Nicht erst die jüngste und immer noch andauernde Welle von Superheldenfilmen zeigt, welches fruchtbare Verhältnis Comic und Kino eingehen können. Dabei ist die Richtung üblicherweise klar: das Kino bedient sich an Comic-Vorlagen, die ihren Weg in den Film finden – der französische Künstler Blutch kehrt dieses Verhältnis nun mit Ein letztes Wort zum Kino um. Eine faszinierende Sammlung kurzer Comic-Essays, Bildfantasien und Erinnerungen an Filme – eine Erkundung des Kinos im Comic.
Wie keine andere Kunstform hat wohl das Kino seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts das Aufwachsen und die Jugend unzähliger Menschen begleitet und geformt. Erinnerung an das Kino ist immer auch die persönliche Erinnerung an Momente, die so sehr mit den Filmen unseres Lebens verwachsen scheinen, dass nicht immer klar zu trennen ist, zwischen Erinnerung und Film, zwischen Fiktion und Wirklichkeit.
Genau diese Verschränkung erkundet Blutch in seinem jüngst auch in deutscher Sprache erschienenen Band Ein letztes Wort zum Kino. So dissoziativ wie der Blick in die eigenen Erinnerungen gestaltet sich die essayistische Reise durch Momente, Bilder und Eindrücke, die das Kino bieten kann. Die Form von Comic und Film wird dabei anders als im gegenwärtigen Blockbuster von der anderen Seite aufgenommen: Nicht der Comic oder die Graphic Novel finden sich auf der Leinwand wieder – hier wird der Versuch unternommen, filmische Form im Comic durchscheinen zu lassen. Zwar geht dieses Vorhaben nicht immer elegant auf und erscheint bisweilen eher gekünstelt denn künstlerisch – es eröffnet aber einen ganz eigenen Zugang zum Kino, über die Distanz und Verschiebung, die der Comic erlaubt.
Es wird das Wechselverhältnis von Film und Wirklichkeit gezeigt, die persönlichen Blicke auf die Welt, wie sie immer schon von dieser Verschränkung geprägt sind, wie jeder Film neue Fäden in unsere Wahrnehmung von Wirklichkeit webt und diese wiederum immer neue Blicke auch auf den Film entstehen lassen.
Ein letztes Wort zum Kino ist kein einfacher Comic, es handelt sich um einen mitunter sehr voraussetzungsvollen, dann aber umso reicheren Blick auf die Vielfalt und Möglichkeiten des Films, das Leben seiner Zuschauer zu beeinflussen, seine Spur zu hinterlassen. Blutch geht all diesen Spuren, ihren Verzweigungen und Umwegen nach und zeichnet nicht nur seine eigene Kino-Erinnerung, sondern ein vielschichtiges Werk, das sich nicht nur auf eine Art und Weise lesen lässt. Es ist ein Comic über das Erinnern, über den Film – über das Erinnern im Film.
Details
Titel: Ein letztes Wort zum Kino
Autor: Blutch (Übersetzung: Ulrich Pröfrock)
Seitenzahl: 88 Seiten
ISBN: 978-3-95640-062-9
Hardcover
Gewinnspiel
Wir verlosen gemeinsam mit dem Verlag Reprodukt ein Exemplar von Ein letztes Wort zum Kino. Um am Gewinnspiel teilzunehmen, schreibt unter diesen Artikel einen Kommentar mit eurer persönlichen Kino-Erinnerung. Der erste Kuss bei einem Film? Ein besonderes Ereignis? Wie hat das Kino, wie hat eure Cinephilie euer Leben beeinflusst? Wer waren eure Helden und Idole?
Und das ist noch nicht genug! Wartet ein paar Tage, vielleicht bringt die Nerdtalk-Fee dann noch eine ganz ähnliche weitere Kritik mit einem weiteren Gewinnspiel … 😉
Unter allen Teilnehmern wird der Gewinner ausgelost. Teilnahmeschluss ist der 05. August 2016, 18.00 Uhr. Es gelten unsere Teilnahmebedingungen.
Cover-Bild © Reprodukt