Letterboxd – das steht nicht nur für die Tagebuchfunktion und die zahlreichen Listen, sondern vor allem und insbesondere für einen Anlaufpunkt von Menschen, die gerne Filme schauen.
Mittlerweile zählt das Netzwerk 350.000 registrierte Nutzer, die auf dem Portal ihrer Filmleidenschaft Ausdruck verleihen. Allein 2016 wurden fast 29 Mio. Filme als gesehen markiert, 6 Mio. Einträge im Tagebuch angelegt und 1.6 Mio. Reviews geschrieben.
In einem Punkt hebt sich Letterboxd von anderen Filmportalen jedoch nochmals deutlich ab: dem „Year in Review“.
Was es damit auf sich hat, zeigt euch unser Gastautor Tobias im nunmehr dritten Beitrag zur Letterboxd Artikelserie. Viel Spaß dabei!
Fragen und Anregungen an Tobias?
Dann schreibt ihm einfach über Twitter an @game_west oder hinterlasst einen Kommentar.
Bereits veröffentliche Beiträge zur Letterboxd Artikelserie:
#01: letterboxd – Aus Leidenschaft zum Film
#02: letterboxd – Mehr als nur ein Tagebuch
PRO Member?
Letterboxd ist für alle. Vom sporadischen Kinogänger bis hin zum Purge-Watcher ist auf dem Portal prinzipiell jeder vertreten. Es ist euch selbst überlassen, ob ihr einzelne Filme einfach nur als gesehen markiert oder den Schritt zu einem eigenen Tagebuch geht. Ob ihr dem Film mit einem Herz kennzeichnet, mit Sternchen bewertet oder sogar eine aussagekräftige Kritik verfasst.
Die Anwendungsbeispiele von Letterboxd sind vielfältig und die Nutzung kann je nach Vorliebe deutlich variieren.
Mein erster Tagebucheintrag war bspw. Christopher Nolan’s Blockbuster Interstellar. Unmittelbar nach dem Abspann hatte ich mich bei Letterboxd angemeldet und ihn als gesehen markiert.
Ganz ehrlich? Auch ich musste das Prinzip des Diary und den Unterschied zwischen „watched“ und „logged“ erst nachlesen.
Je mehr ich mich aber mit Letterboxd auseinandersetzte, desto häufiger stellte ich fest, dass mein Account auf der IMDb vollkommen obsolet geworden ist.
Darüber hinaus bietet Letterboxd mit dem „Year in Review“ Feature einen persönlich zusammengestellten Jahresrückblick mit umfangreichen Statistiken.
Diese Seite lässt sich durch ein Upgrade des Accounts (Pro / Patron Membership) freischalten und kann durch euch bzw. Besuchern eures Profils unter dem Reiter „Stats“ aufgerufen werden. Die Kosten für die Pro-Mitgliedschaft betragen für ein Jahr aktuell 19 US$, für den Patron 49 US$.
Statistiken sind langweilig? Ganz im Gegenteil!
Year in Review
Eine der bekanntesten Personen auf Letterboxd ist die US-amerikanische Bloggerin Lucy (@iconicaesthetic). Aktuell folgen ihrem Profil über 6.600 Nutzer.
Lucy ist bereits als Patron auf Letterboxd freigeschaltet, so dass wir auf ihrer Profilseite unter „Stats“ einen Blick auf das personalisierte „Year in Review 2016“ werfen können.
Hier erfahren wir beispielsweise, dass Lucy im vergangenen Jahr 319 gesehene Filme im Tagebuch eintrug und zusammengerechnet allein mit dem Schauen von Filmen insgesamt 544 Stunden verbrachte. Ein durchaus beachtlicher Wert.
Im nächsten Abschnitt zeigt uns Lucy ihre persönlichen Jahreshighlights, die Letterboxd aus einer zuvor erstellten Liste mit dem Tag top2016 abgreift.
Filme wie Requiem for a Dream , Die fabelhafte Welt der Amélie * , American Beauty oder Drive dürften den meisten Zuhörern sicherlich bekannt sein.
Erinnert ihr euch aber noch an den französischen Film Mommy , den Lars in einer vergangenen Podcast Episode euch empfohlen hatte? Auch Lucy bewertet diesen Film hoch.
Keine Statistik ohne Diagramme
In den kommenden Rubriken schlüsselt Letterboxd das wöchentliche Sehverhalten auf und fasst die gesehenen Filme anhand von Genre, Herkunft und Sprache zusammen.
Wir erkennen: Bloggerin Lucy bevorzugt das Genre Drama, schaut häufig aber auch Thriller, Komödien oder Horror. Gar nicht so unähnlich zu unseren beiden Nerdtalk Moderatoren.
Im „Year in Review“ werden noch viele weitere Statistiken aufgeführt, so auch zu den meist gesehenen Schauspielern und Regisseuren.
Aufgepasst! Last but not least weist euch Letterboxd im Year in Review auf acht der herausragendsten Filme aus dem vergangenen Jahr hin, die ihr offensichtlich bislang versäumt hattet.
In Phil’s „Year in Review“ taucht ganz vorne der bereits von Lars besprochene The Handmaiden * auf. Ich gestehe: Den muss ich selbst auch noch nachholen.
A Life in Film
Ihr dachtet vielleicht, durchschnittlich sechs Filme pro Woche zu schauen, sei verrückt?
Der Norweger PUNQ (Twitter: @Holypunq) hält inoffiziell den Bestwert im Guiness Buch der Rekorde für die Disziplin „Most Films seen in one Year“.
Laut eigenem Letterboxd Profil hat er 2016 insgesamt 1.457 Filme gesehen. Zusätzlich 1.295 Kurzfilme. Er kommt damit auf über 21.000 gesehene Filme in seiner gesamten Geschichte des Loggings.
Gigantische Zahlen. Erstrebenswert? Ich denke nicht.
Abseits vom „Year in Review“ offenbart die persönliche All-Time Statistik „A Life in Film“ dennoch einige interessante Meilensteine, welche von passionierten Filmliebhabern durchaus erklommen werden sollten.
Ein Beispiel:
Phil hat bislang zwar 851 Filme auf Letterboxd als gesehen markiert, von der IMDb Top 250 Liste damit 37 % abgeschlossen. Von den 250 bei Letterboxd am höchstbewerteten Filmen sogar nur 20 %.
Wie viele Filme aus den angezeigten Top Listen habt ihr bereits gesehen?
Stats by Letterboxd
Noch nicht genug von Zahlen?
Bleibt bitte noch einen Moment aufmerksam, denn abschließend möchte ich auf den Letterboxd Jahresrückblick eingehen, der meines Erachtens optisch und inhaltlich zum Besten zählt, was man sich als Filmfan wünschen kann.
Die Ansicht bietet eine großartige Zusammenfassung und offenbart abseits der großen Oscar Gewinner sogar den einen oder anderen Geheimtipp.
Ihr könnt das „Letterboxd Year in Review“ ganz einfach unter letterboxd.com/2016 aufrufen:
Zunächst die obligatorischen Highlights des vergangenen Jahres…
Bester Film Moonlight
Populärster Film Deadpool
Bester fremdsprachiger Film The Handmaiden *
Beste Dokumentation One More Time with Feeling *
Bester Animationsfilm Your Name.
Bester Sci-Fi Arrival
Bester Horror Green Room
Bester Action Film The Nice Guys
Ob sich das mit den Box Office Zahlen deckt?
Letterboxd schlüsselt euch nach Monaten auf, welche Filme im Jahr 2016 am häufigsten geloggt wurden…
Januar: The Revenant
Februar: Deadpool
März: Batman v Superman
April: The Jungle Book
Mai: Captain America: Civil War *
Juni: Finding Dory *
Juli: Ghostbusters *
August: Suicide Box *
September: Don’t Breathe *
Oktober: The Girl on the train *
November: Arrival
Dezember: Rogue One
…und listet Filme auf, die im erheblichen Maße polarisierten.
An der Spitze: The Greasy Strangler .
Ein kontroverser Film, den man bereits auf dem Fantasy Filmfest 2016 sehen konnte.
Die Rubriken setzen sich noch weiter fort, ua. mit In Memoriams, einem Videozusammenschnitt zu den 25 besten Filmen durch den Indiewire Kritiker David Ehrlich (Twitter: @davidehrlich) und weiteren verblüffenden Statistiken.
Die in den Top Listen enthaltenen Filme können unter dem Profil der Letterboxd Crew problemlos in die eigene Watchlist oder andere Listen übertragen werden.
Next: New Features
Immer wieder erreichen mich Anfragen über Twitter hinsichtlich einer Letterboxd App für Android.
Während nämlich eine iOS App für das iPhone bzw. Apple TV (Gen. 4) bereits im App Store kostenfrei heruntergeladen werden kann, warten Android Nutzer bislang vergeblich auf eine entsprechende Applikation im Play Store.
Nach Aussage des Entwicklerteams sollte sich die geplante Android App bereits in der Alpha Testphase befinden und noch im laufenden Jahr, neben einer iPad optimierten iOS App, offiziell vorgestellt werden.
Wer Letterboxd bereits länger verfolgt, wird festgestellt haben, dass das Projekt kontinuierlich weiterentwickelt wird und sich die Gründer den zahlreichen Vorschlägen aus der Community annehmen.
Ein kleiner Ausblick?
In der Planungsphase befinden sich…
- Filmvorschläge, bspw. auf Basis des eigenen Ratings
- Vereinfachte Suche nach Nutzern mit ähnlichem Filmgeschmack
- Private Accounts (bislang nur Blocken einzelner Nutzer via Flaggensymbol)
- Versenden von Filmempfehlungen an Freunde
- Einrichten einer Letterboxd Gruppe
- Exportieren der Watchlist Daten als *.csv Datei
- Anzeige von Tagebucheinträgen in Kalenderform
Bereits umgesetzt wurden diese Ideen…
- Personensuche anhand von Stichworten in den Feldern Location und Bio
- Grafiken / Statistiken zu gesehenen Filmen (Pro Feature)
- Data Import / Export (bspw. für IMDb)
- Cover Fotos auf der Profilseite (Patron Feature)
- Autovervollständigung bei Search / Add a Film
- Teilen von Aktivitäten auf Facebook (via Settings) und Twitter (via IFTTT.com)
- Hinweisfeld, welche Freunde den ausgewählten Film bereits in der Watchlist haben (iPhone only, Section: Want to watch)
- Service Filter (Amazon Video / Prime, Netflix, etc.)
An dieser Stelle wird die Artikelserie rund um das Thema Letterboxd eine kleine Auszeit nehmen.
Ich werde die Entwicklung weiterhin aufmerksam beobachten und mit hoffentlich vielen Neuigkeiten zurückkehren.
In diesem Sinne: Keep a film diary! Create & share lists! Follow your friends!