Meine erste Smartwatch – die Pebble

Ich habe länger gezögert, ob ich mir eine Smartwatch kaufen solle. Ich als Technikverliebter war natürlich gleich interessiert, aber auch mir stellte sich die Frage: „Warum?“.
Hinzu kommen die immensen Preise: Unter 250 EUR gab es keine Smartwatch, die „Spaß“ versprach. Denn wenn schon Smartwatch, dann schon eine vernünftige. Hinzu kommen Akkulaufzeiten, jenseits von gut und böse: Mit Glück soll man einen Tag durchhalten – das ist nicht das, was ich unter „Spaß an der Technik verstehe“.
In einer wilden Nacht fiel mir ein, dass es ja noch die Pebble gibt. Für 100 EUR ist sie verhältnismäßig günstig, ihr Display soll ähnlich E-Ink sein und die Akkulaufzeiten auf brachiale 7 Tage kommen.

Und so kaufte ich mir eine Pebble.

Was ist eine Pebble?

Dieses Bild entstand ohne interne Beleuchtung - das Display ist tatsächlich so kontraststark.
Dieses Bild entstand ohne interne Beleuchtung – das Display ist tatsächlich so kontraststark.

Die Pebble Smartwatch hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel: Anfang 2013 kam sie auf den Markt. Vorher war sie eines der ersten Vorzeigeprojekte der Crowdfunding-Plattform kickstarter.com. Man kann also sagen, dass sie sowohl im Bereich Crowdfunding als auch im Bereich Smartwatches als seinerzeit innovativ zu bezeichnen ist.
Zwischenzeitlich ist die Pebble Time erschienen, diese hat ein farbiges Display. Die Pebble Time Steel ist eine Pebble Time in Metalloptik. Und gerade ganz frisch wurde die Pebble Round angekündigt, diese ist wiederum ein Pebble Time mit rundem Display.

Doch hier soll es um die klassische Pebble gehen.
Die Smartwatch hat ein E-Ink-ähnliches Display. Ihr kennt das vielleicht vom eBook-Reader: Die laufen auch so extrem lang, weil da nur einmal das Display für die neue Seite verändert wird und dann wird kein Strom mehr ans Display angelegt. Die Pebble hat zwar ein normales LCD-Display, das aber extrem stromsparend ist und -hier greife ich mal meinem Review vor- auch bei fehlender Beleuchtung gut ablesbar ist. Gründe dafür sind, dass es eben schwarz-weiß ist und eine geringe Auflösung von nur 144×168 Pixeln hat. Der gesamte Body der Uhr (somit ohne Armband) ist übrigens 52mm lang, 36 mm breit und 11,5mm dick.

Zum Vergleich mal ein bekannter Fineliner zum Höhenvergleich: Die Pebble ist ein kleines Stückchen höher.
Zum Vergleich mal ein bekannter Fineliner zum Höhenvergleich: Die Pebble ist ein kleines Stückchen höher.

Die Pebble kann sich mit Android ab 2.3 verbinden und auch mit iOS ab iOS 5.0. Das unterscheidet sie von vielen Smartwatches, die nur mit der einen Welt oder der anderen zusammenarbeiten können. Die Verbindung läuft über Bluetooth 4.0, was den Energiebedarf auf Seiten der Uhr und des Smartphones zusätzlich senkt. Die Smartwatch hat einen Bewegungssensor eingebaut und ist wasserdicht.
Neben Uhrzeit und Benachrichtigungen vom Smartphone anzeigen kann die Pebble noch mit bis zu 8 Apps ausgestattet werden, die aber aufgrund des Displays und den wenigen Tasten eher als rudimentär zu bezeichnen sind. Was aber übrigens nicht schlecht sein muss.

Apopros Tasten:
Es gibt auf der linken Seite der Uhr einen großen Button, der als übergreifender „Zurück“-Knopf agiert. Auf der rechten Seite gibt es drei kleinere Tasten: Die äußeren Knöpfe sind für die oben/unten-Navigation, der mittlere Button bestätigt.

Die Pebble im Alltagseinsatz

Sobald man mit einer Uhr das Haus verlässt, kommt man sich schon ein bisschen wie ein Alien vor. Denn erst, wenn man selbst wieder eine Uhr trägt, bemerkt man, wie wenige Leute tatsächlich noch eine Armbanduhr tragen. Schaut euch mal bewusst um: Die Zeiten der klassischen Armbanduhr sind schon lange vorbei.
Entsprechend fühlt sich die Pebble anfangs auch als Störfaktor an. Das liegt jedoch auch daran, dass sie gerade noch grenzwertig so tragbar ist: Größer und vor allem dicker darf sie nicht sein. Dies hängt natürlich auch von der Dicke des eigenen Unterarms ab, aber bei meinem schmächtigen Ärmchen macht sich dies aber schon bemerkbar.
Doch man gewöhnt sich an alles. Woran man sich nicht gewöhnt, ist das argwöhnische Betrachten der Mitmenschen: „Ach, du bist nun auch auf diesen Smartwatch-Zug aufgesprungen? Du machst auch alles mit, ja? Ich verstehe ja überhaupt nicht, wie man dafür Geld ausgeben kann“.

So sieht eine Mailbenachrichtung auf der Pebble aus
So sieht eine Mailbenachrichtung auf der Pebble aus. Die leichten Schlieren sind ein Effekt eines selten auftretenden ungünstigen Lichteinfalls. Bei der Pebble Time wurde dies mit einem anderen Display behoben.

Ja Mann, ich habe eine Smartwatch! Und ich probiere es zumindest aus, ehe ich urteile! Und verdammt noch eines: Ich mag sie, meine Pebble!
Jede Notification, die mein Nexus 5 (somit also Android 5) ausschmeisst, wird auf die Pebble synchronisiert. Ich bekomme eine E-Mail? Die Pebble vibriert (kann man ausschalten, wenn man will). Eine WhatsApp? Bsst! Statt des Ziffernblatts (neumodern „Watchface“ genannt) sieht man nun die Notification. Dabei werden auch immer die ersten Zeilen der jeweiligen Nachricht mitgeschickt: Bei Mails sieht man also sofort, ob es eine wichtige Mail ist, ebenso bei Tweets, Facebook Erwähnungen, whatever.
Es ist also mit einem recht dezenten Blick möglich, nachzuprüfen, was gerade auf dem Handy abgeht. Denn machen wir uns nichts vor: Wenn unser Handy vibriert, ist es meist nur eine Frage von Minuten, ehe wir das Handy aus der Hose zuppeln, umständlich entsperren, die Mail lesen, um dann festzustellen: War nur Werbung. Da schaue ich doch lieber auf meinen Arm und weiß gleich Bescheid.
Übrigens kann die Pebble auch Anrufe anzeigen, mit Namen. Es bieten sich dann die Möglichkeit, das Gespräch anzunehmen (dann aber auf dem Telefon, also Achtung!), oder viel interessanter: Abzuweisen.

Es bietet sich auch bei Benachrichtigungen generell die Möglichkeit, sehr einfache Interaktionen vorzunehmen. Allen Benachrichtigungen gleich ist, den Inhalt der Benachrichtigung auf dem Telefon zu öffnen (entspricht also dem Anklicken der Info auf dem Handy) oder die Benachrichtigung auf dem Telefon zu verwerfen. So hat man nicht alte Infos auf dem Handy, wenn man es doch mal in die Hand nimmt. Bei WhatsApp bietet sich sogar die Möglichkeit, mit Emoticons oder vorgefertigten Antworten zu antworten – was manchmal zur Abstimmung vollkommen ausreicht.

Was natürlich nun noch fehlt, ist die Laufzeit: Stimmt das mit den 5-7 Tagen Laufzeit?
Ja, tut es. Ist natürlich abhängig von der Menge der Benachrichtigungen und der Nutzung. Auch, wie häufig das integrierte Licht angeht (ausgelöst durch etwas stärkere Bewegung des Arms, ist abschaltbar), ist ausschlaggebend für die Lebensdauer. Ich kriege täglich Benachrichtigungen im angemessenen zweistelligen Bereich, dübbel aber dann nicht sehr viel mehr an der Pebble herum und ich komme locker über die Woche mit der Pebble.

Watchfaces und Apps für die Pebble

Mal ein anderes Watchface. Im entsprechenden Watchface-Store gibt es Hunderte kostenlos zu laden.
Mal ein anderes Watchface. Im entsprechenden Watchface-Store gibt es Hunderte kostenlos zu laden.

Natürlich gibt es umfangreiche Möglichkeiten, seine Pebble zu personalisieren. Hilfsmittel dafür ist das eigene Smartphone, das ja sowieso schon mit der Pebble verbunden ist. So kann man hier beispielsweise diverse Ziffernblätter, sogenannte Watchfaces, herunterladen und auf der Pebble anzeigen. Die Auswahl ist breit: Man kann sich Analoguhren installieren, Digitaluhren, ja sogar Texte funktionieren. Und für die puren Individualisten kann man sich sogar kostenlos im Internet sein eigenes Watchface zusammenklickern.

Wer noch mehr mit seiner Smartwatch machen möchte oder die Watchfaces noch weiter aufpimpen möchte, der kann sich maximal 8 Apps installieren. Hier fallen dann alle Grenzen: Es gibt Minigames für die Wartezeiten, es gibt Sportapps, die einen Rückkanal aufs Handy haben und so bspw. mit Runtastic zusammenarbeiten. Es gibt Apps, die euern Schlaf überwachen und außerhalb der Tiefschlafphase wecken, Aktien-/News-/RSS-/Wetter-/…-Apps für alle Wünsche sind auch dabei.
Doch je mehr Interaktion auf der Smartwatch, desto schneller geht der Akku natürlich auch leer. Ich habe ein recht simples Watchface installiert, das mir Datum und Uhrzeit anzeigt – das reicht mir. Als App habe ich nur QuickAuth installiert, eine App, die mir die Codes für die Zwei-Faktor-Authentifizierung bei bspw. Google und Facebook anzeigt. Hier ist es auch wieder der Bequemlichkeitsfaktor, innerhalb weniger Klicks den Code am Arm zu haben statt das Handy zu suchen, zu entsperren, App aufrufen, … .

Fazit: Die Pebble ist eine gute Smartwatch

Es ist natürlich immer eine Frage der Ansprüche: Wer ein Farbdisplay möchte, wer hohe Auflösung haben will, wer auf Style und Optik erhöhten Wert legt, der wird mit der Pebble nicht glücklich. Ich behaupte, dieser wird auch mit der Pebble Time nicht glücklich. Aber, wer zu einem wirklich guten Preis eine Smartwatch haben möchte, die trotzdem nicht sehr billig aussieht, über mehrere Tage stabil läuft und mit jedem Smartphone-Park gut zurecht kommt, der wird sich über die Pebble freuen.

Ich habe die Pebble nun knapp 1 Monat und möchte den Luxus, die Benachrichtigungen meines Handys dezent und trotzdem sofort mitgeteilt zu bekommen, nicht mehr missen.

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