt also das Gesamtpaket. Und da sind 80 EUR natürlich weiterhin kein Dönerteller, aber eben doch ein fairer Preis.
„Krimi bei Tisch – Mord im Hotel“
Ich habe ein Programm besucht, das sich „Krimi bei Tisch“ nannte. Das Prinzip ist nichts Neues, aber Bewährtes setzt sich eben durch: Im Laufe des Abends stirbt ein Charakter und keiner weiß, wer die Person ermordet hat. Die verbleibenden Charaktere mutmaßen und überlegen, man bekommt Einblicke in die Machenschaften der einzelnen Personen und fragt sich selbst: Wer hat nun gemordet?
Am Ende kann man selbst tippen und natürlich gibt es die große Auflösung!
In diesem Fall geht es um eine reiche, adlige Familie und der Einfachheit halber kopiere ich mal den Text direkt von der Webseite des Galadinners:
Der exzentrische 9. Lord Percy of Eatonborough lädt zur alljährlichen Familienzusammenkunft ins Grandhotel Royal Pavilion im englischen Brighton ein. Sämtliche Mitglieder der aristokratischen Familie Eatonborough reisen – teilweise eher widerwillig – aus aller Welt an.
Die Gemahlin des Lords Lady Anastasia, sein Sohn Theodor Callum Eatonborough, die Patriarchin der Familie Lady Violet und ihre Enkelin, die attraktive Gwendoline, finden sich im Festsaal des Hotels ein. Doch die Stimmung ist leider mehr als angespannt. Denn hinter der lächelnden Familienbild-Fassade verbergen sich lang gehütete Geheimnisse, verborgene Erinnerungen und Probleme. Als ein plötzlicher Todesfall das exquisite 4-Gänge-Menü unterbricht, bringt dies die bereits angespannte Stimmung zum Überlaufen.
Gegenseitige Beschuldigungen werden verlautbart, denn der mysteriöse Familienfluch scheint ein neues Opfer gefunden zu haben…
Ich persönlich hatte einige Probleme, beim Theater die ganzen Eatonboroughs ihren Rollen zuzuordnen: Wer war nun wie mit wem verwandt und hat welchen Hintergrund? Auch, wenn es teilweise egal ist, denn allein das Zusammenspiel der einzelnen Personen macht schon viel aus – aber den wahren Täter findet man für sich selbst nur, wenn man auch die Hintergrundmotive auf dem Schirm hat.
Ausgehend davon, dass aber viele am Ende den richtigen Täter ermittelt haben, scheint die Transparenz nur bei mir gelitten zu haben 😉 Fakt ist: Augen auf und aufpassen!
Der Abend
Bei mir fand die Vorstellung im Alten Rathaus in Hannover statt. Schon in der Schlange für den Einlass liefen die Schauspieler in ihren Rollen herum, sprachen einerseits über dies und das, andererseits suchten sie schon immer wieder Kontakt mit den wartenden Leuten. Als dann der Einlass geöffnet wurde, wurde man von einer Person aus dem Theaterstück abgeholt und an den Tisch gebracht. Bei uns war es Theodor Callum Eatonborough, ein bisschen gewünscht hätte ich mir ja den indischen Diener: Der lief emsig ganz typisch Indien-Klischee fröhlich grinsend zwischen den Tischen und geleitete ebenfalls Gäste zum Platz.
Apopros Klischee, kurzer Einschub: Viele der Figuren sind wirklich sehr klischeebehaftet. Der dauerfröhliche und bemühte Inder, die unangenenehme und sehr streng gekleidete Patriachin, der französische Detektiv mit Lupe und gepflegtem Oberlippenbart. Doch gerade das Stilmittel der Reduzierung auf klischee-bekannte Eigenschaften der verschiedenen Charaktere macht den Einstieg ins Theater umso einfacher. Denn statt die gesamte Familie wahrscheinlich noch über Akte hinweg umfangreich vorzustellen, kann der Zuschauer allein aus Kleidung und Auftreten die Personen sehr gut einordnen.
Zudem werden die Vorurteile mit einem zwinkernden Auge gern persifliert oder die Charaktere wachsen überraschend über sich hinaus – dazu aber später mehr.
Am Tisch galt natürlich der erste Blick der Speisekarte. Sagen wir es so: Die Gänge durften kommen. 😉
Vorspeise:
Scheiben vom Ikarimi Räucherlachs-Loin an Couscous-Salat mit gegrillter Zucchini
Zwischengang:
Süßkartoffelsuppe mit Hähnchenbruststreifen
Hauptgang:
Maishähnchenbrust mit Chorizo-Rahmpilzen, Rosmarinkartoffeln und Tomaten-Rauke-Salat
Dessert:
Passionsfrucht-Tarte auf Erdbeersoßenspiegel
Und ich muss im Nachgang sagen: Wow, wirklich sehr sehr lecker. Die Gänge wurden jederzeit stilvoll angerichtet und ordentlich serviert. Insbesondere Vor- und Nachspeise machten Lust auf mehr. Aber man kann ja nicht alles haben 😉
Das Theaterspiel war an sich durchaus gut, kleine Textpatzer haben die Kollegen gut aufgefangen und in die Story integriert, war kaum merkbar. Hierzu muss man aber auch sagen, dass das Projekt „Mord im Hotel“ in dieser Vorstellung das zweite Mal überhaupt aufgeführt wurde. Alle Schauspieler hatten zusätzlich Mehrfach-Rollen, teilweise sogar drei während des gesamten Abends. Auch Improvisation war gefordert, als im Alten Rathaus in einem anderen Saal sehr laut gejubelt und applaudiert wurde und sich dies passenderweise mit einer Sprechpause der Schauspieler traf.
Auch die Zuschauer wurden in das Spiel integriert, jedoch alles in einem Rahmen, dass selbst diese, die „nur“ einen Theater-Abend erleben wollen, ohne Probleme selbst mitmachen können: Keiner nimmt Sprechrollen ein, muss mit den Schauspielern improvisieren oder ähnliches. Das Maximum war tatsächlich, dass Zuschauer die Leiche im 4-Mann-4-Ecken-Prinzip von der Bühne tragen sollten. Doch auch das „passive“ Mitspiel sorgt natürlich immer für eine kleine Auflockerung.
Neben dem reinen Schauspiel gab es zwischendurch auch immer wieder Live-Gesang – und zwar was für welchen! Sehr klare Stimmen, tolle Musikauswahl. Auch das Genre wechselte ständig, so gab es beispielsweise das schmalzige Liebeslied zu hören wie auch mitreissenden Rock’n’Roll.
Fazit:
So wünsche ich mir einen schönen Abend: Es gab gutes Essen, nebenbei immer ein bisschen Schauspiel mit Witz und Charme. Knapp 3,5 Stunden ging das gesamte Spektakel, bis der Mörder gefunden wurde und der letzte Vorhang fiel. Es gibt weder am Schauspiel noch an der Idee etwas zu meckern, stattdessen musste ich einige Male laut auflachen. Und all das, obwohl ich durch die Verwandschaftsverhältnisse irgendwann nicht mehr durchstieg – das spricht für sich.
Ich würde das Galadinner wieder besuchen! 🙂
Zur Transparenz: Ich habe zwei Gästelistenplätze von der Hazy Hartlieb Entertainment GmbH erhalten und somit für Eintritt und Essen nichts gezahlt. Auch sponsort das Unternehmen das Besucher-Tippspiel mit 2×2 Gutscheinen. Die Bewertung ist hiervon jedoch unberührt.