Im April 2015 sprachen wir über die Basics der Filmwissenschaften. Nun, knapp 10 Jahre später, finden sich Betti, Lars und Phil erneut zusammen, um zurückzuschauen: Was machen die beiden heute, wie denken sie über ihr Filmstudium? Welche Erkenntnisse gab es, was hat sich verändert und war das Filmstudium die richtige Entscheidung? Im lockeren Klönschnack schauen wir zurück auf eine bewegte Zeit und auf den Stand des Films heute.
Timecodes:
(00:00:00) Filmwissenschaften: 10 Jahre später - Nerdtalk Extended #22(00:03:24) Rückblick auf 10 Jahre Filmwissenschaften
(00:06:32) Was macht das erneute Hören mit Betti & Lars?
(00:11:47) Phils letzte 10 Jahre
(00:17:33) Was machen Betti & Lars heute?
(00:24:21) Schwierige Job-Stabilität im Studium
(00:28:23) Zusammenhag von Filmwissenschaften und Videospiele
(00:33:32) Die verlorenen 27 Folgen Nerdtalks
(00:40:21) Arbeitsaufwand in Filmwissenschaften
(00:46:19) Hunderttausende Filme sind verloren
(00:52:02) Schlechte Filmkultur in Deutschland
(01:01:54) Kulturvorbild Frankreich
(01:08:33) Erwartungen vs. Realität der Filmwissenschaft
(01:11:37) Zeitdokument Internetcafé
(01:16:17) Jeder sieht Filme anders
(01:27:24) Veränderung des FIlmkonsums
(01:32:08) Eine Lanze gebrochen für die Lehrkräfte an Universitäten
(01:37:57) KI in schriftlichen Ausarbeitungen
(01:42:33) Audiogram
(01:52:47) Wechselquoten in Geisteswissenschaften
(02:03:46) Studium vs. Ausbildung
(02:07:20) Studium als hohes Privileg
(02:11:25) Schwere Theorie im Studium
(02:20:26) Gute Filme zum Analysieren für den Einsteiger
(02:28:42) Besondere Momente während des Filmstudiums
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Phil
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Sendung von Nerd Talk Extended.
In den letzten Monaten sind ja immer wieder so Nerd Talk Classics herausgekommen,
wo wir dann dieses Format Nerd Talk Extended mal so uns vorgenommen haben und
alte Sendungen rausgekramt haben, um sie mal wieder neu zu veröffentlichen,
weil diese Themen, die sind ja zeitlos sozusagen.
Und jetzt springen wir mal in die Jetzt-Zeit hinein und greifen quasi die erste,
die allererste Nerd Talk Extended Episode auf.
Große Überschrift, die Basics der Filmwissenschaften war das.
Und das war eine Sendung, die kam im Jahr 2015, glaube ich, raus, im April 2015.
Und da war der Noch-Moderator Lars dabei und seine Kommilitonin Betty.
Und ihr ahnt nicht, wer heute, knapp zehn Jahre später, hier wieder in Lars' Wohnung sitzt.
Es ist einerseits Betty, hallo, und es ist Lars selber, hallo.
Lars
Einen wunderschönen guten Abend, lieber Phil. Und hallo, liebe Hörerinnen und
Hörer da draußen an den Empfangsgeräten.
Gast
Phil, wie seltsam wäre das jetzt, wenn wir nur hier sitzen würden in Lars' Wohnung ohne Lars.
Phil
Tatsächlich.
Lars
Ich bin zugeschaut.
Phil
Einen kleinen Unterschied gibt es ja. Einerseits haben wir die Technik ein bisschen
verbessert. Dafür hat sie auch mehr Probleme gemacht in der Vorbereitung.
Und wir sitzen im Wohnzimmer. Das letzte Mal saß man in deiner Küche.
Es ist deutlich bequemer hier, lieber Lars.
Lars
Das ist irritierend, weil es sind exakt dieselben Stühle.
Phil
Ja, aber das Ambient ist bequemer.
Lars
Und falls es noch alte HörerInnen gibt, die seit zehn Jahren Nerdtalk hören
oder jetzt zum ersten Mal wiederhören, es gibt weniger Essgeräusche dieses Mal.
Wir frühstücken nicht nebenbei, sondern wir haben gerade zu Abend gegessen gemeinsam.
Und Betty und ich haben jetzt jeweils ein schönes Glas Rotwein vor uns.
und Phil hat eine Mio-Mate-Banane vor sich.
Gast
Das wollen wir auch nicht weiter kommentieren, das ist einfach nur widerlich.
Lars
Philzentscheidung, wir haben ihm den Wein angeboten, er hat sich für die Mate entschieden.
Phil
Weswegen sitzen wir hier zusammen? Ich hab's gerade eben schon so ein bisschen eingangs gesagt.
Wir saßen vor knapp zehn Jahren Lars in deiner Küche mit Betty als Kommilitonin dort.
Habt ihr euch eigentlich über das Studium kennengelernt? Ja.
Also da irgendwie so auch seit anderthalb Jahren irgendwie sich bekannt und befreundet.
Und da haben wir über die Basics der Filmwissenschaften gesprochen,
haben so aufgearbeitet.
Was ist ein Filmstudium? Was beinhaltet das Filmstudium?
Und jetzt springen wir zehn Jahre nach vorne. Ihr seid, so viel sei gesagt.
Gast
Zehn Jahre älter.
Phil
Zehn Jahre älter. Das hätte ich jetzt nicht gesagt. Das hast du jetzt gesagt, Betty.
Lars
Wir sehen aber keinen Tag älter aus.
Gast
Ich wollte dir diesen Witz jetzt eigentlich auch nur quasi inreißen,
weil er wird kommen. Ich weiß, dass er kommen wird, aber ...
Phil
Ja. Und jetzt gucken wir mal zurück. Ihr seid am Ende eures Filmstudiums oder darüber hinaus?
Lars
Darüber hinaus.
Gast
Wir sind fertig.
Lars
Wir sind auf jeden Fall fertig. Es ist wirklich, ja.
Phil
Und jetzt machen wir so ein bisschen Recap. Jetzt gucken wir mal so,
was ist denn so in den letzten zehn Jahren so passiert?
Gast
Nur bei uns oder auch bei dir, Phil?
Phil
Ich habe nur Fragen für euch dabei.
Lars
Ja, wir haben.
Gast
Denn auch wir wollen natürlich wissen, was bei dir so passiert ist.
Phil
Dieser Podcast nimmt eine ungeplante Wende.
Lars
Und bei Nerd Talk. Uns interessiert auch, was bei Nerd Talk passiert ist.
Also du hast es ja gerade schon angedeutet, ich war 2015 noch Moderator von
Nerd Talk mit dir zusammen.
Einige HörerInnen erinnern sich vielleicht daran. Ich habe die tatsächlich aufrichtige
Freude gehabt, diesen Podcast mit dir zusammen sechs Jahre oder so zu moderieren.
Phil
Ja, irgendwie so, ja.
Lars
Und bei mir war dann irgendwann im Masterstudium, eigentlich relativ kurz nachdem
wir diese Folge aufgenommen haben, so ein, zwei Jahre später.
Damals war für mich klar, ich habe die Zeit nicht mehr, ich habe die Kapazität
nicht mehr, ich muss irgendwo Abstriche machen.
Das war relativ schwierig, aber wir haben dann umstrukturiert,
darüber reden wir jetzt nicht, aber ich konnte dann zeitlich nicht mehr und
wäre natürlich trotzdem interessiert daran, was ist denn bei Nertalk so passiert?
Da kommen wir vielleicht nachher noch drauf zu sprechen.
Phil
Ja, nachher, vielleicht. Ach komm, machen wir es jetzt. Also Sendekonzept habt
ihr mir sowieso schon kaputt gemacht.
Also wir haben uns ja auch vor ein paar Jahren schon mal getroffen,
da habe ich dir diese Frage schon mal beantwortet, also offensichtlich sorgt
ein Studium auch für eine gewisse Demenz, danke schön, ja, auf jeden Fall.
Nein, also es war jetzt so zuerst der Aufschlag, wir saßen ja,
sprechen was aus, auch wirklich Abende zusammen und haben so gemeinsam ausbaldowert,
wie könnte eigentlich so ein Konzept, so ein Nerdtalk-Podcast-Konzept ohne den
Lars aussehen und da haben wir dann was ausgearbeitet.
Auf dem Papier las ich das toll. In der Praxis, also das war interessant mitzubekommen,
ist es halt ja krachend gescheitert.
Wo dann Nerdhawk auch irgendwie eine zweieinhalb, dreiemonatige Pause gemacht hat.
Und danach haben wir den Andi wieder ins Boot geholt. Und der ist jetzt ja immer noch dabei.
Lars
Liebe Grüße.
Phil
Ja. Und dann zur 500. Sendung haben wir uns ja unseren gemeinsamen Freund,
also Andi und meinen Freund Micha eingeladen.
Der war eigentlich nur über Star Wars ranten wollte.
Und das hat er so hervorragend gemacht, das jetzt immer noch da ist.
Lars
Ebenfalls, liebe Grüße.
Phil
Ne? So. Genau, das ist die Kurzversion von Nerd Talk. Seitdem ist auch viel
passiert. Wir sind bei Spotify. Bewertet uns bei Spotify.
Lars
Bitte.
Phil
Gebt uns fünf Sternen.
Lars
Boykottiert Spotify. Und boykottiert Podcasts, die auf Spotify sind.
Also zum Beispiel Nerd Talk. Boykottiert Nerd Talk. Das ist mein.
Gast
Und so endet die Sendung.
Lars
Ja.
Phil
Tschüss.
Lars
Und in der Zeit haben auch unsere Leben, Betty und meins, nicht stillgestanden.
Gast
Du jetzt.
Lars
Ich dachte, ich nehme so ein bisschen den Stapelstab ab.
Phil
Es ist ja auch wie eingespielt.
Gast
Ja, aber es ist halt ein langweiliges Tennis-Spiel, weil das ist so Doink, Doink, Doink, Doink.
Ja gut, das bin ich gewohnt. Ich habe in die letzte Folge noch mal reingehört.
Das war auch da nicht anders.
Lars
Ich habe dir echt oft das Wort abgeschnitten. Das ist mir auch aufgefallen beim Hören.
Gast
Yes, you did. Aber auch das kenne ich seit zehn Jahren. Also auch das ist ja
jetzt nichts Ungewöhnliches.
Lars
Hat der Freundschaft nicht geschadet. Ein bisschen vielleicht.
Gast
Ich lasse das mal so stehen.
Phil
Ja, tatsächlich, fangen wir mal damit an. Ihr habt die Sendung gehört und habt
da noch mal so reingesneakt.
Was kam da bei euch auf, jetzt so knapp zehn Jahre später?
Kam da so im Grundsatz Fremdscham auf? Kam da Bestätigung auf?
Wie waren so eure Gefühle, als ihr dann jetzt mit zehn Jahren Versatz eure eigenen
Stimmen und euren eigenen Filmstudiumsstart gehört habt?
Gast
Ich habe sehr gelacht.
Phil
Warum?
Gast
Ich habe sehr gelacht. Ich höre mich ja quasi nie selber so irgendwo.
Also ich bin es auch einfach überhaupt nicht gewohnt, in sowas reinzuhören.
Und die ersten drei Minuten waren ein bisschen befremdlich. Und dann,
fand ich, konnte man es sich echt gut anhören.
Ich hatte viel Spaß. Ich habe vor allem sehr gelacht darüber,
was das für ein Zeitdokument ist, über was für Dinge wir sprechen mit einer
Selbstverständlichkeit.
Ich habe es eben schon mal gesagt, wir sprechen irgendwie über Videotheken und
CDs und solcherlei Dinge.
Und man denkt irgendwie so, haben wir das in den 90ern aufgenommen,
was da passiert in den letzten zehn Jahren?
Also das fand ich total faszinierend, irgendwie zu denken, es ist doch noch nicht lange her.
Und gleichzeitig zu merken, wie
viele Dinge sich einfach in zehn Jahren so grundlegend verändert haben.
Und in dieser Podcast-Folge merkt man das so schön, weil das beiläufig ist.
Weil das nicht, wir reden jetzt über Technik und wir reden jetzt über irgendwas,
was sich entwickelt, sondern das sind so beiläufige Alltagsdinge,
die halt heute einfach vollkommen anders sind. Und das fand ich irgendwie als
Zeitdokument, fand ich das sehr schön. Das hat mich gefreut.
Phil
Ich fühle mich ein bisschen geehrt, dass du Nerd Talk als Zeitdokument einordnest.
Gast
Ich bin Historikerin, alles ist ein Zeitdokument. Sorry. Haben wir vor zehn Jahren schon gelernt.
Phil
Lars?
Lars
Ja, ich hatte natürlich damit gerechnet, dass das mit der Fremdscham viel stärker
sein würde, als es das dann tatsächlich war.
Weil natürlich, wenn man jetzt denkt, okay, ich höre jetzt diese Folge nochmal,
wo wir im dritten Semester waren, zehn Jahre her, gerade am Beginn des Studiums.
wir sprechen mit einer, und das finde ich dann eigentlich ganz schön,
mit was für einer Leidenschaft und Begeisterung wir über dieses Studium sprechen
und meine Erwartung wäre gewesen, dass wir so ein bisschen schüchtern als Internet, oder?
Ich hatte eher die Sorge, dass wir vielleicht sehr, also noch viel,
viel selbstverliebter aufgetreten werden, als wir das sind.
Ich glaube, man merkt schon viel so Begeisterung auch für sich selber und für
dieses Studium in dieser Folge, aber ich für meinen Teil hatte das Gefühl, nee, ich,
Ich merke so ein bisschen beim Zuhören, dass ich diesem Menschen,
der da spricht, total äußerlich bin, also dass ich meine eigene Stimme,
die ich ja nun gewohnt bin, auch durch viele Jahre Nörtok zu hören,
aber dass ich die in dieser Folge so ein bisschen weiter von außen höre,
als ich das sonst gewohnt bin, wenn ich Sachen höre, die jetzt irgendwie jünger sind.
Und das war ganz interessant zu denken, ja, ich finde diesen Menschen,
der da spricht vor zehn Jahren, nicht jetzt rundheraus sympathisch und ich finde
irgendwie das Auftreten schon auch irgendwie, ne, man merkt so dieses,
dieses geil, wir studieren Film und wir haben jetzt die Weisheit gefressen,
das ist schon irgendwie Teil davon,
aber viel weniger, als ich erwartet hätte, glaube ich, so was meine jetzt auch,
nachdem ich die, ich hatte die Folge ja jetzt auch zehn Jahre nicht gehört.
Und stattdessen hatte ich das Gefühl, dass eben die Begeisterung,
die da ist, überwiegt und das fand ich dann, glaube ich, verhältnismäßig sympathisch.
Trotzdem würde ich, trotzdem habe ich gemerkt, okay, vieles von dem hat auf eine Art Bestand.
Ich würde wahrscheinlich viele von den Dingen heute anders sagen oder bin natürlich...
Gast
Wir wären nicht mehr so gemein.
Lars
Wir wären nicht mehr so gemein, wir wären nicht so absolut in unseren Aussagen, glaube ich.
Aber das hatte auch sicher eine Funktion oder das hatte irgendwie seinen Ort
vor zehn Jahren, zum Beginn des Streams, es gibt so ein paar Sachen,
an die halten wir uns jetzt erstmal und die sind Sachen, die wir jetzt neu,
gelernt haben, neue Perspektiven und so und die bauen so ein bisschen auf so
ein paar Sachen, die wir jetzt erstmal nicht antasten und von denen,
die erstmal jetzt ein Fundament sind von, okay, so sehen wir jetzt erstmal Filme
und das hat sich natürlich, würde ich jetzt heute, zehn Jahre später,
oder anders gesagt, auf eine Art,
Bringe ich selber Studierenden jetzt auch erst mal so unumstößliche Sachen bei
von, okay, das und das vergesst ihr jetzt mal und nehmt erst mal das und das
an, als so kann man Filme auch sehen.
Und ich glaube, dass das für den Beginn des Studiums total sinnvoll ist.
Aber ich hatte das Gefühl, dass ich viele, viele Sachen unterschreiben würde
mit einer gewissen Distanz und das fand ich eigentlich interessant.
Gast
Ja, es hat ganz viel von wirklich, also man merkt, dass wir gerade so eine neue
Grammatik gelernt haben und uns jetzt ganz, ganz, ganz dringend an diese Grammatik
halten müssen, weil wir gerade erst mal noch ausprobieren, wie man in der Grammatik Sätze bildet.
Aber die Grammatik ist schon mal angelegt und an die müssen wir uns jetzt ein bisschen halten.
Phil
Ja, ich habe aber ein ähnliches Gefühl so gehabt, weil ich dann halt auch so
mitbekommen habe, wie ihr euch da ja auch weiterentwickelt, so mit dem Wissen und so etwas.
Und wie häufig ich zwischenzeitlich abgehangen bin, wenn wir uns ja abends zum
Abendessen treffen irgendwo und ihr dann irgendwie diskutiert und ich dann die
Worte verstehe, aber nicht den Inhalt.
Gast
Also in der Regel kommst du einfach sehr viel zu spät, wenn wir uns zum Abendessen treffen.
Lars
Ha, ha, ha, oh.
Phil
Burn.
Lars
Ja, 45 Minuten zum Beispiel, Phil.
Gast
Das musste jetzt leider nochmal sein. Mio, Mio, Mate, Banane und 45 Minuten zu spät zum Essen.
Lars
Aber nicht heute, fairerweise, liebe Hörer.
Gast
Heute war ich zu spät.
Lars
Ja. Heute war ich zu spät, aber das lag am Bus. Nee, aber ja,
und wenn wir uns zwischendurch treffen, da kann man ja vielleicht auch nochmal
ganz kurz einschieben, auch dein privates Leben, Phil, hat sich ja in den letzten
zehn Jahren ein bisschen verändert, denn du sitzt,
damals saßt du in dieser Wohnung als jemand, der auf einer Luftmatratze übernachtet hat bei mir zu Hause.
Und wir haben dann aufgenommen, waren ein bisschen in Klin und du bist wieder
nach Hause gefahren, nach Hannover.
Denn ja, alle wissen ja, du wohnst in Hannover.
Nicht mehr. Was?
Phil
Oh Gott. Ich bin echt gespannt, wie viele Leute jetzt das hören und zu sagen,
wie viel kommt nicht aus Berlin?
Weil wir so viele neue Hörerinnen und Hörer haben.
Nein, ja, ich bin ja ein Hannoverader. Wir haben uns ja, also wir haben ja ganz
lange gepodcastet, so remote und so etwas, haben uns da noch,
haben da ja MP3s aufgenommen und uns gegenseitig zugeschickt.
Lars
Vor Studio Link und so.
Phil
Genau, haben dann irgendwann so Live-Aufnahmen direkt in der...
Lars
Über Skype haben wir aufgenommen.
Phil
Stimmt, wir haben auch über Skype. Ich habe sogar eine Lizenz für Skype MX Recorder,
damit man das auch... Ja, egal.
Gast
Ich sage es, Zeitdokument.
Phil
Zeitdokument, Zeitdokument, Zeitdokument. Und genau, und dann bin ich ja regelmäßig,
jetzt auch nicht jede Woche, aber dann doch in größeren Abständen immer wieder mal hierher gereist.
Und dann, ja, habe ich hier in diesem Wohnzimmer übrigens auf einer Luftmatratze,
die regelmäßig ihre Luft verlor, geschlafen.
Lars schüttelt den Kopf, ich nick mal ganz laut.
Ja, und dann war es ja irgendwann so, dass es mich, also es gab ja, also bei dir, Lars,
Du bist ja auch zum Filmstudium gekommen durch Nerdtalk.
Du hast so die Liebe zum Film auch mitbekommen durch Nerdtalk,
durch die Auseinandersetzung und so weiter.
Und kam es dann ja irgendwann auch an den Punkt, hey, das will ich jetzt auch
mal gewissermaßen professionell machen.
So gesehen hat Nerdtalk oder vielleicht sogar, um das mal ganz weit ein bisschen
abzubrechen, auch ich ja Einfluss auf dich genommen.
Lars
Genauso würde ich es sagen.
Phil
Und was, und Und tatsächlich, was Berlin betrifft, hast du ja gewissermaßen
auch Einfluss auf mich genommen.
Lars
Absolut.
Phil
Weil du warst ja schon in Berlin eine ganze Weile, hast hier das Filmstudium gemacht.
Gast
Liebe Hörerinnen und Hörer, ihr könnt so froh sein, dass ihr die beiden gerade
in ihrer Selbstgefälligkeit nicht sehen könnt, wie sie dich gegenseitig hier,
irgendwie in den Bad gehen und sagen, ach, da haben wir noch.
Lars
Schön war's, Bessi, schön war's. Es war eine schöne Zeit.
Phil
So, und dann hast du mir auch Berlin gezeigt. Und irgendwie war das bestimmt
auch ein Auslöser, dass ich dann sagte, hey, Berlin ist eine coole Stadt.
Immer, wenn ich gefragt werde, warum bist du nach Berlin gezogen,
ich kann es bis heute nicht erläutern. Es war ja weder die Liebe ...
Lars
Wegen mir. Und wenn du sagst, ich bin nur nach Berlin gezogen wegen Nerdtalk,
dann bist du eigentlich wegen dir selber nach Berlin gezogen,
wenn man diese Kämpfe zu Ende ...
Phil
Das ist über Bande eigentlich.
Lars
Du hast dich selber da sozusagen von Berlin überzeugt. Über Bande.
Phil
True.
Lars
Ich bin auch nur Fils Bande. Ich bin auch nur die Bande, die Phil benutzt,
um sein Leben auf die Reihe zu kriegen.
Gast
Aber sind wir nicht alle eigentlich nur dafür, dass Phil sein Leben auf die Reihe kriegt?
Und dann lädt er dich nicht mal zu seinem Geburtstag ein.
Wir werden ihn heute den gesamten Abend darauf hinweisen, dass Mio Mio Mate
Banane widerlich ist und am Ende wird er es hoffentlich lassen.
Das ist das Ziel dieser Sendung.
Phil
Ich habe zwei Flaschen davon dabei.
Lars
Ja, aber du bist irgendwie nach Berlin gezogen.
Phil
Dann wohnten wir ja auch ein halbes Jahr zusammen, weil ich dann doch so feige
war in dieser Wohnung und ich hatte tatsächlich mein eigenes Zimmer,
ich durfte tatsächlich in einem Bett schlafen, nicht mehr auf der Luftmatratze
und nicht nur auf dem Balkon, wovon Lars zwei hat, das muss man auch mal sagen,
genau, nach einem halben Jahr, wo Berlin viel probiert hat, es mir schlecht
zu machen, ich weiß noch, dass als ich hier wohnte, die,
Das ist das einzige Mal, wo ich den Wagen der S-Bahn wechseln musste,
weil der Wagen so nach Pisse stank. Ich bin hier mal ...
Gast
Dann fährst du nicht genug S-Bahn in Berlin.
Lars
Naja, das sag ich, glaube ich, auch.
Phil
Ich habe halt Homeoffice, ich bin ein IT-Ler.
Oder ich bin mal zur Arbeit, da war das nur noch vor Corona.
Und dann bin ich hier raus und da hat jemand an und in die Tür gekotzt und so etwas.
Und das hat mich alles nicht abgehalten, hier in Berlin zu bleiben.
Gast
Du machst es gerade richtig schön mit Berlin. Also du beschreibst es wunderbar
und es ist wirklich sehr bildlich und auch mit allen Sinnen und so. Super.
Berlin ist wirklich toll.
Phil
Ich habe im Radioworkshop gelernt, dass man in Bildern sprechen muss und Emotionen hervorrufen muss.
Gast
Wann hast du den gemacht? Letzte Woche?
Lars
Betty ist heute aber auf Feier hier. Unglaublich.
Phil bereut schon, dass er diese Folge zehn Jahre später alles rauslassen.
Gast
Dass wir im letzten Mal nicht durchgekommen sind.
Phil
Aber hat Lars mich da nicht unterdrückt? Ich habe mich immer zurückgehalten.
Warum entlädt sich das gegen mich hier?
Lars
Weil ich auch so keine Bande bin.
Phil
Das sollte einmal eine seriöse Sendung werden.
Lars
Es sollte auch eine Sendung über uns werden, aber Sie, Sie, we have got you.
Also du bist nach Berlin gezogen, obwohl es dir nicht gefallen hat und bist hier geblieben.
Phil
Dann bin ich hier geblieben. Und jetzt sitzen wir in deiner Wohnung,
haben alle Tränen in den Augen und versuchen das nochmal in Ernst.
Nein, also.
Gast
Ich habe einen Zettel mit Fragen. Ich habe einen Zettel mit Fragen.
Phil
Von übrigens noch keiner einzigen gestellt wurde.
Lars
Die Folge ist doch erst drei Minuten alt, oder?
Phil
Stimmt, ja, absolut. Eine zentrale Frage, die ihr in der initialen Sendung ja
auch irgendwie sehr gut argumentiert habt, war, was kann man denn damit machen?
Weil ihr dann so sagtet, ey, diese Frage stellt sich gar nicht,
gerade so in den Geisteswissenschaften stellt sich ja häufig nicht die Frage,
was kann man damit machen, sondern man macht das aus einer Überzeugung,
aus einem Enthusiasmus heraus und es wird sich am Ende etwas ergeben.
Das war so die Quintessenz dessen, was ihr da mal aufgezeigt habt.
Aber jetzt mal Fakten auf den Tisch. Was kann man damit machen?
Was macht ihr denn jetzt damit?
Also wo steht ihr jetzt aktuell? Was habt ihr aus dem Filmstudium heraus gemacht?
Was macht ihr beruflich? Seid ihr immer noch Student oder Studentin?
Seid ihr ex-martikuliert?
Oder seid ihr Berater von, keine Ahnung, Steven Spielberg?
Gast
Soll ich anfangen? Das ist echt eine große Frage, weil ich tatsächlich,
glaube ich, einfach die letzten zehn Jahre sehr, sehr, sehr viele verschiedene
Dinge gemacht habe. Ich habe immer viele verschiedene Dinge gemacht.
Ich habe auch während des Studiums immer viele Dinge nebenbei gemacht,
ganz viele verschiedene Jobs gehabt und so. Also ich habe jetzt zuletzt vor
allem für die Berlinale gearbeitet.
Das war ja auch eins von den Themen, die wir mal so angerissen haben.
Filmfestivals, also Berlinale habe ich jetzt drei oder vier Jahre gemacht in
der Programmkoordination für eine Sektion.
Das ist immer ein temporärer Vertrag. Das heißt, man ist da für drei bis fünf
Monate, aber nicht länger und bereitet eben das Festival vor.
Dafür braucht man jetzt kein Filmwissenschaftsstudium.
aber es hilft natürlich total, so ein bisschen zu wissen, worum es da geht.
Es ist vor allem eine Form von Projektkoordination.
Phil
Ja.
Gast
Das ist eigentlich der Job. Außerdem arbeite ich aktuell als Archive-Producerin
für einen Dokumentarfilm für Arte über die Geschichte der Museumsinsel.
Das ist jetzt mein zweiter Dokumentarfilm.
Ich kümmere mich um historisches Material. Ich mache die rechte Klärung.
Ich bin ganz viel im Kontakt mit unserer Schnitttechnikerin und gucke mir den
Rohschnitt an und denke, an der Stelle finde ich das Bild jetzt aber doof,
ich hätte da noch ein anderes Bild für dich.
Mit sowas beschäftige ich mich viel. Ich unterrichte an der Uni,
ich unterrichte ein Seminar in der Filmwissenschaft zum Thema Recherche und
Archiv und versuche Studierenden beizubringen,
was ich so die letzten Jahre mir selber drauf geschafft habe.
Ich hab meinen Bachelor in Filmwissenschaft gemacht, den hab ich auch fertig gemacht, 2017.
Und hab dann meinen Master nicht in Filmwissenschaft gemacht,
sondern in Public History.
Public History ist ein Studiengang, auch den gibt es nur an gefühlt drei Standorten
in Deutschland. Auch das ist wieder so ein bisschen sehr orchideig.
Kleinteilig, aber in Public History geht es darum, wie vermitteln wir eigentlich
Geschichte? Wie funktionieren Museen? Wie funktionieren Ausstellungsnarrative?
Wie funktionieren historische Romane? Solche Dinge.
Und ich habe in Public History mich ganz stark weiter mit historischen Spielfilmen beschäftigt.
Genau, dieser Master ist noch nicht fertig und ich möchte jetzt nichts dazu
hören, dass der noch nicht fertig ist, aber die Masterarbeit ist geschrieben, mir fehlen noch fünf,
zehn, wie viel auch immer, viel zu wenig Leistungspunkte, ich bin kurz davor
und dann bin ich tatsächlich mit meinem Studium fertig.
Also ich bin noch immatrikuliert, aber eigentlich nehme ich das nur noch so
mit, was halt die letzten Meter sind.
Phil
Genau, das ist quasi, du bist am Ende, also das Studium.
Gast
Ich bin eigentlich fertig seit Corona, mehr oder weniger, aber das hat sich
natürlich, wir erinnern uns alle, wie das war.
Da haben sich Dinge nicht so entwickelt, wie man sie wollte.
Aber ich arbeite immer noch ganz viel mit Filmen, also in verschiedenen Richtungen
und habe das nie so richtig wieder losgelassen, sondern suche mir da so meine
verschiedenen Nischen.
Aber es ist genau wie du sagst, es gibt eben nicht den einen Job,
den man dann macht, sondern ich bin multifunktional einsatzfähig.
Lars
Ja, ich würde auch auf jeden Fall einmal unterstreichen wollen,
dass das auch jetzt nach zehn Jahren mit mehr Erfahrung und mehr Einblicken,
auch mehr Biografien auch um uns herum im Freundeskreis und so vollkommen Bestand
hatte, was wir damals gesagt haben.
Es gibt nicht den Ausbildungsjob, den man mit der Filmwissenschaft lernt.
Man wird nicht Maschinenbauer, nachdem man Maschinenbau studiert oder so.
Auch da gibt es natürlich ein breites Feld, aber da ist eben relativ klar,
wie der Job aussehen wird oder in anderen Feldern. Aber es gibt ganz viele Optionen
und irgendetwas geht dann immer.
Ich glaube, das kann man auch bei den ganz wenig geradlinigen Biografien so
sagen, die jetzt, also deine ist ja jetzt gar nicht so wenig geradlinig eigentlich,
aber es gibt ja auch noch Menschen, die wir kennen, die so von links nach rechts
aber auch immer irgendwie im Filmbereich tätig sind und so.
Also bei mir persönlich, um die Frage zu beantworten, ist es eigentlich fast langweilig.
Ich habe auch meinen Bachelor fertig gemacht, auch 2017 oder 2016,
also kurz nachdem, also das habe meinen Bachelor ganz normal fertig gemacht,
habe dann auch meinen Master auch im Fach Filmwissenschaft gemacht, auch hier in Berlin.
Und hatte dann ziemlich unmittelbar nach dem Master die Möglichkeit zur Promotion an der FU zu bleiben.
habe da, also das war ja dann nicht so gradlinig, weil ich ein Stipendium hatte
und eine Vertretungsstelle und dann eine andere Stelle,
also habe so ein bisschen mich durch die Finanzierung sozusagen erst gehangen
und hatte dann aber relativ lange eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter
in einem Forschungsprojekt und habe aber über die Jahre.
Meine Promotion im Fach Filmwissenschaft gemacht.
Gast
Sag es, sag es.
Lars
Die allerdings, was?
Gast
Sie ist abgegeben.
Lars
Ja, ich habe die Dissertation abgegeben im Oktober diesen Jahres, ganz frisch.
Phil
Vielen Dank, vielen Dank.
Lars
Die schriftliche Arbeit habe ich kürzlich abgegeben. Ich habe sie noch nicht
verteidigt. Also ich habe die mündliche Prüfung sozusagen noch nicht gemacht.
Gast
Darf noch nicht Dr. Lars sagen.
Lars
Nein, ich darf den Titel nicht führen. Ich habe den auch noch gar nicht bestanden, streng genommen.
Also das wird sich jetzt zeigen. Jetzt wird die Arbeit begutachtet.
Dann muss ich eben nochmal einen Vortrag halten. Und dann gibt es eine Note
für das Ganze und dann habe ich irgendwann Anfang nächsten Jahres den Abschluss
auch als Doktor im Fach Filmmissenschaft.
Aber das ist sozusagen der eine kleine Twist in dieser sehr,
sehr, sehr langweiligen Uni-Biografie sozusagen.
Aber ich habe zu Videospielen promoviert. Also, oder ich bin dabei,
zu Videospielen promoviert gehabt zu haben. Ich habe also im Fach Filmwissenschaft
eine Dissertation über digitale Spiele geschrieben.
Aber davon abgesehen bin ich auch sozusagen den Filmen immer treu geblieben.
Ich unterrichte auch gelegentlich auch am Institut, an dem wir zusammen studiert
haben und bin aber halt wirklich...
Einfach da geblieben. Ich sitze heute in denselben Räumen, in denen wir vor zehn Jahren saßen.
Phil
Nur auf der anderen Seite.
Lars
Nur auf der anderen Seite vom Tisch. Oder nicht auf der anderen Seite.
Es gibt es meistens so ein U.
Gast
Ich finde das ja was total Interessantes. Wenn du das so erzählst,
klingt das total geradlinig. Und auch wenn man sich das so anguckt, wäre das ja so.
Aber diese vielen verschiedenen Finanzierungslücken oder Finanzierungswechsel,
die so ganz klassisch einhergehen mit so einer Beschäftigung an der Uni,
die sieht man da ja dann immer gar nicht.
Also wie abwechslungsreich jetzt tatsächlich eher zynisch formuliert.
Ich weiß nicht, ob das die Nerdtalk-Hörer und Hörerinnen wissen,
wie schwierig das an Universitäten ist, dort beschäftigt zu sein und wie stark
das eben mit unstetigen Beschäftigungen, beziehungsweise vor allem befristeten
Beschäftigungen verbunden ist.
Weil ich finde das total wichtig. Vielleicht magst du da noch drei Sätze dazu sagen.
Lars
Absolut, das ist ein guter Punkt, weil das sonst untergeht. Ich meine,
wenn du deine Biografie erzählst, ist irgendwie klar, dass das nicht mit langfristigen
Arbeitsverträgen einhergegangen ist, aber auch immer mit gutem Auskommen,
aber nicht mit zehn Jahren Jobsicherheit.
Gast
Und als Entscheidung, ich möchte ja so arbeiten, ich möchte unstetig arbeiten,
ich möchte projektbezogen arbeiten, ich habe mir das so ausgesucht.
Lars
Genau. Und bei mir, ich habe sozusagen versucht, immer möglichst nicht unstet
zu arbeiten, weil das mir einfach näher kommt, vom Naturell her ein bisschen
mehr Sicherheit zu haben.
Also du sagst ja auch, bei dir ist das genau das nicht, dass dich das eher hemmt
oder eher belastet, so eingebunden zu sein in langfristige Arbeitszusammenhänge auch.
Und man muss aber bei mir sagen, also genau an der Uni zu bleiben,
ist was, was relativ schmerzhaft sein kann.
Und wenn wir jetzt sagen, zehn Jahre später, in diesen zehn Jahren ist der längste
Arbeitsvertrag, den ich hatte, hatte eine Dauer von, ich glaube, zweieinhalb Jahren.
Also das ist die längste Befristung, die eines meiner Arbeitsverhältnisse hatte.
Gast
Und da warst du schon sehr gut damit.
Lars
Und damit bin ich, glaube ich, im oberen Teil des Spektrums von wissenschaftlichen
Arbeitsverträgen. Der kürzeste Arbeitsvertrag, den ich hatte, war, glaube ich,
Vier Monate oder so. Also es ist alles dazwischen gewesen und alles zwischen
Stipendium bis über 50 Prozent, 65 Prozent, 100 Prozent, Teilzeit, Vollzeit und so.
Gast
Elternvertretung.
Lars
Elternzeitvertretung mit hier nochmal ein Prozent da. Also auch nie was,
was jetzt daran gelegen hätte, dass ich gesagt hätte, jetzt mache ich mal Teilzeit,
sondern was auch immer an Finanzierungslagen liegt und an dem,
was ausgeschrieben wird und so. Aber kein Grund, mich zu beschweren.
Es ist sozusagen für eine Universitätsbiografie bisher noch relativ gut und
komfortabel gewesen immer. Also das geht auch viel schlimmer.
Gast
Und das ist, glaube ich, eigentlich der Punkt, auf den ich hinaus will.
Das ist halt der Normalzustand für mehr oder weniger alle wissenschaftlichen
Mitarbeiter und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen, die an Universitäten angestellt sind.
Das ist völlig normal, dass das immer diese unstetigen Beschäftigungsverhältnisse sind.
Lars
Und trotzdem würde ich auch da sagen, es ist glaube ich gut,
das genauso offen und transparent anzusprechen.
Darüber wird insgesamt auch jetzt, wenn vielleicht unter den Hörerinnen und
Hörern Menschen sind, die auch studieren oder studieren wollen oder über Geisteswissenschaften
nachdenken, sei das als Erststudium oder sei das als Zeitstudium später im Leben oder so.
Also es ist eine Entscheidung, die man ganz bewusst treffen muss und die von
einer großen Leidenschaft getragen sein muss, die aber immer trotzdem Wege findet.
Sei das freiberuflich, sei das in meinem Fall an der Uni mit Aufs und Abs und
mal mehr Sicherheit, mal mehr Unsicherheit.
Und ich hatte auch Phasen, wo ich dachte, fuck, mein Arbeitsvertrag endet in
sechs Wochen und ich weiß nicht, was ich dann machen werde und so.
Und dann ergibt sich wieder was und so.
Das ist auf jeden Fall Teil davon. Aber bislang ergibt sich halt auch immer
irgendwie irgendwas. Das wäre jetzt ein anderes Thema.
Ich glaube, alle wissen momentan die Diskussionen um Kürzungen im Kulturbereich, besonders in Berlin.
Aber auch der Bundeshaushalt ist jetzt nicht, da schwimmt das Geld nicht in
reichen Flüssen die Landschaft hinunter.
Das wissen, glaube ich, alle. Das wäre jetzt nochmal ein eigenes Thema,
dass das vermutlich in den nächsten Jahren leider auch nicht besser wird und
wenn dann eher schlechter.
Aber genau, das ist mein Teil der letzten zehn Jahre gewesen.
Phil
Klingt trotzdem ganz schön anstrengend.
Lars
Ja, das kann man wohl sagen.
Phil
Kurzer Exkurs, weil das vielleicht der ein oder die andere aufgehört, hingehört haben.
Du machst Filmwissenschaften und dann machst du auf einmal Videospiele.
Gast
Ja, das versteht niemand.
Phil
Wie hängt das zusammen?
Lars
Ja.
Das hängt damit zusammen, dass in Deutschland das Universitätssystem insgesamt relativ träge ist.
Jetzt nicht nur was konkrete Prozesse wie Arbeitsverträge und so angeht,
sondern auch was größere strukturelle Veränderungen angeht.
Das kann jeder sich, glaube ich, gut vorstellen.
Damit hängt aber auch zusammen, dass sowas wie die Game Studies in den USA oder
in Skandinavien oder so.
Gast
Oder Public History.
Lars
Oder Public History. Genau dasselbe Feld. Und die es anderswo schon viele gibt.
Gast
Jahrzehnte.
Lars
Und wo auch Institute existieren und Forschungsprojekte und so.
Und in Deutschland gibt es auch Forschungsprojekte in dem Feld und auch ein
paar Institute und Game Labs und so.
Also es gibt aber keinen Studiengang Videospielwissenschaft oder Spielwissenschaft
oder so, der vergleichbar wäre mit diesem geisteswissenschaftlichen Studiengang
Filmbissenschaft oder Literaturwissenschaft.
Es gibt ein paar Studiengänge, die dann Game Design sind oder Game,
ich glaube es gibt auch Game Theory oder so, aber das ist immer so ein bisschen
mehr angebunden an eigentlich Informatik oder Design.
Also an Game Programmierung, Spielentwicklung, aber auch Game Producing,
also dann mehr so betriebswirtschaftliche. Also irgendwie auch immer,
da gibt es, also es gibt, ich will das nicht falsch formulieren,
es gibt relativ viele Studiengänge im Bereich Games, die aber halt technisch
betriebswirtschaftlich Design sind oder so.
Und so wie die Filmwissenschaft dich nicht aufs Filmemachen vorbereitet und
die Literaturwissenschaft nicht aufs Romanschreiben oder so,
so gibt es eben bisher, meines Wissens, gibt es keinen geisteswissenschaftlichen
Studiengänge in Deutschland, der eben sagt, nee,
Videospiele sind jetzt Gegenstand unserer ästhetischen, historischen Studie.
mit medienteoretischen Untersuchungen. Und deswegen, wenn man jetzt sagt,
wie in meinem Fall, ich interessiere mich für Videospiele, ich möchte dazu gerne
forschen und als Filmwissenschaftler bin ich zumindest, was Medienteorie.
Audiovisuelle Bilder, Analyse von audiovisuellen Bildern usw.
angeht, nicht ganz so schlecht darauf eingestellt, mich auch mit Videospielen zu befassen.
Und da gibt es, wäre jetzt eben Filmwissenschaft eines der, eines sozusagen
der disziplinären Dächer, unter dem man Videospielforschung machen kann.
Das geht auch in der Kulturwissenschaft oder in der Geschichte machen das einige.
Gast
In Public History machen das tatsächlich auch Menschen.
Lars
Genau, das hängt dann auch damit zusammen, was man von Videospielen will.
Es gibt ein paar sehr, auch in der Geschichte zum Beispiel, ein paar sehr,
sehr gute Bücher und ein paar sehr gute Leute in Deutschland.
Gast
Und auch ein paar sehr schlechte.
Lars
Aber es gibt, man muss sagen, anders als in der Filmwissenschaft ist es bei
den Spielen, gibt es ein paar Leute, die richtig interessante Sachen mit Geschichtsdarstellungen
zum Beispiel machen und eben nicht sagen, wie authentisch ist das Römische Reich im Spiel,
sondern sich fragen, was für ein Bild von Römischem Reich ist denn zum Beispiel
in Spielen angelegt. Also Assassin's Creed oder was weiß ich.
Und das wäre dann was, wo man vielleicht eher in der Geschichte zu Hause wäre oder so.
Und im Grunde ist es halt ein breites interdisziplinäres Feld,
wo jetzt die Filmwissenschaft einfach ein mögliches Zuhause ist,
um das zu machen, so vielleicht gesagt.
Oder ein möglicher Startpunkt, von dem aus man dann sich mit Videospielen befassen kann.
Ich arbeite aber auch zu Filmen. Also ich habe promoviert zu Videospielen.
Also ich habe jetzt ein Buch sozusagen, also noch ist es kein Buch,
meine Abschlussarbeit geschrieben, die dann irgendwann in ein,
zwei Jahren als Buch erscheinen wird, zu Videospielen geschrieben.
Aber ich habe auch in der Zeit Vorträge zu Filmen gemacht und eben Seminare
in der Filmbissenschaft und Aufsätze geschrieben über Filme.
Also das ist nicht so, dass man das eine oder das andere nur machen kann.
Gast
Lars darf jetzt nie wieder bei Nerd Talk sprechen, weil er spricht über Videospiele.
Phil
Genau.
Gast
Weil er kann auch wirklich nicht mehr über Filme sprechen. Das ist völlig vorbei.
Phil
Das ist unmöglich. Vielleicht die Hörerinnen und Hörer der allerersten Sendung
werden sich vielleicht jetzt freuen, weil dieser Podcast heißt ja eigentlich Nerd Talk.
Da gab es ja auch den Olli, der tatsächlich Gründungsvater quasi von Nerd Talk
ist, der das dann aber relativ bald in meine Hände gegeben hat,
weil wir halt sehr viel über Filme gesprochen haben.
Und er tatsächlich ein Games-Journalist mindestens war. Ich weiß gerade tatsächlich nicht, was er heute tut.
Aber da wirklich in einer der größeren Games-Zeitschriften Artikel geschrieben
hat und Games getestet hat.
Und er wollte über Spiele, über Videospiele sprechen, wo er bei Andi und mir
eher schwierig aufgehoben war, weil wir jetzt nicht die krassen Gamer sind.
Andi spielt jetzt deutlich mehr, ich weiterhin relativ wenig.
Und viele, die bei Nerdtalk einsteigen, denken dann ja auch. Also, Nerd Talk halt.
Lars
Wobei du ja eigentlich Nintendo Ultra bist.
Phil
Ich bin Nintendo Ultra, das stimmt wiederum.
Lars
Das hat wiederum auch einen Eingang in meine Disc gefunden, weil ich ...
Phil
Ich bin namentlich ...
Lars
Nee, du bist namentlich nicht drin.
Gast
Die Bande. Die Bande. Da ist sie wieder.
Lars
Über die Bande, es gibt ein ganz kleines Kapitel zu Ice Hockey.
Ein Spiel, das ich kennengelernt habe, weil wir beiden das einfach sehr viel
auf deinem Nintendo gespielt haben.
Phil
Ja.
Lars
Das hat den Weg in die Disc gefunden, ja.
Phil
Da ist die Bande wieder.
Lars
Ja, da ist die Bande.
Phil
Unfassbar.
Lars
Ja, insofern bist du schon namentlich erwähnt, aber nicht im Fließtext.
Phil
Okay.
Lars
Aber gut, wäre das nicht noch eine Folge für ein künftiges Nerd Talk Extended?
Was macht Olli eigentlich heute für die ganz harten Nerd Talk Ultras,
die die ersten 17 Folgen gehört haben und immer noch dabei sind?
Phil
Nein, die ersten 17 gibt es nicht mehr.
Lars
Es gibt die ersten 17 minus 1, oder wie ist das?
Phil
Nee, es gibt die ersten 27 nicht.
Gast
Also hat niemals jemand Olli gehört?
Phil
Also doch, das schon. Bis 2013, wo die große Abmahnung bei Nerdtalk ins Haus
flatterte und der derzeit, also
der Besitzer, nämlich ich, dann in einer leichten Panik-Situation war.
auf Anraten des Anwalts alle Dateien vom Server runtergelöscht hat,
damit die bloß nicht mehr öffentlich abrufbar sind.
Aber in dieser Paniksituation, die du dann doch hast, wenn so ein Rechtsanwalt
die Urheberrechtsverletzungen vorwirft oder eine Rechtsanwaltskanzlei.
Gast
Und auch ganz viel gleich droht.
Phil
Und glaube ich, gleich auch ganz
viel droht und dann sind die Schadensersatzhöhen natürlich exorbitant.
Gast
Die wollten deine Niere.
Phil
Das war noch das günstigste von allem. Habe ich nicht auf Backups oder überhaupt
auf die Produktionsdateien geachtet.
Und dann habe ich, also die gab es vielleicht noch irgendwo zu der Zeit, sie sind nicht mehr da.
Und das heißt, ich habe noch alle Produktionsdateien bis zur Episode 28,
glaube ich, rückwirkend, aber 1 bis 27 fehlt uns.
Lars
Also erneut vielleicht an dieser Stelle einmal der Aufruf an alle Hörerinnen
und Hörer, falls ihr auf irgendwelchen alten Festplatten noch die Folge iPods
oder so etwas, auf irgendwelchen iPods,
wo auch immer auf einer Diskette als Backup Kopie Nerd Talk Folge 1 bis 27 habt,
schreibt, oder auch nur eine einzige davon schreibt für.
Phil
Bitte.
Gast
Zeitdokument. Zeitdokument, ja. Es ist total interessant.
Lars
Hat Oli die denn nicht vielleicht noch?
Phil
Den haben wir auch schon gefragt, der hat sie auch nicht mehr.
Gast
Ich war heute ja mit meinem Seminar, wir hatten heute Exkursion, quasi so Fußnote.
Phil
Juhu, Exkursion!
Lars
Vor den Ferien!
Gast
Wir waren heute im Deutschen Rundfunkarchiv und haben uns natürlich dort angehört,
die haben den DDR-Rundfunk und ganz viele Nachlässe und so weiter und haben
uns aber eben dort auch gehört, wie viel halt nicht überliefert ist.
Natürlich, weil das eben kein Thema ist nur von oh, wir löschen aus Versehen
mal was oder ist es irgendwie was verloren gegangen, sondern solange es Medien
gibt, gibt es halt Überlieferungslücken.
Und dass es die ersten 27 Folgen von Nerdshot nicht gibt, zeigt eigentlich nur,
wie schwierig es ist, überhaupt vollständige Überlieferungen zu haben,
weil das einfach ganz schnell geht.
So schnell und dann sind halt 27 Folgen weg. Damit bist du quasi nicht alleine.
Der halbe DDR-Rundfunk ist weg.
Wollte ich nur sagen. Hilft dir jetzt nicht so richtig viel.
Phil
Nee, aber ich finde das faszinierend und erschreckend zugleich, muss ich sagen.
Gast
Und das ist, je stärker wir auf digitale Medien setzen, desto stärker wird das.
Weil wie schnell löscht man irgendwas und es gibt halt kein Backup mehr.
Es liegt halt nirgendwo nochmal.
Und die Archive sagen zumindest immer noch, vielleicht haben wir noch ein Negativ
oder vielleicht finden wir nochmal eine andere Kopie oder wir haben noch ein
Sicherungsstück von irgendwas. Das ist jetzt sehr viel Archivsprech,
aber gerade wenn es dann nur noch ums Digitale geht, das ist ein ganz anderes Thema.
Aber natürlich finde ich es schön, an diesem Beispiel zu sehen,
dass es natürlich auch Podcasts so geht.
Das scheinen ja irgendwie super junge, aktuelle Formate zu sein,
aber die verschwinden genauso.
Phil
Ich hatte auch mal einen Podcast, das Junggesellen-Blog. Die Domain besitze
ich zwischenzeitlich noch nicht mal mehr.
Gast
Ich lasse das einfach so stehen. mir fällt zu viel dazu ein.
Lars
Hast du sozusagen, war das die Themenbezeichnung? Hast du über das Junggesellendasein
geblockt und so Tipps für Junggesellen und was macht man als Junggeselle?
Phil
Nee, das stammt noch aus, also das ist jetzt ja eine aktuelle Bestrebung,
so Themenpodcasts rauszubringen.
Früher, da war man ja eher.
Gast
Was heißt früher?
Phil
Also früher, früher.
Gast
Früher 2000er.
Phil
Vor 2005. Sagen wir mal 2010. Nein, also 2007.
Lars
Du hast den Junggesellen-Blog nicht mehr gemacht.
Phil
2007 habe ich ja erst mit dem Podcasten wirklich angefangen.
Lars
Aber als, okay. Aber du hast das Junggesellen-Blog nicht mehr gemacht,
als wir uns 2009 kennengelernt haben. Ja, dann war das kurzlebig.
Gast
Oder hat es dir einfach nicht erzählt.
Lars
Oder hat es mir verheimlicht.
Phil
Genau, das kann auch sein. Ja, nein.
Gast
Also verständlich, aber.
Phil
Ja, nein. Es ist auch wirklich sehr gut, dass diese Zeitdokumente aus dem Internet.
Gast
Hast du mal bei archive.org geguckt?
Lars
Oh, interessant. Und die Domain ist, was nochmal? Junggesellenblog.de, ja?
Gast
Oder komm, oder Phil.
Phil
Und in diesen Sendungen finden wir raus.
Lars
Wir verlinken das in den Show Notes. Phil, ich verdiene mein … Und wenn Phil
das in den Show Notes nicht verlinkt, verlinke ich das in einem Kommentar unter dieser Episode.
Gast
Phil, ich verdiene mein Geld ja mit Recherche und Archiv, ne? Ich finde alles.
Phil
Vielleicht suchen wir bitte Episoden.
Gast
Ich wollte gerade sagen, vielleicht nicht Folge 1 bis 27, weil die hast du selber
eigenständig aus dem Internet entfernt. aber man kann ja mal gucken.
Phil
Also wenn du die findest.
Gast
Was jetzt? Das Junggesellen-Blog?
Phil
Ich gebe dir ein Glas Milch aus dann dafür.
Gast
Laktoseintoleranz auf gar keinen Fall.
Phil
Dann vielleicht eine Miomate nicht-Banane.
Lars
Miomate Ingwer ist ein wirklich gutes Getränk.
Gast
Das sagst auch nur du. Was hast denn nur los mit euch?
Phil
Auf jeden Fall war das die Zeit der Laber-Blogs oder der Laber-Podcast.
Gast
Ja, und das hier ist ja völlig anders.
Lars
Das hier ist zum Glück was ganz wissend. Wir halten hier historisch einen kleinen
Hügel, den wir verteidigen vor den Wellen der Themenpodcasts.
Gast
Was?
Phil
Und das hatte ich halt mit Junggesellen-Dasein. Ich wohnte alleine,
tue ich ja bis heute immer noch und ich hatte Spaß am Audio-Medium,
habe ich heute immer noch, nur dass meine Inhalte zwischenzeitlich ein bisschen...
Gast
Hast du dann mit dir selber gesprochen?
Phil
Ja, es war ein Single-Podcast. Also im wahrsten Sinne des Wortes.
Lars
Das kann man nicht anders sagen.
Gast
Phil, this is so sad. Du warst in deiner Wohnung und auch mit dir selbst.
Lars
Aber das ist ja nicht sad, weil da muss ich Phil für mich verteidigen,
das war ja eine Zeit lang Podcasting. Also sowas wie Schlaflos in München oder
so war ja im Grunde auch, wie hieß die?
Phil
Annik Rubens.
Lars
Annik Rubens, die mit sich selber gesprochen hat oder so. Das war ja eine Zeit lang,
die eigentliche Gründungsphase von Podcasts bestand, glaube ich,
wahrscheinlich zum Großteil oder zumindest zur Hälfte oder so,
aus Leuten, die völlig alleine gesprochen haben. Die Radiomoderatoren reden
ja auch mit sich selber so gesehen.
Gast
Wird demnächst bestimmt ein Ding, die Podcast-Forschung.
Lars
Gibt es ja schon. Es gibt Forschung zu Podcasts.
Gast
Das war jetzt quasi meine elegante Überleitung zu Lars, der mich so ein bisschen
abgetan hat jetzt damit, aber eigentlich wollte ich ihn moderatorisch quasi.
Lars
Aber ich forsche nicht zu Podcasts.
Phil
Noch nicht.
Lars
Nee, vielleicht, ja.
Gast
Hilfst du nicht mal zu Podcasts vor?
Phil
Sehr gerne, ich habe einen Vollzeitjob.
Lars
Den kannst du ja aufgeben für eine unsichere Karriere in der Wissenschaft.
Gast
Ja, und wie wir beim letzten Mal ausgerechnet haben, sind ja 40 Stunden in der
Woche wirklich, also ...
Phil
Ja, das ist Luxus.
Lars
Stimmt, das war eine lustige Rechnung, die wir in der Folge gemacht haben.
Gast
Die geht wirklich überhaupt nicht auf.
Phil
Ich habe sie tatsächlich, ich habe sie mir aufgeschrieben und habe sie dabei,
weil das tatsächlich eine Frage ist.
Ihr habt mal vorgerechnet, also wir kamen so über von 40-Stunden-Woche und ihr
habt dann so vorgerechnet, du hast vorgerechnet, Lars, dass das ja alle,
also dass Filmwissenschaften und das Studium an sich auch sehr aufwendig sind.
Gast
Das hat immer nur funktioniert, weil Lars tatsächlich die Texte auch alle gelesen hat. Ich nicht.
Phil
Du hast vorgerechnet, Lars, ungefähr mal so zwei Stunden, also so eine Vorlesung
besteht ja auch immer daraus, dass man sich diesen Film auch anschaut,
um danach zu diskutieren.
Und du hast dann vorgerechnet, man schaut so ungefähr zwei Stunden den Film,
dann gibt es nochmal eine zwei Stunden Diskussion in der Runde,
dann gibt es im Nachhinein abends oder sonst etwas begleitende Literatur lesen
oder die Notizen aufbereiten, da kommt man so auf vier bis sechs Stunden Aufarbeitung,
sodass man ungefähr auf zehn Stunden pro Seminar kommt.
und das bei sieben Seminaren pro Woche kommt man zwangsläufig auf eine 70-Stunden-Woche.
Gast
Ich habe beim Höhen jetzt nochmal gedacht, dass sieben wirklich viel war.
Lars
Ich habe zu der Zeit sehr, sehr viele Seminare belegt, weil das,
glaube ich, auch diese extreme Begeisterung, gerade so im dritten Semester war.
Also in den ersten beiden Semestern habe ich mich jedenfalls damals noch ein
bisschen stärker in den Regelstudienplan gehalten und so ein bisschen geguckt,
was wird denn jetzt empfohlen und so und ab dem dritten Semester habe ich dann
eigentlich alles belegt, was irgendwie ging und auch Seminare besucht,
für die ich gar keine Punkte bekommen habe, einfach, weil es interessant war oder so.
Und das war schon eine Phase, wo diese Rechnung für mich auf jeden Fall gestimmt hat.
Also da habe ich wirklich auch so gerade so drittes, viertes,
fünftes Semester, glaube ich, das, bevor dann im sechsten Semester mehr so die
Bachelorarbeit im Fokus stand, da habe ich ziemlich exzessiv Seminare belegt,
um halt alles aufzusaugen,
Was irgendwie da war. Ich glaube, dass das mit der 70-Stunden-Woche stimmt,
einfach von der Arbeitszeit her.
Ich glaube aber, dass das nicht, dass die Rechnung nicht, also das Ergebnis
ist richtig, ich glaube, der Rechenweg ist nicht ganz richtig,
weil ich nicht glaube, dass ich für alle Seminare vier bis sechs Stunden Vor-
und Nachbereitung gemacht habe.
Das erscheint mir sehr viel zu sein. Ich glaube so zwei bis vier Stunden von
Nachbereitung ist pro Seminar realistischer,
aber da kann man jetzt darüber diskutieren, ob man das reinrechnet,
aber ich habe natürlich auch darüber
hinaus dann abends im Arsenal Filme geguckt oder im Zeughaus gehen,
also habe sozusagen abends jetzt dann auch in der Regel immer eigentlich jeden,
also wir waren fast jeden Tag unter der Woche abends im Kino und jetzt nicht zum Spaß,
um uns berieseln zu lassen, sondern halt in den historischen Filmreihen eben
in diesen Berliner Kinos.
Gast
Ich habe vor zwei Tagen ein Interview gemacht im Arsenal, weil das Arsenal-Kino,
wer es nicht kennt, in Berlin schließt am Sonntag.
Nach 25 Jahren am Potsdamer Platz oder nach 24 Jahren, die ziehen um in den
Wedding in Silent Green. Das wird irgendwann alles ganz toll,
aber jetzt eben gehen sie.
Phil
Und ist eines der der Programm- und Historienkinos sozusagen in Berlin.
Gast
Es ist eins von den Kinos, die eben tatsächlich einfach alte Filme zeigen und die wirklich.
Lars
Ausschließlich, die einfach ein historisches Filmprogramm haben.
Gast
Genau und ich habe da so ein kleines Interview gegeben für eben wirklich deren
Archivsituation, um einfach festzuhalten, was bedeutet das Arsenal für Menschen
und hatte dafür meine Magical History Tourkarte in der Hand mit 50 Filmen,
die ich zwischen November 2014 und November 2015 gesehen hatte.
und ich natürlich dann irgendwie über meinen Letterboxd-Account tatsächlich
nachvollziehen kann, welche 50 Filme ich da gesehen habe. Und wir teilweise wirklich...
Wir haben uns da ja immer wieder getroffen und wir waren da ja auch viel zusammen.
Wir teilweise wirklich viermal die Woche da waren. Also wirklich exzessiv.
Lars
Und insofern, wenn man das mit reinrechnet, kommt man auf die 70 Stunden auf jeden Fall.
Wenn man jetzt sagt, also ich würde sagen, es ist wichtig, ernst zu nehmen,
dass das Filme sehen Arbeit ist für jemanden, der Filmwissenschaft studiert
oder eben als Filmwissenschaftlerin arbeitet.
Wenn man jetzt sagt, na, man klammert das vielleicht so aus,
ein bisschen aus, weil es jetzt nicht nur harte Arbeit ist,
dann bliebe man immer noch eben bei, also zwei Stunden Sichtung,
zwei Stunden Seminarbesuch und sagen wir mal im Schnitt drei Stunden Vor- und
Nachbereitung wäre man immer noch bei sieben Stunden pro Seminar und dann ist
man bei sieben Seminaren immer noch bei einer 49-Stunden-Woche.
Also dass irgendwo dazwischen liegt der Schnitt, den man, das ist ja auch von
Woche zu Woche mal anders.
Gast
Und da ist noch keine Hausarbeit geschrieben.
Lars
Nee, nee, genau. Das gilt halt für die Semesterzeit. Und in den Semesterferien
hat man dann bei sieben Seminaren wahrscheinlich so drei, vier Hausarbeiten, die man schreiben muss.
Gast
Da musste ich tatsächlich beim Hören jetzt nochmal sehr schmunzeln,
weil wir reden so drüber, wie viel Hausarbeiten man schreiben muss.
Aber im dritten Semester ist das ja irgendwie gefühlt noch gar nicht gewesen.
Und es wird einfach irgendwann so viel. Ich weiß teilweise nicht mehr,
worüber ich geschrieben habe, weil ich irgendwie denke, wann war das?
20 Seiten zu diesem Thema, 20 Seiten zu diesem Thema.
Also ich glaube, das kann man schon nochmal auch so stark machen,
wie sehr dieses geisteswissenschaftliche Studium uns aufs Schreiben von wissenschaftlichen Texten getrimmt hat.
Das ist tatsächlich am Ende, wenn man es so ganz stark runterbricht,
weil du ja vorhin auch fragtest, was macht man dann damit?
Das ist am Ende eigentlich der Kern dessen, was man da lernt.
Wie schreibe ich einen Text, einen wissenschaftlichen Text?
Lars
Das ist, würde ich auch sagen, die kernhandwerkliche Kompetenz, die man lernt.
Wir entwickelten Argumentationen aus einem Gegenstand heraus,
dass jetzt ein Film oder eine Serienepisode oder sowas.
Gast
Dann ist es eben anwendbar, also dann kann es eben auch ein Videospiel sein,
dann kann es ein Foto sein, dann kann es irgendwie ganz viel verschiedenes anderes sein.
Aber es war irgendwie schön, diesen Magical History Tour Pass in der Hand zu
haben und zu denken, mit welcher Euphorie wieder und wieder und wieder zum Potsdamer
Platz gestiefelt und noch einen Film gesehen und noch einen Film gesehen.
Lars
Dafür vielleicht nur kurz zur Erklärung, also die Magical History Tour war eine
der historischen Filmreihen im Arsenal, die durchgängig lief,
jeden Monat zu einem anderen Thema, wo einfach, weiß weiß ich,
Farbe im Film oder so dann halt Filme liefen.
Gast
Ende im Film irgendwie.
Lars
Genau, also auch schöne Themenzuschnitte und wir hatten von der Uni die Möglichkeit
eine Sammelkarte dafür zu kaufen,
die hat 45 Euro gekostet und hatte 50 Stempelfelder für Filme und war ein Jahr
lang gültig, sodass du so Zeit hattest in dem Jahr für dann runtergerechnet,
wenn du die wirklich ausgereizt hast, was wir jedes Mal getan haben.
für dann 90 Cent pro Film sozusagen umgerechnet, das zu sehen.
Und das war Gold wert. Und ich glaube, das hat sich auch sehr verändert.
Auch wenn ich jetzt meine Studierenden heute höre und mit denen irgendwie spreche,
ist das Arsenal auch nicht mehr so eine Bezugsgröße, wie das für uns war,
weil auch in Berlin die Wohnsituation sich verändert und Leute gar nicht mehr
so ohne weiteres zum Arsenal hinkommen, weil man viel weiter außerhalb wohnen
muss, wegen der Mieten, bla bla und so weiter.
Gast
Und aber auch weil natürlich… Ich sage nochmal, Zeitdokument.
Ja, ja. Auch das, wir sehen in dem Podcast, wie sich die Dinge verändert haben.
Weil das ist vor zehn Jahren überhaupt kein Thema gewesen.
Also wie stark das irgendwie beeinflusst, ob man jetzt studiert oder nicht.
Also du tippst das so an in dem, was du erzählst, aber so richtig,
so stark ist das natürlich nicht.
Lars
Und es hat sich natürlich die Streaming-Situation schon auch verändert,
dadurch, dass Mubi eine viel größere Sache geworden ist, auch der Katalog von
Mubi viel, viel größer geworden ist, was absolut kein Ersatz ist für ein gutes
kuratiertes Kinoprogramm, wie das jetzt im Arsenal der Fall ist.
Aber was natürlich für viele Studierende ein sehr hilfreicher Ersatz ist,
weil vielleicht wirklich auch die Möglichkeit nicht so da ist,
wenn man eine Stunde 20 oder so zum Arsenal fährt oder man in Treppthof wohnt oder weiß ich wo.
Dann verstehe ich das auch. Und es gibt auf YouTube mehr und mehr Filme,
die rechtefrei sind oder auch nicht rechtefrei sind, aber die dann trotzdem
auf YouTube sind oder so.
Und trotzdem ist das auch eines der Verlustdinge, über die könnten wir jetzt
eine ganze Folge machen wahrscheinlich, was das auch mit der Sichtbarkeit von
Filmen macht, wenn man sagt, okay, ich beziehe mich jetzt auf die Filmgeschichte
als auf das, was fünf Streaming-Anbieter haben.
Das ist im einstelligen Prozentbereich dessen, was die Filme,
wenn überhaupt, wenn das nicht sogar weniger als ein Prozent ist,
dessen, was die Filmgeschichte zu bieten hätte.
Gast
Plus wir ja nie vergessen dürfen, was es alles überhaupt nicht mehr gibt.
Lars
Genau, das meine ich.
Gast
Und was wir grundsätzlich verloren haben. Also nicht nur das,
was digital nicht mehr da ist, aber zwischen 80 und 90 Prozent aller Stummfilme
sind nicht mehr existent.
Die werden wir nie wieder sehen. Es ist wie die Nerdtalk-Folgen 1 bis 27.
Die sind für immer verschollen, außer sie werden in irgendeiner Salzberg-Werk-Mine
vielleicht mal noch einen Schnipsel gefunden.
Phil
Es tut mir so ein bisschen im Herzen weh. Du hast mir diesen Film mal empfohlen
und ich habe mir dann sogar gekauft. Cinema Futures.
Lars
Ja, das ist ein toller Film. Der thematisiert genau das.
Phil
Genau, eine ganz tolle Dokumentation darüber, über den Verfall von Filmen.
So eine sehr imposante Szene, die irgendwie auch beim ersten Sehen dir ziemlich zu Herzen ging, Lars.
so dass es dort so einen Filmprojektionisten gab, der, oder nee,
er war im Archiv, glaube ich, ganz genau, zur Aufbereitung von alten Celluloid-Filmen
und da sagt er dann, kommt er mit dieser typischen Filmdose,
öffnet diese und im Grunde schon beim Angucken zerbröselt das Celluloid.
Das heißt, dann sagt er auch so, okay, das ist jetzt das letzte Exemplar gewesen,
das ist das Einzige und das ist halt hinüber.
Oder auch wie generell dann auch aufgrund von chemikalischen Prozessen,
das einfach zusammenklebt und einfach überhaupt nicht mehr trennbar ist.
Und das ist sehr, sehr...
traurig und packend zugleich zu sehen. Ich hab jetzt gerade vor kurzem mal geschaut,
Cinema Futures, die Website, wo man das noch hätte kaufen und streamen können, gibt's nicht mehr.
Lars
Oh, schade.
Phil
Ich hab tatsächlich so etwas schon geahnt, nicht jetzt nicht so vor zwei Tagen,
sondern gleich als ich es gekauft habe, hab ich mir irgendwie dann die Datei auch heruntergeladen.
War auch zum Download zur Verfügung, das heißt, ich hab diesen Film noch bei mir auf der Festplatte.
Aber wenn ihr mal die Möglichkeit habt, da draußen irgendwie mal Cinema Futures
auf DVD oder sowas zu gucken, tut das mal, war das echt dieses Thema,
Filme, die einfach für immer verschwinden, obwohl sie physisch teilweise ja
noch da sind, ja, die sind da, aber sie sind nicht mehr rettbar.
Gast
Das verschiebt die Perspektive. Ich war heute, wie ich gerade sagte,
im Deutschen Rundfunkarchiv, da arbeiten zwei Menschen in der Technik.
Der eine restauriert so ein bisschen und klebt und versucht irgendwie Töne an
Bilder zu heften und der andere digitalisiert.
Der eine sagte heute so schön, ja, der Kollege, der da digitalisiert,
der ist die Personalunion von 200 Mitarbeitern eines Kopierwerks.
Und das ist für mich so ein sehr einprägsames Bild, was wir so mit unserem Filmerbe
machen, weil tatsächlich diese Archive, und das sind die großen Archive,
das Deutsche Rundfunkarchiv, das Bundesarchiv und so,
die haben eine verschwindende Anzahl von Mitarbeitern, gerade in der Technik.
Und dieses Material ist so, also einerseits natürlich total hartnäckig und das
hält ganz viel aus, aber andererseits muss es gepflegt werden und in den richtigen
Temperaturen gehalten werden und so weiter und wir sind weit entfernt davon,
auch nur ansatzweise das alles digitalisiert zu haben.
Das wäre vielleicht auch mal eine Folge für Nerd Talk Extended,
wenn das Menschen, die Zuhörer interessiert.
Was passiert eigentlich mit diesem ganzen historischen Material?
Wo liegt's? Wem gehört's? Und wie lange dauert es eigentlich,
das alles zu digitalisieren? Ich kann euch da Monologe drüber halten.
Und ja, ich werde es tun, wenn niemand mich stoppt.
Das ist super problematisch. Und auch, wem gehört es und kann ich es eigentlich
benutzen? Und wie sind die Rechte?
Holy shit, haben wir ein Problem mit unserem Filmerbe?
Lars
Ich würde sagen, nächste Folge Extended ist damit gebucht.
Phil
Ja, definitiv. Ich habe eine Frage, die jetzt thematisch passt,
die ich eigentlich an einer anderen Stelle gestellt hätte. Ja.
Aber die mich dann auch jetzt mit eurer Erfahrung und auch mit dieser Thematik,
wie du sagst, Betty, interessiert, denn ich weiß,
dass, und ihr habt das ja auch ein bisschen angerissen, dass so die Filmkultur
in anderen Ländern, zum Beispiel in den USA oder hier in Europa insbesondere,
auch Frankreich zum Beispiel,
deutlich ausgeprägter ist als hier in Deutschland.
Und eine Frage, die ich hier stehen habe, die ich, wie gesagt,
eigentlich später hätte fragen wollen, wo steht die deutsche Filmkultur?
Welchen Wert hat jetzt auch mit
wissenschaftlichem Einblick der Film als Kulturstück hier in Deutschland?
Gast
Das ist eine deprimierende Frage, Phil. Und ich weiß nicht, ob wir genug Zeit dafür haben.
In meinem Kopf ist jetzt so richtig Pingpong. Das tut mir leid.
Wir könnten über Filmförderung sprechen. Wir könnten über, wie finanziere ich
eigentlich einen Film sprechen?
Wir könnten darüber sprechen, wie viel Geld kriegt man von einem Fernsehsender, um einen Film zu machen?
Ah, es reicht immer gerade so, um irgendwas abzuliefern.
All diese Dinge spielen ja in den Stellenwert mit rein.
Wir können über die erfolgreichsten Filme Deutschlands sprechen und was im Kino gerne geguckt wird.
Wir können darüber sprechen, dass man eigentlich nur in Berlin so viele Dinge
gucken kann, weil die meisten anderen Städte gar keine Infrastruktur dafür haben,
Kino so zu zelebrieren, wie wir das Privileg haben, es jetzt zu zelebrieren.
Deswegen übergebe ich mal kurz an dich, du nickst.
Lars
Ja, ich glaube, was die ökonomische Seite angeht, weißt du einfach besser gesagt,
was Filmproduktionen angeht, auch was Festivals angeht.
Ich meine, auch da sind, also ich meine, die Diskussion wird jetzt in Berlin
gerade extrem heiß geführt.
Das kriegt wahrscheinlich der Rest des Landes auch ein bisschen mit,
dass diese Kultureinsparungen jetzt spezifisch für Berlin heißen,
dass vor allem die Theater und so und die Opern Probleme bekommen,
was ein Riesenproblem ist, was so ein bisschen bisher untergeht,
habe ich das Gefühl, dass auch die Berlinale davon ja betroffen ist.
Gast
Was die Berlinale seit Jahren weiß.
Lars
Was aber nichts ändert daran. Deswegen ist es nicht ganz so okay,
dass das nicht ganz so dramatisch diskutiert wird, aber auch das gehört dazu. Und das ist jetzt...
Kann man jetzt zu Recht vielleicht auch sagen, als Hörer in,
weiß ich nicht, Thüringen oder
so, das ist jetzt für mich nicht so ein Problem, aber das ist natürlich,
also die Berlinale ist eines der filmkulturellen Aushängeschilder des ganzen
Landes und da hängt ganz viel auch dran, was da auf dem Markt stattfindet,
was da an Sichtbarkeit für Produktionen und so stattfindet.
Gast
Machen, wenn du Lust darauf hast. Wie funktioniert eigentlich Berlinale?
Was ist der European Cinema Film Market? Was sind so Dinge?
Wie funktioniert eigentlich Filmmarkt in Deutschland? Weil ich finde es super
spannend, wenn das Leute interessiert, weil man denkt halt, Filme kommen halt
ins Kino, aber da steckt halt eine gigantische Industrie.
Lars
Und da unterschätzt man dann vielleicht, was für einen Stellenwert Berlin hat
und auch wenn man jetzt irgendwie als CSU-Wähler in Bayern sagt,
ja Berlin ist aber nicht Deutschland oder so. Das stimmt.
Gast
Das Film fest in München interessiert niemanden.
Lars
Genau, es gibt ein paar Dinge, die einfach faktisch in Berlin stattfinden,
ob man jetzt Berlin mag oder nicht, spielt dann nicht so eine große Rolle,
weil davon hängt eben trotzdem viel ab, auch was das Fernsehprogramm angeht
und so weiter und so fort.
Und insofern ist glaube ich erstmal festzuhalten, dass umso mehr Geld für Kultur
insgesamt gestrichen wird in Deutschland und in den Ländern, desto weniger,
desto geringer kann erstmal der ökonomische Stellenwert von Filmen nur sein,
weil auch die Filmförderung in Deutschland zu großen Teilen an Landesmedienanstalten hängt,
also Medienbord Berlin-Brandenburg ist wahrscheinlich vielen ein Begriff,
weil das oft in Abspann von deutschen Filmen auftaucht oder Filmförderung Baden-Württemberg oder so.
Gast
MdM, Mitteldeutsche Medienförderung.
Lars
Mitteldeutsche Medienförderung, genau. Das sind alles so Sachen, die sind...
Gast
NRW als ganz großer Player.
Phil
Genau, stimmt.
Lars
Das ist auch alles Geld, das fehlt, wenn Kultur gekürzt wird.
Gast
Diese Förderungen sind extrem spezifisch, also sie werden an einen Film gebunden,
man reicht den ein und dann entscheidet ein Gremium.
Wer auch immer jetzt zuhört und sagt, stimmt nicht, melde sich bitte bei mir,
aber ein Gremium auch nach relativ undurchsichtigen Maßstäben,
welcher Film gefördert wird und welcher nicht.
Es gibt dafür auch Vorschriften und Gesetze und in der Regel soll diese Filmförderung,
funktioniert die wie so ein zinsloses Darlehen, die soll also zurückgezahlt
werden, was dazu führt, dass Filmförderung nur für Filme ausgegeben wird,
von denen man eben auch der Meinung ist, dass sie das wieder einspielen können.
Und das heißt natürlich vor allem für unabhängige Sachen, ein bisschen abseitige
Sachen, kleine Sachen, die vielleicht auch eben nicht die gängigen Themen bespielen,
dass die es extrem schwer haben in der Filmförderung, wohingegen Filme mit Florian
David-Fitz und Matthias Schweighöfer nach wie vor und weiter relativ viel Förderung kriegen.
Man kann das alles öffentlich einsehen, das ist auf Websites,
man kann sich die Filmförderung Bayern,
die Filmförderung des Medienboards, kann man sich alles angucken,
mit wie vielen Millionen diese Filme gefördert werden, die halt am Ende die
einzigen sind, die auch nur ansatzweise das auch wieder einspielen können.
Also wir fördern quasi Filme, die auch zu einer Bank gehen könnten,
um einen Kredit zur Finanzierung zu bekommen.
Und alles drumherum hat es schwerer. Wir fördern also Kommerz.
Lars
Das wird nicht besser, wenn das Geld knapper wird, weil dann wird es immer mehr
sich zuspitzen auf diese Großproduktion.
Gast
Um jetzt den Bogen quasi zu schließen zu deiner Frage, auch wenn das jetzt sehr
polemisch klingt, der Stellenwert von Film in Deutschland ist ein kommerzieller.
Also wir wollen quasi, dass der kommerzielle Film funktioniert.
Und wenn man sich anguckt, was die erfolgreichsten Filme der letzten 10,
20 Jahre waren, dann ist das auch so.
dann ist halt der kommerzielle Film das, was irgendwie interessant ist,
weil viele Millionen, Millionen gehen ja sowieso nicht ins Kino in Deutschland,
aber das ist das, was halt einen Stellenwert hat.
Ich glaube nach wie vor, das war auch so ein bisschen Thema in meiner Bachelorarbeit
und so, wir unterschätzen massiv, was im Fernsehen passiert.
Die Filmwissenschaft ist da auch sehr blind demgegenüber, was so im Fernsehen
passiert oder zumindest die Filmwissenschaft, die wir so betrieben haben.
Phil
Also die Fernsehfilme sind zu simpel oder was?
Gast
Nee, die Fernsehfilme werden, wir wissen glaube ich wissenschaftlich gar nicht,
was da eigentlich passiert.
Und da wird so viel produziert, dass man überhaupt nicht mehr hinterherkommt
und richtig versteht, was ist da eigentlich, wenn fünf Krimis pro Tag produziert
werden, wo steht das überhaupt alles?
Lars
Beziehungsweise es gibt nur einen sehr kleinen Teil an Fernsehforschung,
die da wiederum versuchen und die da auch sehr gut arbeiten, aber es ist sozusagen,
das ist wiederum ein kleines Feld innerhalb der Wissenschaft und innerhalb der
Filmwissenschaft oder Medienwissenschaft und die, ich würde nur zur Verteidigung
sagen, die wissen sehr gut Bescheid, aber das sind sehr wenige,
die das betreiben eigentlich.
Gast
Und damit quasi um den Bogen meines wirren Gedankens zu Ende zu schießen,
wir haben halt quasi in Deutschland so zwei sehr parallel laufende Systeme beim
Film, nämlich Fernsehen und Kino.
Und die überschneiden sich extrem wenig.
Und ja, auch ein Kinofilm wird irgendwann mal im Fernsehen ausgestrahlt,
aber in der Regel eben...
Jahre später und so weiter. Und der Stellenwert der Qualität findet bei beidem
nicht so richtig statt, weil bei beidem gekürzt werden muss.
Das Fernsehen hat auch immer weniger Geld, Löhne sind gestiegen,
Produktion ist teurer geworden, aber die Summen, die sie als Geld zur Verfügung
haben, sind ja dieselben geblieben.
Und damit ist Film als Stellenwert, und das war ja deine Frage,
so ein sehr, ja, gibt's halt, machen wir irgendwie, wir wollen auch gerne weit oben mitspielen,
Aber international, würde ich sagen...
Lars
Hat sich, glaube ich, in der internationalen Wahrnehmung, würde ich eigentlich
sagen, hat sich in den letzten zehn Jahren nicht viel verändert.
Gast
Nicht viel verändert, würde ich nämlich auch sagen.
Lars
Es gibt zwischendurch, auch jetzt, ich meine, letztes Jahr war,
oder war das vorletztes Jahr, war im Westen nichts Neues, war ein großes Ding,
das international sehr viel wahrgenommen wurde.
Das gab es aber auch vor zehn Jahren immer mal wieder, da war es dann irgendwie,
weiß ich nicht, Leben der anderen oder so vor 20 Jahren.
Also das sind immer mal wieder diese einzelnen Sachen, das hat sich alles,
würde ich sagen, nicht groß geändert.
Einen Aspekt, den ich nur noch erwähnen würde.
Gast
Aber West nichts Neues wurde ohne einen einzigen Cent deutsche Filmförderung produziert.
Lars
Ja gut, aber das würde ich sagen, ist trotzdem Teil deutscher Filmkultur.
Gast
Warum das Geld herkommt. Aber deswegen stützt der, glaube ich,
eigentlich sogar mein Argument, nämlich zu sagen, dass es ein Film,
der erfolgreich ist, der aber eben nicht im deutschen System von Filmförderung produziert.
Lars
Was ich noch sozusagen nur ganz kurz noch, das weißt du wahrscheinlich besser,
oder bist du wahrscheinlich mindestens so gut im Bild wie wir,
die andere Seite sind die Kinos. Also wenn man sagt, ich würde schon sagen ...
So sehr irgendwie Streaming-Anbieter diverser werden und so sehr es davon mehr
gibt und so weiter und so fort.
Es gibt irgendwie Filmfriend, diesen Streaming-Anbieter der deutschen Bibliotheken,
der auch nicht jetzt mit großen Besucher- oder Streaming-Zahlen arbeiten wird, denke ich.
Und so sehr, dass das Kino eh immer in Konkurrenz und Krise ist und so,
und das jetzt an sich nichts Neues ist, so sehr ist glaube ich auch klar,
und das sieht man, es wurde viel diskutiert,
dass seit Corona die Kinos sich bisher noch nicht wieder so ganz erholt haben.
Also ich glaube, in den statistischen Zahlen ist es schon so,
dass die Gesamtbesucherzahlen ungefähr wieder das Vor-Corona-Niveau oder auch
wieder vielleicht sogar drüber sind, das weiß ich jetzt nicht genau.
Aber als jetzt, also ich meine, Phil und ich sind beide in einem ehrenamtlichen
Kino in Berlin auch aktiv und haben das sozusagen so ein bisschen auch akuter
im Tagesgeschäft vor Augen.
Das ist vielleicht nicht viel schlechter geworden, aber der Stellen,
bei denen das Kino hat, als Ort, an dem Filme geschaut werden und an dem Filme
ein Publikum bekommen, der hat
auf jeden Fall insgesamt in den zehn Jahren abgenommen, würde ich sagen.
Nicht viel, aber schon spürbar.
Phil
Es ist halt bequem, zu Hause zu gucken. Man hat es mit Corona möglicherweise
auch gelernt, ein Stück weit zu Hause zu gucken.
Und Andi ist ja zum Beispiel auch einer, der ganz klar sagt,
mich nerven auch zwischenzeitlich die Leute um einen herum.
Gast
Zu Recht.
Phil
Ich will in Ruhe ...
Gast
Die Kinodisziplin ist ja auch völlig voll aufgegangen. Ich bin wirklich wie eine alte Frau.
Phil
Ich will meine Ruhe haben, wenn ich einen Film gucke.
Jetzt habe ich gerade so selbstverständlich in den Raum gestellt.
Ja, Frankreich, Vorreiter für Filmkultur.
Könnt ihr in wenigen Worten mal umreißen, was Frankreich im Gegensatz zu Deutschland besser macht?
Also wir haben jetzt ganz viel Negatives für Deutschland gehört.
Jetzt muss ja im Grunde gerade, ich stelle das wie gesagt, wie so eine Selbstverständlichkeit
in den Raum, auch weil wir ja irgendwie regelmäßig miteinander sprechen und sowas.
Aber was macht Frankreich so als ein der Spitzenländer für Filme,
zumindest im europäischen Bereich, besser, anders?
Gast
Ich war tatsächlich genau vor einem Monat, vor zwei Monaten in der Cinematique
Française zum ersten Mal in Paris.
Ich glaube, man kann Frankreich natürlich nicht so pauschal einfach als Frankreich
benennen, sondern natürlich hat Frankreich eben diesen Vor- und Nach-,
was auch immer Teil, dass es extrem zentralisiert ist.
Und damit ist natürlich, kommt das alles eben in Frankreich zusammen, wo wir...
Ein Filmarchiv in jedem Bundesland und in jeder Stadt und alle sammeln irgendwie
für sich und jeder Sender und so weiter, hat man in Frankreich eine viel stärkere
Zentralisierung, die natürlich auch so eine Verwaltung von Filmerbe deutlich einfacher macht.
Das ist einfach viel einfacher, wenn es einen Ort gibt, der die Finanzierung verteilt hat.
Jetzt behaupte ich sowas. Ich weiß gar nicht, ob Frankreich regionale Filmförderung
hat. Ich habe keine Ahnung.
Aber die Cinematique Française ist halt als Institution in Paris seit Jahrzehnten wirklich da.
Und ich war dort und habe mir Colonel Blip von Paul and Pressburger angesehen,
also einen Klassiker aus den 50er Jahren, der, nee, von 43.
Fantastischer Film. Ganz, ganz, ganz, ganz, ganz großartig. Es war eine Retrospektive
von Paul and Pressburger, die die da gerade gemacht haben. Ich würde sagen, 750 Plätze im Kinosaal.
Es war brechend voll und ausverkauft, aber auch Altersdurchschnitt mindestens Ü80.
Also, ich war nah dran, aber ich nehme dir das jetzt mal so,
damit du gar nicht auf die Idee kommst.
Aber ich glaube, Frankreich hat.
Wir haben zu ähnlichen Zeiten wie in Deutschland und an vielen anderen Orten
diese Filmarchive gegründet und eben Film als etwas zu Bewahrendes definiert.
Und anders als in Deutschland, und jetzt kommt die Historikerin durch,
wo eben gerade durch die NS-Zeit Film als sowas ...
Beflecktes beziehungsweise schnell zur Propaganda Nutzbares gemacht wird,
hat Frankreich irgendwie einen anderen Weg gefunden, Film tatsächlich auch zu nutzen.
Die haben einen viel, viel stärkeren Bereich in Schulen, wo eben Film als Objekt
untersucht wird, wo Filmbildung in Schulen eine große Rolle spielt, was wir ja, glaube ich,
gar nicht haben oder zumindest durch die Zersplitterung jedes Bundeslandes macht oder auch nicht macht.
Und wenn ein Lehrer das macht, ja schön, aber es da nicht so eine richtige Linie
gibt und in Frankreich ist das viel, viel stärker da.
Es gibt eine viel stärkere Filmförderung, die eben sagt, okay,
du verdienst in der Regel so und so viel mit deinem Film, dann fördern wir dich
entsprechend deines Produktionsvolumens.
Also da gibt es eine viel größere Selbstverständlichkeit, mit der da Film gefördert wird auch so.
Und gerade die Cinematheque Française als Institution, die eben einerseits Ausstellungen
macht, aber auch Filme zeigt, die irgendwie sich ganz stark um dieses französische
Filmkulturerbe kümmert.
sowas haben wir in dem also wir haben nichts entsprechendes und die Franzosen
finden ihre Filme glaube ich auch einfach ganz schön geil, also die haben viel
mehr die letzten, ja ich weiß nicht, was die letzten Jahrzehnte so passiert
ist aber die haben natürlich auch nochmal eine andere Filmgeschichte auf die die gucken können,
wo wir immer so ein paar Jahrzehnte dazwischen haben und wir sagen ja.
Phil
Hoch blöd gelaufen bis heute schämen wir uns für viele erfolgreiche deutsche Filme als Deutsche ja,
Okay. Ja, einfach mal so zur Einordnung, dass man das einfach nochmal so mitnehmen kann.
Spannende Sache. Mal gucken, was da auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten kommt.
Gast
Am Ende ist es eine Geldfrage. Am Ende müssten wir einfach alle viel mehr Geld in die Hand nehmen.
Phil
Klappt ja gut mit Blick nach vorn in Deutschland.
Gast
Und es ist das eine, das Archivieren und das Filme digitalisieren und das Filmerbe
fördern, aber auch Filme produzieren ist eine Geldfrage.
Und dieses Filme produzieren ausschließlich auf private Produktionen und so
eine Finanzierung zu schieben, sorgt halt immer dafür, dass es nur noch ein
wirtschaftlicher Faktor ist.
Und dann wird es umso, ja, dann wird nichts Neues mehr produziert,
sondern dann machen wir halt dieselben Filme, die wir immer schon gemacht haben,
weil die halt beim Publikum funktioniert haben.
Phil
Ja, verstehe. Uff, ist das.
Gast
Es ist deprimierend.
Phil
Ja, es ist eigentlich.
Gast
Doch schon, es ist deprimierend.
Lars
Ich glaube, unterm Strich hat es sich nicht so krass verändert. Es wird.
Gast
Ich glaube, wir sehen mehr davon.
Lars
Wir sehen mehr davon. Und wir haben auch, also vor allem du hast auch einfach
nochmal mehr und andere Einblicke jetzt auch bekommen durch die Arbeit mit Fernsehen
mehr und so unter anderem und vor allem in Archiven.
Ich habe das Gefühl, es steht uns durch Kürzungen, die in den letzten Jahren
schon beschlossen oder auf den Weg gebracht wurden oder die irgendwie anstehen
und mit Kürzungen, die in den nächsten Jahren zu erwarten sind,
wird die Situation wahrscheinlich faktisch ziemlich schnell schlechter.
Gast
Plus, nur so Fußnote, die Menschen, die alle in Rente gehen in diesen Architeiten.
Lars
Ja, das kommt ja dazu.
Gast
Also die tatsächlich, der Mensch, der uns das heute gezeigt hat,
was er da mit diesen Filmbändern macht, der geht nächstes Jahr in Rente.
Es ist literally unmöglich, dass der irgendwen anlernt ...
Eine andere Person all das kann, was der jetzt kann, von irgendwelchen Schneidetischen
aus den 70ern reparieren, über Film entwickeln, über dies und das und jenes.
Ja, aber das ist nochmal was ganz anderes, weil ich glaube, mir ist wichtig
an der Stelle zu sagen, dass wir Film natürlich ganz oft als sowas wahrnehmen,
was irgendwie da so passiert im Kino oder im Fernsehen.
Aber all unsere Themen, Kürzungen, Geldmittel, Fachkräfte, alles,
alles, alles hat immer auch mit Film zu tun. Ich glaube, das war mir vor zehn
Jahren noch nicht so klar.
Ich glaube, das merkt man an unserem Enthusiasmus, dass wir das alles so ausblenden konnten.
Und das sieht man jetzt inzwischen einfach klarer.
Lars
Mehr Ernüchterung, ja.
Phil
Was, also ist das so ein zentrales Takeaway,
wenn man zurückschaut, dass da irgendwo der Enthusiasmus ganz schön ja ab-app,
beziehungsweise ja nicht gehalten werden kann oder wo wart ihr vielleicht auch
zusätzlich noch mit Rückblick auf die letzten zehn Jahre ein bisschen zu verblendet
oder seid mit komplett falschen Erwartungen ins Rennen gegangen und wurdet dann
von der Realität eingeholt?
Lars
Also dadurch, dass ich ja an der Uni geblieben bin und tatsächlich bisher auch
meine sozusagen Erwerbsbiografie ausschließlich an der Uni stattgefunden hat,
habe ich das Gefühl, dass da gar nicht so viel Verblendung oder so dabei war,
weil ich einfach diesen Ort als auch als Arbeitsort relativ früh im Studium kennengelernt habe.
Ich glaube, als wir diese Aufnahme gemacht haben vor zehn Jahren,
war ich schon studentische Hilfskraft im Forschungsprojekt und habe ab da eigentlich
auch relativ schnell relativ viele Einblicke bekommen darin,
wie funktioniert eigentlich Hochschulverwaltung, wie funktioniert dieses,
wo kommt das Geld her, wo fließt es hin, was heißt das hier zu arbeiten und so.
Und deswegen war ich, glaube ich, bin ich immer, also würde ich sagen,
verhältnismäßig sehenden Auges in diesen Weg eingebogen und hatte eigentlich
an keinem Punkt der letzten zehn Jahre, wenn ich mich jetzt,
vielleicht erinnerst du dich an irgendwas, wo ich mal sowas hatte,
aber ich habe nicht das Gefühl, dass bei mir irgendwo mal so ein,
wie so eine Illusion zerbrochen ist oder so, sondern ich hatte,
glaube ich, immer relativ gut...
In meinem auch Studien und dann eben Hilfskraft, Arbeitsumwelt an der Uni eigentlich
gesehen, so wie es aussieht, ich glaube.
Gast
Ich glaube, du hast es immer sehr klar gewusst. Es ging dir nicht immer gut
damit, aber du hast es immer sehr klar.
Lars
Natürlich, es ist der Blick auf, okay, es ist eine unsichere Karriere,
wo die Mittel nicht wachsen, sondern sinken insgesamt und so weiter.
Das ist auf jeden Fall immer was gewesen.
Ich glaube, da war keine Verblendung, sondern eher ein gutes Bewusstsein dafür,
was das heißt, in diesen Weg zu gehen und dort zu arbeiten. Und da ist es,
glaube ich, was das angeht, habe ich nicht
das Gefühl, dass irgendwo eine Desillusionierung bei mir eingesetzt ist.
Diese extreme Begeisterung hat, glaube ich, ein bisschen, die hat,
glaube ich, nicht nachgelassen, die drückt sich anders aus heute oder so.
Gast
Das ist schön gesagt, total. Das habe ich auch gedacht beim Hören.
Die muss andere Wege finden.
Lars
Ja, das hat sich vielleicht verändert.
Gast
Ja, und ich glaube, was sich noch verändert hat, das mochte ich beim Nochmal-Hören,
was sich einfach auch verändert hat, ist, mit wem spricht man darüber?
Mit wem teilt man die gemeinsame Seherfahrung?
Mit wem hat man Zeit, tatsächlich nach einem Kinobesuch nochmal eine Stunde
zu stehen und über den Film zu sprechen? aber eben auch über andere Dinge.
Also alles, was uns so in diesem, wir können das ja das Fenster ja größer machen.
Also sei es Videospiele oder sei es Archiv oder sei es historisches Bildmaterial.
Also das ist ja, ich glaube, die Begeisterung ist immer noch genauso,
nur es wird schwerer und schwerer,
auf demselben Level die Begeisterung zu teilen, weil wir uns natürlich auch
in unterschiedliche Richtungen fokussiert haben und in unterschiedliche Richtungen
unsere Schwerpunkte als Forscherin gesetzt haben.
Phil
Ihr schaut Filme ja auch schlichtweg ganz anders.
Gast
Absolut, wir sehen ganz andere Dinge.
Phil
Genau, ihr seht ganz andere Dinge. Und der Normalo-Filmzuschauer oder Filmzuschauerin,
ja, die gucken zwangsläufig anders auf diesen Film, als ihr es tut.
Selbst wenn ihr das aus einem gewissen Entertainment-Faktor heraus tut,
dass ihr euch Filme anschaut,
Kann ja aus seiner Rolle nicht heraus. Also ich übertrage das jetzt ein Stück
weit auf mich. ITler, wie gesagt.
Und wenn ich an einen Computer komme, auch wenn da irgendwo ich nur an einen
Browser ran möchte, in einem Internetcafé oder so was, und ich einfach nur diesen
fucking im Internet surfen möchte, Internetcafé auch irgendwie so ein Zeitdokument.
Gast
Ich hab gerade gedacht.
Lars
Warst du das Letzte? Warst du jemals in deinem Leben in einem Internetcafé?
Phil
Ja, tatsächlich.
Gast
Weil dein Computer kaputt war.
Phil
Weil zu Hause mir Internet erst sehr spät erlaubt wurde.
Lars
Das heißt, das letzte Mal, dass du im Internet-Café warst.
Gast
War 1974.
Phil
Also tatsächlich, ich glaube, mit 16 oder so etwas, 15, 16 durfte ich dann,
also da hatten wir Internet-Zugang.
Das war noch, Zeitdokument, so richtig mit ISDN-Einwahl. Und 80 Euro Telefongebühren.
Gast
Das müssen da noch D-Mark gewesen sein.
Phil
Oder D-Mark.
Und dann tatsächlich hat man ja auch dann seinerzeit so von Web.de zum Beispiel
den Silversurfer runtergeladen.
Das war so ein Programm, was einem den günstigsten Internet-Einwahltarif rausgesucht hat.
Und sonntags habe ich über ein Hack immer kostenlos gesucht.
Es gab auch mal Zeiten davor und da bin ich tatsächlich in Basinghausen in so
einem Jugendclub, wo so drei schäbige Rechner aufgestellt waren.
Gast
Aber warum genau erzählst du das jetzt?
Phil
Weil Lars mich fragte.
Lars
Ob ich im Internet-Kaffee ... Weil er sagte, wenn ich in einem Internet-Kaffee
an den Rechner gehe, um den Browser zu öffnen.
Gast
Und ich wollte wissen.
Lars
Wann füllt das letzte Mal Internet-Kaffee wahr?
Phil
Und das letzte Mal in einem Internet-Kaffee, und das ist ein traumatisches Erlebnis,
war 2013, glaube ich, oder 2014.
Da war ich nämlich in einem Internet-Kaffee in New Jersey, in den USA,
Weil wir dort irgendwie eine Busreise nach Washington buchen wollten.
Lars
Nutzig klingt dein Leben so aufregend.
Gast
Und dann sage ich, wir klingen so alt. So unendlich. Drei alte Leute erzählen von früher.
Phil
Und da gab es dann schon so was wie Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Und ich musste von meinem Handy ein Code eingeben, von meinem iPhone 4S.
Und dann habe ich dieses Handy neben dem Bildschirm abgelegt,
weil ich jetzt sehr daran interessiert
war, irgendwie an die Daten heranzukommen. an meine Mails und so.
Und dann hatte ich alles und dann haben wir das auch ausgedruckt für 20 Cent
und dann sind wir losgezogen und was im Internetcafé blieb, war mein iPhone 4S,
was zehn Minuten später, als wir wieder zurückkehrten, die dort befindlichen
Personen vehement bestritten haben, dass der jemals ein iPhone 4S gelegen habe.
Gast
Willst du denen unterstellen, dass sie dir dein iPhone 4S geklaut haben?
Phil
Zwei Tage später hatte ich meine iCloud und das war das letzte Foto in meiner
iCloud von meinem iPhone 4S.
Ein testfotografiertes Wohnzimmer.
Dieses Bild habe ich heute immer noch.
Lars
Sehr gut.
Phil
Weil es mich sehr, sehr schmerzt und daran erinnert, wann ich das letzte Mal
in einem Internetcafé war.
Lars
Das ist eine gute Geschichte.
Gast
Ich frage mich gerade eigentlich, warum du überhaupt angefangen hast.
Phil
Weil ich dann mich auch in Internetcafés an Rechner setze und ich gucke mir
sofort den Rechner an und analysiere den.
Lars
Jetzt vielleicht mal dein iPhone angucken sollen.
Ha ha ha ha ha ha ha!
Gast
Also, ja, genau, was er sagt.
Phil
Und so ist das doch bei euch bei Filmen doch ganz bestimmt auch so.
Gast
Ja, aber wir lassen das iPhone sich liegen.
Phil
Es ist auch so, ich habe ja neun Jahre beim Radio gearbeitet und ich kann Radio
jetzt auch nicht mehr so hören wie früher, weil ich halt weiß,
was im Hintergrund passiert.
Gast
Kannst du Podcasts hören?
Lars
Podcast kann ja nicht mal ich hören, ohne zu denken, wie haben sie das gemacht
und warum klingt das so schlecht oder warum sind sie auf Spotify die Schweine?
Wie Nerdtalk zum Beispiel auch.
Phil
Ich finde, ihr nehmt.
Lars
Aber okay, also um auf die Frage zu antworten.
Phil
Ich glaube, es ist kurz von 20 Minuten.
Gast
Fußnoten, Fußnoten, Fußnoten.
Lars
Ich finde es sehr schön, dass wir diese Folge wirklich, ich bin gespannt,
wie du die Kapitelüberschriften setzt.
Also um die Frage zu antworten, ich glaube, dass natürlich man immer in dem
Beruf, in dem man ist, anfängt, Dinge anders zu sehen als der Rest der Bevölkerung.
Also wenn man, sei das wie du als Informatiker, sei das, wenn ich irgendwie
bei einem Unternehmen arbeite, das, was weiß ich,
Hightech-Textilien herstellt, dann werde ich wahrscheinlich im Alltag bei Textilien
anders drauf gucken oder auf Werkstoffe oder so, als wenn ich jetzt als Mensch
in der U-Bahn sitze auf dem Polster und mir nichts dabei denke.
Oder was auch immer. Das sind jetzt natürlich kaputte Beispiele,
aber es ist klar, was gemeint ist.
Und insofern, ja, man sieht Filme völlig anders. Das ist, glaube ich,
einfach, das ist einfach so.
Gast
Das war aber vor zehn Jahren auch schon so.
Lars
Das war vor zehn Jahren auch schon so und es ist aber nicht so,
dass das was ist, was bewusst abläuft.
So wie du wahrscheinlich auch nicht bewusst dich an einen Rechner setzt und
denkst, jetzt überlege ich mal, was das wohl für ein Rechner ist,
sondern das passiert automatisch.
Und insofern ist das jetzt nicht so, dass wir beim Filmen gucken oder bei mir
jedenfalls ist das so, also konstant mit dem Kopf mitgucken und irgendwie uns
Gedanken dazu machen, sondern ich glaube einfach,
der Wahrnehmungsapparat ändert sich durch eine halt Vollzeitbeschäftigung mit
einem Gegenstand ganz automatisch.
Und das ist was, was bei Filmen, glaube ich, manchmal ein bisschen kurios ist,
weil das so ein Gegenstand ist, wo gleichzeitig alle Menschen auf eine Art Profis
sind, weil alle Menschen oder die allermeisten Menschen ziemlich regelmäßigen
Kontakt mit Filmen haben oder mit Fernsehen, YouTube-Videos, TikTok, what have you.
Und da aber diesen Unterschied sozusagen auch zwischendurch zu machen,
nee, wenn ich über Filme spreche, gibt es einen Kompetenzunterschied,
das ist manchmal schwer, glaube ich.
Phil
Für euch?
Lars
Für alle.
Phil
Oder zu vermitteln?
Lars
Ich glaube für alle.
Weil ich, also was ich, also ich hab oft zum Beispiel die Erfahrung,
dass dann Menschen, also so Menschen, die aus dem weiten, ganz weiteren Bekanntenkreis
dann sagen, ja, ich fand ja bei denen Film so cool oder so und was sagst denn
du als Filmwissenschaftler dazu?
Ich hab da auch keine andere Meinung dazu, als du, wie du den cool fandest.
Gast
Und natürlich dieses ewige, hast du den gesehen? Hast du den gesehen?
Hast du den gesehen? You can never win.
Phil
Ja, ja.
Gast
Aber ich wollte gerade eigentlich was anderes nur kurz quasi einfügen.
der Witz beim Film ist ja, dass wir alle den glauben, denselben Film zu sehen, das stimmt halt nicht.
Und das ist, glaube ich, das, was so ganz, ganz schwer zu verstehen ist,
dass wir zwar alle und jetzt konzentriere ich mich sehr, wir sehen dasselbe,
aber wir nehmen natürlich was anderes wahr. Also wir sehen eben nicht dasselbe.
Und diese Erkenntnis zu sagen, wir sehen alle, haben dasselbe Kinoerlebnis oder
dasselbe Fernsehen oder was, wo auch immer wir einen Film rezipieren.
Aber jeder nimmt eben was anderes wahr, jeder liest was anderes in den Film
hinein, jeder setzt seine Interpretation anders und ich glaube,
das wird einfach viel, viel stärker mit der Zeit.
Und das ist natürlich vor allem, was aus Erfahrungswerten kommt,
aber eben auch mit den Texten, die man gelesen hat, mit den Sachen,
die man sonst gesehen hat, das verschaltet sich anders.
Und diese Idee davon, dass zwei Menschen eine auch nur ähnliche Filmerfahrung
haben können, ist glaube ich was, wovon man sich verabschieden muss, weil es sieht einfach,
literally jede Person was anderes, wenn sie einen Film sieht.
Selbst wenn man nebeneinander auf dem Sofa sitzt.
Lars
Und ich glaube wichtig ist, dass das nicht, also ich für mich würde sagen,
nichts davon ist besser oder schlechter.
Es ist einfach eine andere Art, mit Filmen arbeiten zu können oder so,
oder arbeiten zu wollen.
Und ich finde es auch interessant zu merken, wie sehr sich das auch ändert.
Also wenn ich jetzt zum Beispiel meine Studierenden erstes Semester dieses Jahr
und letztes Jahr hatte ich auch einen Kurs im ersten Semester,
auch die sprechen ganz anders und sehen Filme ganz anders, als wir das vor zehn
Jahren im ersten Semester getan haben, weil die Referenzpunkte ganz andere sind.
Und wir sind oder ich jedenfalls bin zum Beispiel noch ganz stark aufgewachsen
mit Filmzeitschriften.
Ich habe die Empire gelesen oder so jeden Monat. Die Cinema. Die Cinema.
Ich habe diese DVD-Zeitschrift damals gekauft, wo immer noch so eine DVD mit
einem Film dabei war und habe darüber ganz viele Filme gesehen.
Gast
Ich bin so stark durch Videotheken sozialisiert. Mein gesamtes erstes Studium
von 2005 bis 2009 habe ich quasi in einer Videothek gewohnt,
weil ich irgendwie Escapism for Life in den Filmen gesucht habe.
Und ja, das sind natürlich...
Lars
Das ändert sich und jetzt merkt man eben, dass es gibt und ich glaube,
dass es auch das ist, nicht besser oder schlechter, nur weil jetzt die Videothek
nicht mehr da ist und man nicht mehr echte Zeitschriften nix,
sondern ich hab das Gefühl, dass die jetzt die jungen Menschen,
mit denen ich zu tun habe,
die jetzt so 19, 20, 21, was auch immer sind, dass die vielleicht,
ich hab das Gefühl, dass die viel mehr und viel präziser sehen können als wir
oder vielleicht stimmt das auch nicht, aber die anders,
Filme sehen und anders über Filme sprechen und wo man merkt,
okay, die Anknüpfungspunkte sind vielleicht mehr, sind viel mehr online,
sind viel mehr schon selber visuell und ich habe manchmal so ein viel besseres
Auge auch für Details und für, für irgendwie, für so Zeitkonstruktionen in Filmen
oder so und ich weiß nicht genau, woran das liegt, aber es ist irgendwie,
das ist, finde ich, ganz interessant und das ist, glaube ich,
wichtig zu sagen, dass das,
ne, dass alle einen anderen Film sehen müssen.
Gast
Und damit natürlich auch jede Generation einen.
Lars
Anderen Film sieht. Das ist nichts, was irgendwie sich werten lässt.
Und auch wir können jetzt nur, wenn wir jetzt 10 Jahre Filmbissenschaft oder
15 Jahre Filmbissenschaft hinter uns haben oder 12 oder wie viele das sind?
Gast
11.
Lars
11? Ja, 2013. Nur weil das so ist, können wir jetzt auch nicht aus dem Stand
irgendwie einen Film analysieren oder so.
Gast
Und es wird immer ganz, ganz viele geben, die wir nie gesehen haben.
Lars
Es sind andere Filme, andere Interessen.
Gast
Weil ich auch vorhin noch mal dachte, so stolz ich auf meine Magical History
Tourkarte bin, es sind 50 Filme.
50 Filme in einer Filmgeschichte von 120 Jahren, die irgendwie in jedem Jahr,
in jedem Land locker 100 bis 150 Filme rausbringen.
Das sind ja alles Bruchteile, die wir sowieso immer nur sehen können.
Phil
Also tatsächlich so, man sieht die Filme immer anders. Ich glaube,
es läuft auf Ähnliches hinaus. Ich habe das auch so kennengelernt.
Aus einem anderen Winkel heraus sozusagen. Was, glaube ich, dann auch für die
Hörerinnen und Hörer so verbildlicht, das verbildlicht.
Jeder Mensch hat ja einen anderen
Hintergrund hinsichtlich. Zum Beispiel Religion, da geht es schon mal los.
Weltanschauungen, Erfahrungen, welche Erfolge, welche Misserfolge hat man erlebt.
Familie, also soziale Beziehungen, finanzieller Status.
Erfahrungen, wie viele Filme man auch schlichtweg gesehen hat.
ob man Elja Simbarik auch mal persönlich getroffen hat, den ziemlich sympathisch
fand oder eben auch nicht willst du.
Gast
Es wird Drop einfach so, da hast du jetzt der Meinung, das musst du jetzt an
der Stelle einfach mal so ja.
Phil
Exakt, ich habe Elja.
Lars
Simbarik auch mal Noragirna mal sein Ballisto angeboten hat stimmt.
Phil
Ich hab, also.
Gast
Wer von den beiden war sympathischer?
Es gibt nur, es gibt keine Jahre.
Lars
Es gibt eigentlich nur eine Antwort.
Phil
Ja, tatsächlich, aber.
Gast
Du bist erstaunlich lange ruhig geblieben jetzt gerade, Phil.
Phil
Also tatsächlich, ach, jede Person hat ihre Vor- und Nachteile.
Lars
Nachdem du vorhin erzählt hast, dass du ja auch Oliver Kalkofe schon mal interviewt
hast. Ja. Würdest du sagen, Oliver Kalkofe?
Phil
Und Peter Rütten saß auch mit dabei, muss man sagen.
Lars
Und Peter Rütten?
Phil
Peter Rütten ist der Mitmoderator von Schlefatz. Also Schlefatz ist ja die schlechtesten Filme aller Zeiten.
Nicht mehr bei Tele 5, sondern jetzt bei RTL Nitro.
Gast
Zeitdokument.
Phil
Und da moderieren die beide halt die schlechtesten Filme aller Zeiten.
Gast
In zehn Jahren wird das neu gehört und dann ist es bei Spotify.
Phil
Und vermutlich. Weil Spotify dann da auch das Videostreaming-Portal geworden ist.
Lars
Machen sie doch jetzt schon. Spotify hat jetzt schon Musikvideos.
Phil
Ja, ganz genau. Sie laufen sie nebenbei.
Lars
Bestimmt nur ein Testballon dafür, dass sie TikTok den Rang ablaufen wollen.
Phil
Ja, möglich.
Lars
Jedenfalls würdest du sagen, das, was mich eininteressiert, ist jetzt Peter Kalko.
Gast
Hast du jetzt gerade in die Kerze gegriffen?
Phil
Nee, ich habe über die Kerze gegriffen, weil Lars gerade...
Lars
Ich habe gerade hier gemütliche Atmosphäre mal eingewichtet.
Phil
Und genau an mein Mio Mio Mate Banane Glas.
Lars
Ich hätte fast seine Mio Mate angezogen, weil ich dachte, das wären Kerzen.
Gast
Und zum Glück sind wir ein Audio Medium. Nein, Lars hat es sehr schön gemacht.
Lars
Es ist wirklich schön.
Phil
Es ist echt gemütlich.
Gast
Es stehen sehr, sehr viele Flaschen auf diesem Tisch.
Lars
Ja, gut. Aber die sind nicht alle von mir, die sind eigentlich alle von heute
Abend. Und das ist auch nur eine Weinflasche dabei.
Phil
Und zwar Miu Miu.
Lars
Und zwar deine scheiß Miu Banane, Alter. Also, würdest du sagen Oliver Kalkofe
oder Matthias M. Barek ist Elias M.
Meine Fresse, was ist denn los mit mir? Also, würdest du sagen Oliver Kalkofe
oder Elias M. Barek ist sympathischer?
Phil
Es ist halt so, dass Oliver Kalkofe...
Lars
Da gibt es nur eine Antwort.
Gast
Wem würdest du deinen Twix anbieten? Kalkurve oder Embarek?
Phil
Kalkurve.
Gast
Dann ist doch alles gesagt.
Lars
Wie kamen wir jetzt darauf?
Gast
Ich weiß das nicht.
Phil
Ich versuche den Bogen nochmal Elias Embarek. Sympathisch, genau.
Wir gucken durch verschiedene Filter eben Filme.
Und dann da spielt eben möglicherweise auch eine Sympathie oder Aversion mit hinein.
Gast
Und du filterst deine Filme offensichtlich durch Twix?
Lars
Ballisto.
Phil
Ballisto. Ballisto. Und meinem Ballisto habe ich Nora Tschirner geschenkt,
die auch eine sehr sympathische Person ist.
Gast
Und deswegen liebst du jetzt alle Nora-Tschirner-Filme?
Phil
Das mochte ich schon vorher. Schon vorher.
Lars
Man lernt natürlich Filme anders zu sehen, wenn das der Beruf ist.
Phil
Wir haben einen riesen Bogen gemacht, weil wir sind abgebogen bei dem Punkt,
man kann nicht mehr, oder die Crowd, mit dem man über Filme spricht, verändert sich.
Gast
Und wird kleiner.
Phil
Und wird vermutlich kleiner, weil ich vermute, Aber wir sind anpassungsfähig.
Du hast schon so ein bisschen, also da habe ich auch noch.
Gast
Ich wahrscheinlich mehr als du, ich kann das vortäuschen.
Phil
Da habe ich auch eine Fußnote, aber tatsächlich, du hast es gerade schon gesagt,
Betty, das Niveau verändert sich ein bisschen, auf dem man spricht.
Gast
Das klingt auch wieder so wertend. Wir sind ja sehr bemüht in dieser Sendung,
nicht mehr so fies zu sein wie in der letzten.
Niveau klingt direkt so, das eine ist richtig und das andere ist falsch.
Und ich glaube, ich komme zurück zu dieser, am Anfang der Sendung vor Stunden,
es ist eine Grammatik, die wir gelernt haben und die Sprache ist eine andere
und die Worte, die man nutzt, sind andere und das heißt nicht,
dass eine Person weniger begeistert ist oder weniger kluge Sachen darüber sagt,
sondern tatsächlich sind einfach die Art und Weise, wie man etwas ausdrückt
und auch was man möglicherweise sieht, das verändert sich halt.
Phil
Mediziner haben auch so ihre Vokabeln und die können sofort miteinander reden.
Das finde ich sehr schön.
Gast
Ich finde auch, Filmwissenschaft muss genauso wie Medizin gesehen werden.
Lars
Aber ich finde, der Vergleich ist absolut treffend.
Gast
Ja, total.
Lars
Also ich, ja, ich habe, ja. Ich finde, das mit dem wird kleiner und so,
darauf würde ich gerne nochmal zurückkommen.
Also der Kreis von Menschen und so. Weil was sich auf jeden Fall verändert hat,
ist einfach die Zeit, bei mir jetzt jedenfalls gesprochen, ist die Zeit,
die ich überhaupt habe, um Filme zu schauen.
Oder die ich in den letzten Jahren auch die Energie und die Lust hatte, Filme zu schauen.
Also dieses, ich erinnere mich dran, dass wir in der letzten Folge vor zehn
Jahren darüber gesprochen haben, wie viele Filme in dem Jahr wir schon gesehen haben.
Gast
Was sagt denn dein Letterboxd?
Lars
Ich nutze Letterboxd gar nicht mehr. Aber das, ne, das wäre irgendwie,
ne, ich weiß nicht, wir haben glaube ich irgendwie einen Film pro Tag war so das Ziel.
und ich bin von einem Film pro Tag so, so weit entfernt mittlerweile.
Ich bin von einem Film pro Woche, glaube ich, weit entfernt.
Gast
Ich habe dieses Jahr ein gutes Jahr, aber ja, ich hatte auch schon einfach so.
Phil
Also Zeitdokument, wir nehmen im Dezember 2024.
Gast
Genau, ich habe knapp 250 Filme dieses Jahr gesehen.
Lars
Ich auf jeden Fall nicht. Ich weiß nicht, wie viel. Bei mir hat das natürlich
auch damit zu tun, dass ich jetzt einfach in den letzten Jahren zu Videospielen,
gearbeitet habe und damit meine Arbeitszeit, die ich sonst für Filme,
verwendet hätte, jetzt einfach sehr viel mit Videospielen verbracht habe,
dass da verschiebt sich einfach dann auch, ich habe dadurch ja nicht mehr Zeit
insgesamt, also ich muss mir das anders dann eben einteilen.
Aber auch so ist durch halt Arbeit an der Uni heißt ja dann auch nicht nur Filme
gucken und schön drüber sprechen, sondern ist natürlich auch viel Verwaltung
dabei und Projektarbeit und so.
Also die Zeit ist voller und Filme werden dann, dass der Anteil,
der für Filme da ist, wird kleiner.
Gast
Und der Film selbst wird ja nicht kürzer.
Lars
Die Filme selber werden nicht kürzer.
Gast
Der Film bleibt ja quasi derselbe Film und das ist tatsächlich...
Lars
Und was sich verändert hat, ist, dass bei uns jedenfalls war das so im Studium,
sind wir irgendwie relativ oft so nach der Uni, wenn wir zusammen irgendwie
Kurse hatten oder man hat sich dann,
wie auch immer irgendwo getroffen und man hat abends immer Leute im Kino,
im Arsenal getroffen oder in anderen Kinos und hatte immer, wie du gerade sagtest,
eigentlich danach noch Lust und Zeit, ach komm, wir setzen uns irgendwo hin
und trinken noch ein Bier und sprechen über den Film und hat irgendwie Filme nicht nur,
häufiger und mehr gesehen, sondern auch anders und länger über jeden einzelnen
Film gesprochen und das ist auf jeden Fall nicht mehr so, also dass ich nachdem
ich Filme, also dass ich, wenn ich aus dem Kino komme, dann treffe ich in der
Regel nicht fünf Leute aus meinem Arbeitsumfeld,
also diese Gruppe von Leuten, die man aus dem Studium immer getroffen hat,
hat sich natürlich auch verteilt in andere Berufe, in andere Städte,
so und wenn ich Filme schaue, dann ist das,
häufiger, viel, viel häufiger als in den ersten paar Jahren des Studiums ist
das häufiger alleine oder halt in kleineren Gruppen von Leuten und in anderen Gruppen von Leuten.
Phil
Ja, aber das ist doch, ist das ein,
Also ja, es ist eine Entwicklung der letzten zehn Jahre und von daher ist diese
Antwort, also jede Antwort ist valide, so,
das erstmal base, aber ist das eine Auswirkung des fortschreitenden Filmstudiums
an sich, dass man sagt, okay,
wenn man jetzt so länger Filmstudium macht und vielleicht durch Bachelor, durch Master,
durch Dissdurch ist, dann ist das halt einfach so, dass man weniger sich mit
Leuten trifft oder ist das nicht eigentlich eher was, das wir alle,
uns auch alterstechnisch und sozial weiterentwickeln und dann einfach diese
Bubbles nicht mehr da sind.
Lars
Ich würde sagen, es ist wahrscheinlich in jedem Bereich so, dass man sagt,
die Zeit, die man in den ersten fünf Jahren Studium hatte oder Ausbildung oder
Job anfangen oder so, bevor man irgendwie mehr Verantwortung,
mehr Aufgaben, Kinder, Familie, was weiß ich noch alles hat,
dass man da mehr Zeit hat, sei das mit Freunden im Park zu sitzen oder eben
ins Kino zu gehen oder oder.
Das ist, glaube ich, eine ganz allgemeine Veränderung, die bei uns eben zufällig
Filme betrifft oder nicht, also die bei uns per Berufswahl Filme betrifft,
und eben auch durch die, also dass du mehr, noch wesentlich mehr Filme siehst
als ich, liegt eben wie gesagt auch daran, dass ich gar nicht mehr jetzt exklusiv
zu filmen oder jetzt wieder mehr zu filmen,
arbeiten werde als in den letzten, aber in den letzten fünf Jahren waren halt
für mich Videospiele der Fokus und da war dann ein Film weiterhin,
wenn ich jetzt filmhistorisch gearbeitet hätte in den letzten fünf Jahren,
dann hätte ich wahrscheinlich im Gegenteil sogar noch mehr Filme gesehen als
früher oder gleich viel oder wie auch immer.
Insofern, genau, das ist jetzt keine, das ist nicht zwangsläufig so.
Beziehungsweise es ist so wie in allen anderen Bereichen auch.
Phil
Ja. Ihr habt vor zehn Jahren auch so festgestellt, also erst mal stimmt,
die Fußnote, die wollte ich noch kurz loswerden, sorry.
Die Fußnote. Ich find's cool, das mein ich total ernst, dass ihr so offen auf
die neuen Studis zugeht und da das so zulasst und du dann zum Beispiel lest,
du jetzt auch so sagst, ja,
also die haben andere Medienkonsum und die haben andere Einstiegspunkte,
hast du glaube ich gesagt, sich damit auseinanderzusetzen, dass das auch okay ist.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es da draußen ausreichend Professoren
und Universitätsmitarbeitende gibt, die dann halt wirklich eher festgefahren
sind, von ihrer Meinung so überzeugt sind,
und gar nicht mal so dieses Moderne zulassen, weil das irgendwo nicht in ihre
Welt passt. Ich sehe dich abwiegeln.
Gast
Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich will an der Stelle eher eine Bresche schlagen
für tatsächlich die schlecht bezahlten Lehrkräfte an Universitäten,
die das so machen wie ich, die nämlich tatsächlich nur Lehraufträge bekommt
und nicht angestellt ist, werden einfach massiv schlecht bezahlt.
Und damit ist auch die Vorbereitungszeit und so, die man hat,
wird immer kleiner und immer kleiner, beziehungsweise wird halt nicht bezahlt.
Und je weniger Zeit man auch hat, sich auf sowas einzulassen,
desto schwerer wird es eben auch, sich auf die Studierenden einzulassen.
Also je weniger Zeit ich habe, zu sagen ...
Lese ich mal noch irgendwie drei Filmkritiken oder vielleicht auch noch einen
Blog, der sich mit dem Thema beschäftigt oder, oder, oder.
Also wie viel Zeit habe ich auch, um mich als Lehrkraft damit zu beschäftigen?
Ah ja, gar keine, weil ich werde nur für die Zeit vor den Studierenden bezahlt
und so ist es tatsächlich.
Also ich werde nur für die Zeit bezahlt, die ich vor den Menschen stehe.
Wie viel Vorbereitungszeit, wie viel Nachbereitungszeit, was auch immer, völlig egal.
Und damit ist natürlich die ganze Frage,
wie lasse ich mich auf die Studierenden ein, wie viel Raum gebe ich denen,
wie viele E-Mails beantworte ich, wie viel Diskussion kann ich überhaupt moderieren,
weil ich Zeit hatte, mich darauf vorzubereiten,
hängt natürlich auch mit dieser Infrastruktur total stark zusammen.
Also zumindest aus meiner Perspektive als eben jemand, der zwar einen Lehrauftrag
hat, aber der eben, die eben nicht an der Uni angestellt ist.
Und damit ist auch diese ganze Frage, wie viel Raum gebe ich den Studis?
Ja, halt so ein bisschen so eine, ich gucke auf die Uhr Frage und das ist eigentlich
nicht das, was ich will, aber es geht auch manchmal nicht anders.
Lars
Das ist ein Faktor auf jeden Fall. Ich würde, glaube ich, sagen,
mein Eindruck ist eigentlich ein sehr positiver.
Ich bin mir sicher, es gibt auch Menschen, die irgendwie genervt sind von den
jungen Menschen und davon, dass die alle nichts mehr wissen und nichts mehr
kennen und dass die Allgemeinbildung so schlecht ist und so.
Aber es stimmt, dass sich Allgemeinbildung sehr verändert hat.
Auch die Quellen, die Allgemeinbildung hat, haben sich ganz stark verändert. Und wir kennen das.
Ich meine, das ist jetzt nochmal ein anderer Pfad. Aber der ist sozusagen parallel
dazu die ganzen Fragen von, warum wählen so viele junge Menschen faschistische Parteien?
Das hängt mit der Art und Weise zusammen, wie Menschen Informationen bekommen
und weiter. Das sind alles so ganz grundsätzliche Dinge, die sich verändern.
Insofern, ja, es gibt bestimmt ganz viele Leute, auch in den Hochschulen,
die ältere Generation sind, die sagen, ah, die jungen Leute,
alles Mist. Ich habe jetzt gerade eine gegenteilige Erfahrung gemacht.
Letzte Woche war ich in einer Runde, wo in einem Raum, weiß ich nicht,
30, 40 Leute saßen, davon eine Handvoll ProfessorInnen, Postdocs,
DoktorandInnen, also ganz bunt gemischt durch alle Karrierestufen hinweg.
Und es ging kurz auch um die Frage, wie gehen wir jetzt eigentlich mit KI in der Lehre um?
Also was passiert, wenn jetzt die Studierenden ihre Hausarbeiten mit KI schreiben lassen?
Kann man das überhaupt noch erkennen? Wie ist das am Plagiat?
Das ist gerade ein großes Thema an den Hochschulen. An den Schulen,
glaube ich, noch viel mehr. Das kann man sich ja vorstellen.
Also ich meine, wenn die Englisch-Hausaufgabe ist, schreib einen Brief an deine
Großmutter auf Englisch.
Und ich sage, chat GPT, schreib einen Brief an meine Großmutter auf Englisch.
Dann ist die Englisch-Hausaufgabe irgendwie hinfällig oder so.
Ich weiß nicht, wie die Schulen damit umgehen. Ich weiß, dass das da auch ein Thema ist.
An den Hochschulen eben dasselbe. was machen wir jetzt, wenn Studierende eben
ihre Prüfungsleistungen vielleicht mit JGPT oder anderen KIs schreiben lassen.
Gast
Nur eine Zwischenfrage, weißt du schon, wie du das machst mit deinen Hausarbeiten?
Lars
Ja, kann ich, sage ich gleich was dazu. Und in dieser Runde ging es auch darum,
wie gehen wir jetzt damit um so.
Und dann gab es auch Berichte eben von Leuten, die diese Erfahrung schon gemacht
haben, denen das dann aufgefallen ist oder so.
Und dann gab es aber so einen schönen Moment, wo eigentlich alle im Raum kurz
oder mehrere Stimmen im Raum das sagten und alle anteilig sozusagen nickten,
Anteilneben nickten und sagten, ja, nee, aber eigentlich muss ich sagen,
die das Niveau der Studierenden,
höher denn je. Und das war so ein Konsens, dass alle sagten,
nee, eigentlich, jetzt mal KI ausgeklammert als Thema, um das es eigentlich ging.
Wir müssen mal kurz festhalten, es gibt ganz, ganz tolle Studierende und so.
Und das war schön zu merken, es gibt so einen Konsens in diesem Raum,
der ganz verschiedene Generationen von WissenschaftlerInnen jetzt zufällig versammelt
hatte, wo der Konsens war, nee, eigentlich ist das ein, es ist genauso ein randständiges
Problem, wie das Plagiat,
ein randständiges Problem ist, bevor es KI gab.
Und das finde ich, ist eigentlich total schön. Und das geht mir auch so.
Ich habe jetzt, wie gesagt, dieses und letztes Jahr jeweils einen Erstsemesterkurs
unterrichtet und die Menschen, die ich da in beiden Fällen kennengelernt habe,
waren oder sind unglaublich klug und wach.
Ähnlich motiviert wie wir vor zehn Jahren.
und insofern, genau, das ist mir glaube ich nur wichtig, einmal auch,
das würde ich wäre jetzt meine Antwort darauf zu sagen, ich glaube,
diese Offenheit und diese Neugier dafür, was haben Menschen mit 20 zu diesem
Film zu sagen, was sehen die in dem Film oder wie spreche ich jetzt mit den Leuten.
Über Texte, die ich ausgesucht habe oder so, ich bin wahnsinnig neugierig und
freue mich eigentlich jede Woche auf meine Seminarsitzung und ich habe das Gefühl,
die meisten Menschen, die ich jetzt kenne in meinem Umfeld an der Uni,
haben ein ganz, ganz ähnliches Gefühl, dass eigentlich alle,
die ich kenne, total Lust haben auf die Seminare.
Es gibt immer Ausländer, es gibt immer Seminare, die irgendwie,
wo du das Pech hast, dass die 15 Leute da sitzen, so ein bisschen...
schwerer zu motivieren sind, aber so im ganz im großen Ganzen ist es,
muss ich mal das auch ganz klar sagen, es geht uns intellektuell in diesem Land
offenbar sehr gut, wenn das die Leute sind, die zum Studieren in dieses Fach kommen, auf jeden Fall.
Gast
Aber ich bin tatsächlich neugierig, wie gehst du mit KI in Hausarbeiten um?
Also tatsächlich jetzt mal noch eine Fußnote in den Fußnoten,
in den Fußnoten, aber...
Lars
Für mich macht ja nachher ein toller Kapitel.
Gast
Fußnote hoch drei.
Lars
Genau. Ja, also die einfachste Antwort darauf, ich habe jetzt also gerade heute
den Tag über an einem Leitfaden für Hausarbeiten gearbeitet,
den ich meinen Studierenden geben werde dann demnächst und habe da auch einen
Absatz eben wie gehen sie mit KI um und so.
Also die ganz einfache und kurze Antwort ist, wenn ich in meiner Hausarbeit
jetzt sagen wir mal die Einleitung oder so von ChatGPT schreiben lasse,
ist das genauso ein Plagiat, wie wenn ich die Einleitung aus einem Buch kopiere oder so.
Das ist genau so ein Text, den ich nicht selber geschrieben habe und ich kann
das, wenn ich das in Anführungszeichen setze und als Zitat ChatGPT als Quelle
eingebe, kann ich das machen. Dann ist das legitim.
Wenn ich das nicht mache, als Quelle angeben, dann ist es ein Plagiat.
Das ist momentan auch ungefähr der Standpunkt jetzt zumindest der FU,
zu sagen, natürlich können KIs eingesetzt werden.
Das ist genauso legitim, wie ein Wörterbuch einzusetzen oder eine wissenschaftliche
Literatur zurate zu ziehen. Ich muss es nur angeben.
Oder ein anderes Beispiel wäre Rechtschreibprüfung. Es würde niemand auf die
Idee kommen, zu sagen, nur weil du bei Word die Rechtschreibprüfung aktiviert
hast und nicht jedes Wort selber im Duden nachschlägst, das ist ja kein Plagiat,
das ist halt einfach ein technisches Hilfsmittel.
Das würde ich auch sagen, wenn ich jetzt JGPT frage, wie schreibt man Wort X
richtig und JGPT sagt mir, wie man das Wort richtig schreibt und ich nutze diese
Information, dann muss ich JGPT auch nicht als Quelle angeben.
Das ist dann eines von vielen technischen Hilfsmitteln, die wir sowieso benutzen.
Wenn ich JGPT sage, schreib mir diesen Absatz besser oder schreib mir diesen
Absatz neu oder schreib mir überhaupt diesen Absatz und ich kopiere das und
füge das in meine Arbeit ein und gebe das nicht an, dann würde ich sagen,
es ist ganz einfach ein Plagiat.
Das Problem ist natürlich, dass ich als Dozent, der das nachher liest und benotet,
Schwierigkeiten haben werde, jede dieser Instanzen zu erkennen.
Das ist insofern die einfache, aber für mich jetzt noch nicht sozusagen abschließend
befriedigende Antwort.
Die andere Seite davon ist, dass mir das, glaube ich, mir persönlich ein bisschen
egal ist, ob jetzt Leute einzelne Absätze von ChatGPT sich schreiben lassen,
weil daran hängt nicht so viel.
und wer darauf angewiesen ist, für Teile seiner Hausarbeit JGPT zu benutzen,
wird spätestens bei einer Abschlussarbeit wie einer Bachelorarbeit,
aller spätestens im Master,
echte Schwierigkeiten haben, die Art von Arbeit zu schreiben,
die da erforderlich ist, was sozusagen die Eigenleistung angeht,
weil die Anforderung jetzt im ersten Semester mach eine Filmanalyse und dazu
gehört in irgendeiner Form auch eine kurze,
also meistens irgendeine Form von Inhaltszusammenfassung von der Sequenz,
die man da analysiert oder so.
Wenn ich das von JGPT machen lasse, ich werde es wahrscheinlich nicht erkennen,
das ist mir auch ein bisschen egal.
Wenn ich im Master da das mache, bei einer Arbeit, die komplexer ist und die
wesentlich höhere Anforderungen hat, da wird das schwierig sein.
Also da kann man das auch noch machen, aber dann, aber wenn du den Rest nicht
drauf hast, wird dir das für deine Note auch wirklich nichts bringen.
Und das ist, glaube ich, was, wo die geisteswissenschaftlichen Fächer zumindest,
und bei den anderen Fächern kann ich es nicht beurteilen, das mag da auch sein,
aber bei den geisteswissenschaftlichen Fächern wird dir ChatGPT nicht helfen,
zu guten Noten zu kommen, weil, das ist ja mittlerweile auch zunehmend bekannt,
die textgenerierenden KIs eben gar nicht in der Lage dazu sind,
kreative Gedanken zu fassen.
Die können gut kompilieren, Sie können sehr gut Texte schreiben.
Gast
Sie werden nie eine Filmanalyse machen.
Lars
Genau, sie werden nie eine eigene ständige Filmanalyse machen.
Und das kann ich schon erkennen.
Das ist, glaube ich, was, was Studierende vielleicht dann nicht glauben oder
so. Aber ich würde dir auch so geben, wenn du eine Arbeit liest und denkst,
diese Filmanalyse ist völlig banal, die ist völlig uninteressend,
es steckt kein kreativer Gedanke drin oder so, dann ist das auch keine gute Hausarbeit.
Gast
Ich bin da inzwischen ja total gelassen, weil ich so denke, wenn Studierende
nicht verstehen, dass das ihr Handwerkszeug ist, was sie hier lernen für eben
potenziell zukünftige Betätigungsfelder.
dann mag das so sein. Dann kommen sie jetzt eben, wie du sagst,
vielleicht bis zum Bachelor, aber sie werden daraus nie irgendwie viel mehr machen können.
Lars
Sei es, dann lass es sozusagen weitergehen bis zum Beruf.
Du arbeitest meinetwegen bei einem Filmfestival, bekommst irgendwie Filme vorgelegt,
die niemand gesehen hat, die das Internet auch nicht in- und auswendig kennt.
Und du sollst Inhaltsangaben für diese Filme schreiben. Und du hast aber nie
deine Inhaltsangaben selber geschrieben.
Und kannst aber JGPT nicht sagen, schreib eine Inhaltsangabe für einen Film,
der jetzt erst Premiere haben wird, dann wirst du aufgeschmissen sein.
Und insofern, ich glaube, das ist ein völlig vernachlässigbares Problem,
weil es auch jetzt vor oder auch vor KI Studierende gab, die plagiert haben
aus meistens, ich würde immer sagen, in den allermeisten Fällen aus Panik, aus Angst, aus Druck,
nicht aus Boshaftigkeit oder Täuschungssucht,
sondern einfach aus Überforderung.
Das sage ich meinen Studierenden auch immer, wenn sie, bevor sie sozusagen copypasten
und mir das einreichen, gehen Sie, kommen Sie zu mir und wir sprechen darüber
oder gehen Sie zur psychologischen Beratung, die es an der Hochschule gibt, lassen Sie sich helfen.
Scheiß auf die Deadline im Zweifelsfall, aber bevor es dazu zu dieser Übersprungsreaktion
kommt, zu sagen, scheiße, scheiße, ich muss eine Hausarbeit abgeben,
ich weiß nicht, wie ich copy und paste jetzt einfach nicht machen,
einen Schritt zurückgehen, einmal durchatmen und sich helfen lassen.
Ich glaube, das ist immer, also meine Vermutung wäre, es ist immer aus einer
Drucksituation heraus.
Und da ist ChatGBT jetzt nicht, oder ich sage jetzt es gibt ja auch andere technische
Lösungen, aber da sind KI-Tools,
Das ist überhaupt nichts anderes, das ist nur technisch ein anderes Mittel, um das zu machen.
Um das noch zu sagen, die Fälle, die in dieser Runde da diskutiert wurden,
waren zum Beispiel Fälle, wo offenbar Literaturrecherche von JGPT gemacht wurde,
wo also man gesagt hat, JGPT liste mir doch mal zehn Forschungstexte auf zu
dem Thema, damit ich es nicht selber machen muss.
Das halte ich für wesentlich gefährlicher, aber auch für die Studierenden selber,
weil die zwei Leute, die das erlebt hatten, oder eine oder zwei Leute aus dieser
Runde, die das erlebt hatten und sagten, naja, das Problem war von den zehn
Verweisen im Literaturverzeichnis gab es drei einfach nicht.
Davon waren drei einfach erfunden.
Und wenn man sozusagen das dann einfach, also wenn man das überhaupt sich von
JGPT machen lässt, ist ein großer Fehler,
weil die eigenständige Recherche ist Gold wert und das ist was,
was jeder Prüfer, jeder Prüfer und jede Prüferin sofort erkennt,
ob die Literaturrecherche gründlich war oder nicht, weil wir kennen die Literatur halbwegs,
gut und können, also ich würde behaupten, wenn man uns Literaturverzeichnisse
vorlegt von einer Erstsemesterhausarbeit, erkennen wir sofort,
ob die Recherche gründlich gemacht wurde oder nicht.
Und wir erkennen, würde ich sagen, auch relativ sofort, spätestens wenn wir
das googeln, ob es diese Einträge alle wirklich gibt oder ob davon drei erfunden sind.
Und wer das übernimmt und das nicht auch noch, also so bekloppt ist das nicht
noch zu prüfen, ob es die wirklich gibt.
Gast
Ist aber selber schuld.
Lars
Das ist genau der Kern.
Gast
Also tatsächlich, ich glaube sogar, dass man das Dass das irgendwie legitim
ist zu sagen, ich mache dieses Thema und ich weiß gerade überhaupt nicht,
wo ich anfangen soll, ich fange mal, ChatGPT, gib mir jetzt irgendwas.
Und das finde ich total legitim, aber in dem Moment, wo ich es einfach übernehme
und nicht gegenprüfe, dann sind wir in so einem, dann ist halt auch keine Form
von Forschung und Wissenschaft.
Lars
Ja, das ist genau wie, auch da würde ich sagen, ist ChatGPT nichts Neues,
wenn ich für meine Hausarbeit oder für ein Thema, zu dem ich arbeite,
sage, wie komme ich jetzt an Literatur, wie finde ich einen Einstieg und ich
gehe zu Wikipedia und...
Und starte da in der Literaturliste, da gibt es am meisten Wikipedia-Artikel
unten weitere Literatur und so und starte da, dann ist das ein okayer Einstieg,
meine Erfahrung zeigt, diese Wikipedia-Literalisten sind hochgradig bruchstückhaft,
meistens veraltet, nicht repräsentativ, aber man kann da vielleicht ein Buch
finden, von wo aus man dann weiterguckt und guckt, worauf bezieht sich dieses Buch und so weiter.
das kann man alles machen, wenn ich jetzt einfach diese Liste copy and paste,
wäre das genau dasselbe wie diese JGPT-Liste, nur dass da wahrscheinlich keine
erfunden Literatur dabei wäre, aber es ist genauso,
dürftig und das alles ersetzt nicht selber in die Bibliothek zu gehen oder zum
Online-Katalog der Bibliothek oder zu wissenschaftlichen Datenbanken und da
zu recherchieren, das wird auch da, würde ich sagen, dieser ganze Hype um KI,
den es vor ein, zwei Jahren gab und die ganzen Sorgen, oh Gott,
jetzt die Leute werden alle dumm, weil sie das alles nur noch von KI machen
lassen, hat sich, glaube ich, beides wieder ein bisschen, oder ich hoffe,
so ein bisschen wieder ernüchtert von, naja.
Atmen wir mal kurz durch, das ist alles auch nicht so ein großer...
Gast
Ich glaube, es ist einfach super unterschiedlich, also in welchen Feldern und wie.
Und an der Uni, vor allem eben in diesem geisteswissenschaftlichen Kontext,
ist das natürlich, wenn ich nicht denken will, dann ist es irgendwie schwierig,
eine Geisteswissenschaft zu studieren.
Lars
Dann sollte ich darüber nachdenken. Dann werde ich vielleicht noch bis zum Bachelor
kommen und mich da irgendwie durchschummeln, aber dann werde ich auch keine...
Phil
Ja, genau, haben wir jetzt. Ja, okay. Kann ich übrigens aus,
ich bin ja im IHK-Prüfungsausschuss für Fachinformatiker.
Da ist es tatsächlich übertragen ähnlich. Auch wir diskutieren sehr viel über KI und Chat-GPT.
Und auch da, du kannst dir die Texte schreiben lassen, aber du merkst halt, ist da das Wissen drin.
Also die Abschlussarbeit als Fachinformatiker besteht eben daraus oder Fachinformatikerin
besteht daraus, dass du ein Abschlussprojekt, Praxisprojekt machst.
Das musst du nicht vorweisen, aber du musst es auf ungefähr 15 Seiten dokumentieren
und da dann auch solches Wissen einfließen lassen wie, also insbesondere geht es um das Thema.
Also, was die treibende Frage eigentlich in der gesamten Doku ist, ist das Warum.
Warum tust du dieses? Warum hast du dieses Produkt gewählt?
Warum hast du, wenn es um Programmiersprachen geht, genau diese Programmiersprache gewählt?
Auch wie hast du dann beraten? Weil es geht ja irgendwie auch darum,
da sitzt ein Laie gegenüber, will von dir ein Programm oder irgendein System
installiert haben und du bist der Nerd, der irgendwie das in Technik übersetzen muss.
Und wie hast du diese Beratung vorgenommen, um dieses Laie, diese Laiensprache,
jetzt sehr abfällig gesagt, zu übersetzen in das System, in das Programm, was dann da sein soll.
Und das sind auch solche Leistungen, daran kannst du das eigentlich auch sehr
gut erkennen, weil das ist erstens hochindividuell und zweitens ist das am Ende
auch die wahrliche Leistung und da sind wir wieder bei dem Thema Kreativität und so etwas,
das wird eine KI auch mittelfristig zumindest nicht abbilden können,
irgendwann weiß ich nicht, aber
so jetzt haben wir uns auch bei uns im Prüfungsausschuss darauf geeinigt.
Es wird auffallen, weil auch wir tatsächlich mit Copy-Paste konfrontiert werden,
was einfach tatsächlich schlichtweg dumm ist.
Also sagen, was es ist, also zumindest für mich, ich nutze dieses Wort,
es ist dumm, das zu tun, auch aus den Motivationsgründen, die ihr genannt habt,
aber eben auch, weil da einfach auch,
wir reden immer von Medienkompetenz, eine hochgradige Medieninkompetenz drin steckt,
wie man mit Ergebnissen von KI und ChatGPT umgehen sollte.
Und am Ende kriegen wir es doch raus, dass die das genutzt haben,
weil wie gesagt, diese Zusammenhänge, warum hast du dieses gemacht,
wo war der Beratungsaspekt, um halt Laien-Sprache in Fachsprache zu übersetzen
und das Ergebnis, das Ziel dieses Projektes zu ermitteln, das kriegst du raus.
Und dann der zweite Teil, du musst ja dann 15-minütigen Fachgespräch diese Projektarbeit
mit nicht vorher definierten Fragen vorstellen, Ja, vorstellen, beantworten,
Fragen, ja, Fragen beantworten und spätestens dann gehen die Leute auf Eis.
Es ist nicht so, also tatsächlich einmal hatten wir es tatsächlich,
also da war es auch wirklich dumm, weil Chat-JPT schmeißt gerne ja so Stichpunktlisten
aus und die gesamte Doku dieses einen Prüflings bestand aus Stichpunkten.
Nicht ein bisschen übertrieben, aber mindestens zwei Drittel waren wirklich
Stichpunkte, die einfach so mit Bullet-Points aufgelistet wurden.
Und das hat es dann im Fachgespräch auch rausgestellt, dass der gar nicht wusste,
was er da reingeschrieben hat. Mit Sätzen, die da drinnen stehen, konfrontiert.
Und der wusste nicht, dass er sie in seiner Doku hat. Und das ist einfach fahrlässig.
Das ist fahrlässig überhaupt für eine Abschlussarbeit an sich.
Das ist ja dann doch ein gewisser formaler Akt, wo in diesem Fall ein Berufsabschluss dahinter steht.
Und das ist halt auch schlichtweg fahrlässig für deine Kompetenz.
Gast
Das ist aber auch eine Form von Medienkompetenz.
Phil
Absolut.
Gast
Ich glaube, das ist auch in der Folge ein Thema gewesen, oder?
Erinnere ich mich falsch?
Also diese ganze Frage, nicht nur, wie sehe ich Filme, wie sehe ich Serien,
wie sehe ich TikTok, wie verstehe ich all diese Dinge, das lässt sich ja auch
genauso alles auf KI und auf ChatGPT und Gemini und wie sie auch alle heißen
anwenden, nämlich traue ich dem,
verstehe ich die Perspektive, wo das herkommt, verstehe ich,
wo das, was ich sehe, herkommt.
Und dann finde ich das völlig legitim, das als Tools zu benutzen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass gerade im Archivbereich KI das Einzige sein
kann, was uns irgendwann dazu helfen kann,
all diese Tonnen von Daten zu erschließen, die wir da digitalisiert haben,
weil Menschen werden es nicht können. Das ist einfach völlig unmöglich.
Aber das heißt ja eben nicht, dass man das völlig vertrauensvoll am Ende glauben
und reproduzieren muss, sondern das immer wieder zu hinterfragen.
Und ich glaube, das mag ich total an dieser Folge vor zehn Jahren,
das würde ich auch immer noch genauso unterschreiben, dass es so eine Euphorie darin gibt.
eben Dinge kritisch zu sehen und zu hinterfragen. Und auch bei uns projiziert
sich das eben jetzt sehr auf Film, aber das lässt sich ja genauso eben auf TikTok,
YouTube, Videospiele, historische Fotos auf alles Mögliche anwenden.
Und diese Euphorie, das war vorhin so ein bisschen eine Frage,
was hat uns irgendwie entzaubert?
Aber ich glaube, das ist eher das,
was sich erhalten hat, diese Neugier an irgendwie darstellenden Medien.
Und die wird auch, da wird KI eher noch eine andere Rolle spielen.
Ich habe in letzter Zeit relativ viel mit KI rumgespielt im Sinne von Bilderschließungen.
Also ich habe historische Fotos gefunden im Internet.
Ich habe ein historisches Foto aus dem Landesarchiv Berlin.
Das ist nicht digitalisiert, sondern ich habe das quasi abfotografiert und es
ist falsch datiert und falsch räumlich zugeordnet.
Und ich habe das Chat-GPT gegeben und habe gesagt, sag mir mal was zu diesem Bild.
Wie siehst du, wie würdest du es zeitlich einordnen? Wie würdest du es räumlich
einordnen anhand der geografischen Marker?
Was erkennst du? Und die Antwort war so gut, wo ich so dachte,
Halleluja, das kann mir so viel Arbeit auch abnehmen,
weil ich natürlich auch ganz viel diese Bildanalyse vornehmen kann,
aber ich muss immer noch mal nachschlagen und ich muss immer noch mal gucken
und noch mal machen und tun.
Also ich bin tatsächlich eher in so einem, ich habe richtig Bock auf KI,
gerade in meinem Arbeitsbereich, weil ich so denke, das ist so spannend,
was da möglich sein wird.
Aber eben nicht im Sinne von, gib mir mal einen Text aus, sondern lass uns über
Bilder reden, lass uns mit Bildmaterial arbeiten.
Wohingegen Bildgenerierung halt nach wie vor eher so ein Joke ist.
Aber wie gut die Bildanalyse von historischem Bildmaterial ist,
da bin ich mega gespannt.
Zeitdokument.
Phil
Krasser Themenwechsel oder Fußnote zu.
Lars
Zurück zum Fließtext.
Phil
Genau, krasser Rücksprung.
Ihr hattet, wenn ich mich dann nochmal so an die erste Sendung erinnere,
hattet ihr auch so einen Einblick, ihr wart ja nicht die einzigen Filmstudierenden,
es gab viele andere Filmstudierende.
Jetzt haben wir heute auch schon wieder so ein bisschen über die Filmstudierenden gesprochen.
Gast
Willst du jetzt wissen, was aus denen geworden ist?
Phil
Genau, ich möchte von jedem einzelnen Studenten und jeder Studentin das genau wissen.
Nein, aber tatsächlich war da ja so seinerzeit der Eindruck,
dass man, dass es viele Studis gibt, die auch möglicherweise mit einem falschen
Eindruck oder überambitioniert ins Studium reingestiegen sind.
Jetzt hast du gerade eigentlich gesagt, da ist wahrscheinlich so ein Change drin.
Habe ich das richtig verstanden oder ist das tatsächlich immer noch so,
dass vielleicht die Erfahrung und das Thema ja immer noch nicht bei den Leuten
so angekommen ist und da es immer noch so Fehltritte gibt.
Man könnte die Frage auch anders stellen, im Sinne von, ist die Informations,
Bereitstellung vielleicht für Filmwissenschaften jetzt ein bisschen besser?
Weil es ist ja verhältnismäßig neues, im Gesamtkontext, neues Studienfach.
Lars
Also ich kenne, ich weiß gar nicht statistisch, ob die Abbrecher und Studiengangswechselquoten
und so anders sind als vor zehn Jahren oder ob da sich was getan hat.
Das wäre ja so ein Indikator dafür, dass irgendwie mehr Leute das Gefühl haben, das richtige Fach.
Wobei es kann auch ein Nillikasus sein, dass es schwieriger ist,
zu wechseln. Also es ist vielleicht auch nicht so außergekriegt.
Ich weiß auch nicht, wir kennen die Zahlen auch nicht. Ich weiß,
dass die FU und viele Unis,
Also zwei Dinge. Die Unis haben in ganz Deutschland mit sinkenden Studierendenzahlen zu tun.
Alle Universitäten, nicht jede einzelne, aber die gesamte Tendenz ist,
dass die Studierendenzahlen sinken.
Das hängt damit zusammen, dass eher gebotenschwache Jahrgänge jetzt im Studierendenalter
sind und so. Und es hat aber auch, weiß ich, noch andere oder die Unis sind
jedenfalls ein bisschen unsicher, glaube ich, wie man damit umgeht und versuchen,
das Studieren attraktiver zu machen und so weiter.
Und gleichzeitig, auf der anderen Seite, das ist das Zweite,
gibt es eben diese hohe Studiengangswechselquote, gerade in geisteswissenschaftlichen Fächern,
die ich persönlich für total günstig halte und die Universitäten aber für ein
ziemliches Problem, glaube ich, so im Allgemeinen und versuchen,
das zu bekämpfen, indem man sagt, wir machen jetzt allgemeinere Studiengänge.
Es gibt jetzt an der FU so einen Studiengang, der eigentlich,
ich weiß nicht genau, wie der heißt, aber der Geisteswissenschaften insgesamt
studierbar macht, sodass du in den sechs Semestern halt überall so ein bisschen
reingucken kannst. Das halte ich für einen großen Fehler.
Gast
Und was ist das dann für ein Bachelor? Geisteswissenschaft?
Lars
Ich weiß nicht, wie das Fach heißt, aber das ist irgendwie, ich glaube,
du kannst es nicht als Hauptfach wählen, du kannst es, glaube ich,
nur als Nebenfach wählen.
Aber es ist trotzdem, ich halte das für großen Quatsch, weil das hilft,
den Unis die Studiengangswechselquote zu reduzieren. Vielleicht wird sich zeigen,
es hilft aber den Leuten überhaupt nicht, wenn du so 17 verschiedene Fächer
jeweils für ein Seminar studierst.
Das wurde auch sehr kontrovers diskutiert. Ich bin nicht überzeugt davon,
dass das für die Studierenden gut ist.
Ich glaube, es ist nur für die Unis gut, diese Form von … Das ist nur eine Quotenfrage.
Vorweg, ich weiß nicht, wie tatsächlich sich die Zahlen verändert haben.
Ich habe das Gefühl, das hatte ich auch beim Hören der Folge,
dieses Gefühl, dass sich eigentlich an dem Teil, wo wir darüber gesprochen haben,
was muss man mitbringen, um Filmwissenschaft studieren zu wollen,
was sollte man irgendwie, was für ein Mensch sollte man sein oder so.
Daran hat sich, glaube ich, nicht so viel geändert. Also man sollte eine relativ
bedingungslose Leidenschaft für Filme haben und das heißt….
Gast
Und die Leidensfähigkeit. Es ist schön, wie du das zitiertst,
aber unbedingt die Leidensfähigkeit.
Lars
Leidensfähigkeit und Leidenschaft für Filme, genau. Dass man natürlich,
wir hatten das jetzt, gerade wir hatten das vor zehn Jahren,
man schaut wahnsinnig viele Filme und man darf nicht an den Punkt kommen,
dass das Filmeszenen einem langweilig wird.
Gast
Und man schaut auch schlechte Filme.
Lars
Man schaut auch viele schlechte Filme.
Gast
Fußnote quasi, ich habe meine Bachelorarbeit über historische Eventmehrteile
am deutschen Fernsehen gemacht.
Also das war jetzt nicht lustig.
Das ist nicht angenehm, Maria Furtwängler vier Stunden dabei zuzusehen,
wie sie auf einem Pferd sitzt.
Also man muss auch wirklich entscheiden, womit man sich so beschäftigt.
Lars
Das gilt für Videospiele genauso. Jetzt meine Dissertation zu Videospielen heißt
natürlich, ich muss Spiele spielen und zwar sehr, sehr viel.
Und die meisten Videospiele haben ja noch einen deutlich größeren Umfang als
die meisten Spielfilme.
Und ich muss auch da dieselbe Leidensfähigkeit haben, zu sagen,
wenn ich mich jetzt mit Aufbausimulationen befasse, dann werde ich wohl nicht
umhinkommen, hunderte Stunden Aufbausimulationen zu spielen zum Beispiel oder was auch immer.
Gast
Ich glaube, ich habe meine Masterarbeit über Edward Bergers im West nichts Neues gemacht.
geschrieben, ich habe den achtmal gesehen. Innerhalb von zwei Monaten.
Es ist dann irgendwann auch nicht mehr lustig.
Lars
Und das ändert sich alles nicht. Und ich habe jetzt gerade am Wochenende ein
Gespräch mit jemandem, der fragte, ach, Filmwissenschaft ist ja interessant
und irgendwie werden dir den Filmen irgendwann langweilig oder so.
So jetzt nach den Jahren. Und ich meinte, nee, wirklich nie.
Also das hat sich überhaupt nicht geändert. Ich mache Filme auch heute nicht
aus nach der Hälfte, wenn ich keine Lust habe.
Also diese Frage ist mir, weil der sagte dann, naja, er hat ganz oft,
dass er Filme nach einer halben Stunde ausmacht, wenn die ihn nicht interessieren.
Und ich denke, das verstehe ich aus jetzt jemandem, der sagt,
ich gucke einen Film, damit ich irgendwie was Bestimmtes bekomme von dem Film.
Sei das Unterhaltung, sei das Angst, sei das Traurigkeit, sei das Lachen,
je nachdem welches Genre oder was auch immer.
Es gibt ja alle möglichen Gründe, um jetzt gerade einen Film zu brauchen oder so.
Und das habe ich natürlich oder haben wir nicht. Und das sollte man eben auch
nicht haben, wenn man sagt, ich gucke Filme nur um was Bestimmtes zu bekommen.
Gast
Ich glaube, ich bin nach wie vor zweimal in meinem Leben aus dem Kino gegangen,
weil es so schlecht war. Aber das ist wirklich...
Lars
Ich bin, glaube ich, noch nie aus dem Kino gegangen. Oder ich erinnere mich nicht dran.
Und diese Frage von wird mir langweilig oder interessiert mich das jetzt noch
oder mache ich lieber aus, stellt sich mir wirklich nie.
Es gibt natürlich Filme, die ich langweilig finde, wo ich auch bewusst wahrnehme,
wenn ich die schaue, dass die langweilig sind oder wenn ich gerade,
wenn ich die zu Hause gucke, das ist glaube ich was, wo man jetzt als Filmwissenschaftler
auch nicht darüber erhaben ist, aufs Handy zu gucken, zwischendurch nochmal,
die Kartoffeln anzusetzen, doch nochmal die Wohnung zu saugen oder so,
aber ich höre nie auf den, oder ich pausiere den dann vielleicht,
aber ich höre nie auf, Filme zu gucken oder breche ich die ab,
weil ich denke, ach, ist jetzt mir zu langweilig.
Gast
Nee, das muss schon bis zum Schluss durchgebracht werden.
Lars
Und das aber auch nicht aus so einem Zwang. Nee, nee, ich bin Filmwissler und
ich kann jetzt nicht abbrechen, sondern das stellt sich, die Frage stellt sich mir nicht.
Ich würde nie auf die Idee kommen, einen Film abzubrechen, wenn ich nicht also
jetzt mal ausgenommen, ich hätte ein wirklich starkes moralisches Problem,
weil ich irgendwas, was der Film macht, für so unethisch halte,
dass ich sage, ich muss das nicht sehen, ich will das nicht sehen oder so.
Das ist natürlich nochmal was, das mag dann was anderes sein,
aber so an sich habe ich nicht. Das ist, was das hat sich, glaube ich,
Das hat total Bestand von dem, was wir vor zehn Jahren gesagt haben.
Gast
Absolut.
Lars
Diese Leidenschaft oder dieses bedingungslose Interesse an Filmen muss man mitbringen.
Gast
Und das ist bei Büchern eben bei mir zum Beispiel überhaupt nicht so.
Ich fange super viele Bücher an, die ich dann irgendwann zumache und weglege.
Man kann jetzt sagen, es ist eine andere Zeit und man braucht andere Zeiten
dafür, um was auch immer zu rezipieren.
Aber ich sehe das genau, wie du das gerade gesagt hast, Lars,
dass man so ein unbedingtes Verständnis für das Medium irgendwie gibt.
Lars
Und ich glaube, das ist eigentlich in jedem Job so, weil du kannst auch Filmwissenschaftler,
also da ist der Einstieg ein bisschen schwieriger, weil es nicht so viele Jobs
gibt, aber du kannst natürlich Filmwissenschaftler sein und dich einfach langweilen
und das alles blöd finden und dich da irgendwie durchkämpfen.
Genauso kannst du Informatiker sein und irgendwie nach 20 Jahren Informatiker
sagen, es langweilt mich nur noch, ich will nicht noch einen Server einrichten,
es interessiert mich alles nicht.
Gast
Du kannst auch wahnsinnig schlechte Mathelehrern sein.
Lars
Genau, du kannst ein völlig gelangweilter Lehrer sein oft und das kennen wir glaube ich alle so.
Das ist alles möglich, aber es ist wie in jedem Job extrem vorteilhaft,
wenn du an jeden Rechner, an den du rankommst, denkst, mal gucken,
was ich jetzt vor mir habe. und irgendwie neugierig bist auf das,
was da kommt und auch nicht auf die Idee kommen würdest.
Ich meine, gut, jetzt für dich, das Beispiel hinkt ein bisschen,
weil du kannst nicht beim Kunden einfach sagen, kein Bock mehr,
ich geh nach Hause, aber du solltest nicht an den Punkt kommen,
wo du sagst, boah, nee, ich brich dir den Server jetzt nicht ein.
Das interessiert mich einfach nicht genug.
Also, wie gesagt, jetzt mal abgesehen davon, dass du es nicht könntest,
aber das ist, glaube ich, übertragbar. Die Frage stellt sich nicht, weil es ist der Job.
Und wenn es mich so quälen würde, dass ich das wirklich nicht könnte,
dann bin ich auch einfach im falschen Job.
Und das ist dann auch okay. Und deswegen ist es so gut, wenn man Studienfächer
wechselt, wenn man feststellt,
mich langweilen Filme zu sehr oder zu viele Filme langweilen mich zu sehr,
dann wechselt das Studienfach. Das ist total...
Gast
Wir haben da vor zehn Jahren drüber gesprochen und ich würde das auch an der
Stelle nochmal sagen, ich habe ja quasi ein komplettes Studium gemacht,
ich habe meinen Abschluss gemacht, ich hatte ein Diplom und ich habe mich dann
einfach vier Jahre später,
entschieden, dass ich nochmal was anderes studieren will.
Und diese Entscheidung war die beste in meinem Leben.
Das war das Beste, was ich jemals machen konnte. ich war mit 18 einfach noch
nicht so weit. Ich kam aus einem völlig anderen Umfeld.
Ich hatte überhaupt keine Ideen davon, was es noch alles gibt.
Und das hat halt auch seine Zeit gebraucht. Und ich bin total dankbar dafür,
dass ich erst mit deutlich mehr Perspektive aufs Leben auch dieses Studium gemacht
habe, weil ich das damit natürlich auch viel mehr schätzen konnte und für mich
auch viel mehr Begeisterung daraus ziehen konnte,
die eben nicht nur so sehr intrinsisch aus mir selbst herauskommen musste,
sondern die irgendwie, die ich auch noch gut nutzen konnte für meine Arbeitswelt und so.
Und ich glaube, das, was du sagst, nämlich das jungen Studierenden schwer zu
machen, Studiengänge zu wechseln, es schwer zu machen, noch ein zweites Studium zu machen,
die Finanzierung von Studium und so, das ist ein super Problem,
weil wir da mit ganz, ganz vielen Menschen quasi das verbauen,
möglicherweise sehr, sehr gute WissenschaftlerInnen zu werden.
Lars
Oder sehr gut in was anderem zu werden.
Gast
Oder sehr gut, um etwas anderem zu werden, weil dieses zehn Jahre später nach
dem Abi oder nach dem, keine Ahnung, zehnter Klasse, wann auch immer festzustellen,
meine Güte, vielleicht will ich das doch, jetzt bin ich soweit, muss möglich sein.
Dann hat man vielleicht schon mal ein bisschen Geld verdient oder findet eine
andere Möglichkeit, was es da so gibt, auch an Finanzierung.
Aber irgendwie aus einer Perspektive heraus irgendwann später zu sagen,
ich möchte jetzt aber nochmal, weil wir sind ja noch nicht fertige Menschen mit 18.
Das ist ja auch völlig naiv. Das finde ich ganz schön an der Folge,
das so zu hören und zu denken, du warst so jung.
Also das jetzt auch wirklich gar nicht herablassend oder so gemeint,
sondern du kommst so direkt von der Schule.
Und das ist irgendwie auch ganz bezaubernd zu denken, mit welcher Begeisterung
du quasi diesen nächsten Schritt machst.
Und gleichzeitig ist das halt auch alles nicht viel Zeit. Das ist alles...
Lars
Und es war ein Zufall, dass es bei mir gepasst hat. Dass ich irgendwie von vornherein
jetzt in das Richtige gerutscht oder in etwas gerutscht bin,
was für mich sehr richtig war, ist ein völliger Zufall. Das ist nicht...
auch nicht besser oder schlechter. Ich glaube, genau was du sagst.
Du hattest zwischendurch so geatmet, Phil, als wolltest du was sagen.
Phil
Ja, alles gut.
Gast
Willst du nochmal studieren, Phil?
Phil
Nein. Tatsächlich habe ich...
Respekt ist ein sehr starkes Wort, aber ich ziehe es jetzt einfach mal vor Studierenden,
weil nahezu alles, was man studiert, ja schon sehr theorielastig ist.
So, man bekommt, egal ob es Filmwissenschaften, Mechatronik oder sonst was ist,
und auch Informatik zum Beispiel, man beschäftigt sich sehr viel mit der grauen
Theorie dahinter und liest Bücher,
zeichnet im Zweifel oder weiß ich nicht alles.
Und als ich Abitur gemacht habe, stand ich halt auch, gut, dann war Zivildienst, Zeitdokument.
Aber am Ende des Zivildienstes kam ich dann also auf die Frage,
was machst du denn jetzt?
So, und es stand für mich relativ schnell fest, du willst nicht studieren.
Mein NC war jetzt auch bei weitem nicht der beste, aber auch das wäre der zweite
Gedanke gewesen, weil dann schon die Entscheidung gefallen wäre,
auch Studium wäre was Geiles.
Aber ich kam gar nicht bis zu dem NC, weil ich schon von Anfang an das Studium
ausgeschlossen habe, weil ich ein ziemlicher Praktiker bin.
Ich lerne dadurch, dass ich Dinge tue, Dinge ausprobiere und wenn ich dann in
einem bestimmten Themenkomplex Interesse habe, dann grabe ich mich da auch weiter rein.
Aber erstens muss ich erst die Praxis haben, um da dann zum Beispiel festzustellen,
ey, dieses Programm oder diese Systemumgebung, die findest du super interessant,
da willst du tiefer rein, Punkt eins.
Und Punkt zwei, ich kann dir ganz offen, also ich kann dir bis heute nicht sagen,
wie ein Arbeitsspeicher funktioniert, weil es mir fucking egal ist.
ich will den einbauen und dann funktioniert der.
So, und es ist mir fucking egal, wie ein Arbeitsspeicher oder eine CPU funktioniert,
weil es mich schlichtweg nicht interessiert.
Und diesen Absprungpunkt zu schaffen oder zu haben und zu sagen,
hier möchte ich mich tiefer reingraben, aber hier auch nicht.
Und hier will ich einfach nur Arbeitsspeicherriegel in einen Slot reinstecken
und dann funktionieren die halt irgendwie.
Das ist ja so das Privileg der Ausbildung, der betrieblichen Ausbildung,
dass man da so dran rumfummeln kann und im Grunde da dann auch für sich selber
vielleicht den Cut suchen kann.
Natürlich gibt es auch da Theorie, die du im Rahmen der Berufsschule und deines
Berufes dir aneignen musst,
aber es ist halt ein ganz anderes Level als in einem Studium,
wo wie gesagt erstens der Aufschlag erstmal theoretischer Natur ist und du das
möglicherweise in Praxis überführst und wie gesagt, du bist dann sehr schnell eben bei,
wie funktionieren die Register in Arbeitsspeichern und wie sind da die Taktfrequenzen und so weiter.
Genau, von daher war für mich sehr schnell klar, du machst eine Ausbildung,
du willst kein Studium machen und deswegen ein tatsächlich Respekt oder eine
Anerkennung dafür, dass Menschen das tun,
weil, ich meine, wir haben das vor zehn Jahren gehört, wir hören es jetzt auch
wieder, das ist auch Arbeit und das ist auch, man muss sich da durchquälen.
Nicht, dass man sich bei einer Ausbildung nicht auch durch Dinge durchquälen muss.
Aber es ist ein anderes Level. Und wie gesagt, noch mal, es ist ein anderer Aufschlag.
Und dass man diesen Aufschlag mitnimmt ...
Gast
Es ist auch finanziell was ganz anderes.
Phil
Absolut.
Gast
Eine Finanzierungsfrage ist noch mal ein ganz anderes Thema.
Wie funktioniert das überhaupt alles mit Studium und Nichtstudium? Und so weiter.
Wir wissen auch beide, glaube ich, sehr genau, dass wir privilegiert sind,
dass wir das so machen konnten, dass wir diese Studienplätze so gekriegt haben,
wie wir sie gekriegt haben.
Phil
Du hast ja vor zehn Jahren auch erzählt, du warst Zweitstudentin,
kam jetzt auch nochmal durch, oder Zweitstudienbewerberin.
Genau, und irgendwie, da ist eine Quote von einem Prozent, hast du letztes Mal
gesagt, dass man da genommen wird und du hast es bekommen, also das ist ja auch riding the edge.
Gast
Das sind sehr überschaubare Plätze.
Aber am Ende, also der Punkt, dass ich jetzt immer noch nicht fertig bin mit
meinem Master, hat natürlich auch damit zu tun, dass ich immer gearbeitet habe nebenbei.
Also dass ich einen Studienverlaufsplan hatte, an den ich mich nicht halten
konnte, weil ich zwischendurch Filmprojekte gemacht habe, mit denen ich mein Leben finanziert habe.
Also all diese Dinge, wie man eben auch gucken muss, das Studium eben auch nicht einfach nur heißt,
yo, ich bin jetzt 19 und ich gehe jetzt an die Uni und dann mache ich halt die
70 Stunden oder 60 Stunden, sondern das ist ja inzwischen Statistiken,
gibt es glaube ich 80, 90 Prozent aller Studis arbeiten nebenbei.
hey, Studierende sind irgendwie die Gruppe, die die höchste Gefahr haben,
irgendwie zu verarmen, weil sie eigentlich viel zu wenig Geld bekommen,
sei es über BAföG oder durch die Eltern oder, oder, oder. Und vor allem in Städten wie Berlin,
Das finde ich ein ganz krasses Thema, weil ich finde sehr, dass man das in der
Folge von vor zehn Jahren nicht so merkt, dass Geld nicht so ein Thema ist,
dass Mieten nicht so ein Thema sind.
Lars
War es da auch noch nicht. Ich habe zwischendurch mal gelesen,
dass der große Knickpunkt in Berlin,
an dem das in spezifisch in Berlin die Mieten so schlagartig teurer geworden
sind, irgendwie 2016 oder so, das muss kurz eigentlich nachdem wir diese Folge
aufgenommen haben, so richtig den Bach runtergegangen sein.
Und wenn ich jetzt höre, wo Studierende wohnen, die jetzt anfangen zu studieren,
dann ist das teilweise richtig, richtig, richtig weit außerhalb,
weil das sich nicht anders bezahlen lässt.
Und das ist ein Problem, das auch diskutiert wird in Berlin.
Man hat irgendwie, glaube ich, auch einen höheren Anteil an gebürtigen BerlinerInnen
im Studium plötzlich, was jetzt nicht daran liegt, dass sozusagen… Die ziehen halt nicht mehr weg.
Genau, die bleiben halt zu Hause, weil die sich das überhaupt noch leisten können,
weil die haben ja eine Wohnung in Berlin.
Gast
Und das heißt aber auch, dass man natürlich sehr viel stärker darüber nachdenkt,
langfristig studiere ich sowas wie so eine Geisteswissenschaft,
Filmwissenschaft, weil sich es am Ende dann nur noch Leute leisten können,
die halt auch das Geld dafür haben.
Und in dem Moment, wo eine Geisteswissenschaft wie Filmwissenschaft zu so einem
Privileg wird, ich meine zwar immer ein Privileg, aber zu so einem auch dann
finanziellen Privileg wird, dann ist das total bitter, weil,
wie wir vorhin gehört haben, jeder sieht Filme anders und man braucht irgendwie
so viele Blickwinkel wie möglich und wir brauchen so diverse Blickwinkel auf
Filme wie möglich und wir brauchen auch diverse Blickwinkel auf Klassiker und wir brauchen Filme.
Welcher war der, den ich vor zehn Jahren als Beispiel gebracht habe?
Casablanca und von Winde verweht. Also auch da müssen wir immer wieder nochmal
ran. Das sind Filme, die gibt es seit 80 Jahren, aber die ist natürlich spannend.
Wie funktionieren die heute und wie werden die heute rezipiert und wie sehen Studierende die heute?
Wenn ich am Ende nur noch einen sehr elitären kleinen Teil an Studierenden habe,
die sich das überhaupt leisten können, so was wie Filmwissenschaft zu studieren,
dann macht mich das irgendwie auch traurig.
Das ist jetzt wieder so ein zettes Thema. Hast du mal noch mal ein paar lustige Fragen?
Nein, mit viel zu langen Zettel, von denen wir nichts bearbeitet haben.
Phil
Doch, doch, doch, doch. Also tatsächlich leider schon. Ich habe noch drei Fragen.
Gast
Wie lange geht unsere Sendung jetzt schon? Willst du mal so einen Zwischenschauen
machen? Du hast keine einzige Kapitelmarke gedrückt.
Phil
Keine einzige Kapitelmarke gesetzt in der Aufnahme. Das wird wild,
das zu schneiden. Danke euch.
Lars
Gerne. Wir haben ja einen relativ geradlichen Gesprächsverlauf.
Gast
Das sollte ja eigentlich kein Problem sein. Völlig easy.
Phil
Mal gucken, ob wir jetzt ein bisschen in Klönschnack reinkommen.
Die Themen sind zumindest, also die Fragen sind jetzt gar nicht so negativ aufgebaut.
Lars
Ich möchte nur eine Ergänzung, die ich mir gerade noch machen wollte,
zu dieser Frage, was ist vorhin?
Wir haben jetzt so viel über Filme gesprochen und du hast eigentlich diesen
wichtigen Punkt gebracht von der Theorie. Das ist, glaube ich,
was, was auch viele unterschätzen.
Das merke ich jetzt auch dieses Semester wieder. Das war letztes Semester auch schon so.
Oder das merken, glaube ich, viele, dass natürlich auch in einem Studium Filmwissenschaft
komplizierte philosophische Texte zum selben Maße dazugehören wie Filme.
Also man muss auch dieselbe Neugier und Begeisterungsfähigkeit,
die man für Filme braucht, braucht man auch für komplizierte theoretische Texte.
Gast
Oder, so wie ich, die weniger Neugier für diese Texte hatte,
den Willen, sich da trotzdem durchzubeißen.
Lars
Genau, du musst irgendwie deinen Weg in diese Texte finden. Und das ist was,
was am Anfang des Studiums auch total normal ist, dass das irgendwie schwierig ist.
Sagen Gott, ich lese zum ersten Mal jetzt einen Text von komplizierten,
den komplizierten Text.
Gast
Sag es, sag es. Sag dir Löw. Komm, du willst ihn lösen.
Lars
Ja, das war jetzt gerade diese Woche die Sitzung. Und die war super schön.
Das war eine total produktive Sitzung. Weil auch da war der erste.
Phil
Wer oder was?
Lars
Gilles Deleuze ist ein großer französischer Philosoph des 20.
Jahrhunderts. Der hat ein paar ganz wunderbare Texte und zwei Bücher über das Kino geschrieben.
Gast
Vor zehn Jahren hätte an der Stelle Lars noch Roland Barth genannt,
als den einzigen, den es zu zitieren gilt.
Lars
Wobei der eher wenig über Filme geschrieben hat, aber ich hatte eine große Begeisterung
für Barth im Studium. Er ist Literaturtheoretiker.
Jedenfalls, Lewis ist also jemand, dem man im Studium viel, also oft,
dem man oft begegnet, weil der einfach viel Einfluss hatte für die moderne Filmphilosophie.
Gast
Und wenn man sich dafür nicht interessiert, so wie ich, hat man Schwierigkeiten in der Filmwirtschaft.
Lars
Genau, und du kommst nicht drumherum. Das ist so ein bisschen so,
es gibt auch da immer Sachen im Job, das ist bei den Praktikern wahrscheinlich
ähnlich, das ist vielleicht ein Feld, wo man jetzt weniger Neugier hat und weniger
natürliche Begeisterung, aber man kommt nicht drumherum, weil man muss halt
Sache X nun mal auch können.
Phil
Ja.
Lars
Und das ist jetzt zum Beispiel in der Filmwissenschaft oft löst so einen Knackpunkt,
wo viele Leute eben sagen…,
Kann mich dafür nicht begeistern, es geht mir so auf die Nerven.
Und ich hatte jetzt gerade eine tolle Sitzung in meinem wirklich wunderbaren
Seminar Filmanalyse, wo die erste Runde zu diesem Blöstext auch war,
naja, war irgendwie schwierig, ich hatte irgendwie meine Probleme reinzukommen,
voraussetzungsreich und so.
Und das war insofern eine tolle Sitzung, weil dann durch das Gespräch,
okay, wir gehen den Text mal Schritt für Schritt durch, gucken,
was begegnet uns, wie können wir damit umgehen, das ist eigentlich dann total
produktiver und zu merken, nee, man kann halt irgendwie da rein.
Und das sind, glaube ich, genau die beiden Sachen.
Entweder man liest den Text und denkt sofort, geil, ich habe mega Bock drauf,
den zu verstehen, ich lese den noch zwei, drei Mal, bis ich da so ein bisschen durchgekommen bin.
oder man hat große Schwierigkeiten oder man hat irgendwie nicht die Konzentration
jetzt an dem Tag, an dem man den liest oder man hat irgendwann,
man liest den irgendwie abends, weil man nicht anders Zeit hatte oder, oder, oder.
Dann braucht man zumindest diesen Willen oder das Durchhalt von mir zu sagen,
nee, ist das egal, ich muss, ich lese den jetzt und ich werde wohl irgendwas davon mitnehmen.
Gast
Oder ich werde in dieser Sitzung sitzen und 90 Minuten nichts sagen und hoffentlich
etwas davon mitnehmen, was meine Kommilitonen sagen.
Lars
Oder wo ich total dankbar dafür bin, dass jetzt in der Sitzung halt Leute gesagt
haben, also ich fand den aus irgendeinem Gründen schwierig und ich hatte die und die Probleme damit.
Das ist eigentlich das allerbeste, was passieren kann, dass jemand sozusagen,
den Willen hat, in der Sitzung voranzugehen zu sagen, ich habe das und das nicht verstanden.
Und das sind sozusagen auch Voraussetzungen. Und wenn man das erfüllt,
dann ist alles, glaube ich, dann ist alles im grünen Bereich,
wenn man mit Theorie-Texten entweder total gerne umgeht oder den Willen hat, sich da durchzubeißen.
Wenn man eben, das ist dasselbe bei den Filmen, wenn man bei den Theorie-Texten
sagt, es interessiert mich nicht, ich kann die nicht zu Ende lesen,
nach zwei Seiten schlafe ich ein und es geht jedes Mal so, egal wann man die
liest, egal unter welchen Vorzeichen,
auch das ist was, dann ist auch das geisteswissenschaftliche Studium,
wo das Lesen und Schreiben nun mal wirklich das Handwerkszeug ist, wie du sagtest,
das Medium in dem Gedanken eben sich ausbilden, sich kommunizieren und so weiter
und so fort, wenn man da dann seine sozusagen so ganz grundsätzliche Hemmung oder,
Hemmung ist das falsche Wort, da so ein ganz grundsätzliches Desinteresse oder
Dann ist das genauso ein Problem wie die mangelnde Leidenschaft für Filme.
Gast
Oder man muss eben dann in der Lage sein, die Transferleistung zu erbringen
und zu sagen, der Punkt interessiert mich nicht, ich will aber damit arbeiten
und dann muss ich mir das selber draufschaffen in einem ganz anderen Bereich.
Und das ist das, was ich gemacht habe, weil die Filmtheorie war nie meins,
die war es damals schon nicht, die wird es auch niemals werden.
Aber ich habe halt meine Nischen in so anderen Bereichen gesucht,
Was natürlich, wir haben vorhin davon gesprochen, wie man sich auch so voneinander
entfernt in den Schwerpunkten.
Es führt eben dann auch dazu, dass man kleiner und kleiner in seinem eigenen Bereich wird.
Aber ich wollte dieses Studium, ich wollte mich auch mit diesem riesigen Batzen Film beschäftigen.
Ich kann mit diesen Theorie-Texten bis heute nichts anfangen.
Ich habe sie bis heute, ich habe zwei Seiten davon gelesen, meistens.
Und dann festgestellt, mir fehlt da irgendwie ...
Das Durchhaltevermögen oder mein Hirn oder was auch immer. Aber ich will es,
also suche ich mir eine Alternative.
Ich suche mir entweder einen Text, mit dem ich mir das besser erschließen kann
oder ich suche mir einen anderen Schwerpunkt, über den ich da hinkomme.
Oder ich suche mir so ein anderes Interessengebiet, was mich zwar trotzdem im
Film behält, aber woanders hinführt.
Also ich glaube, das geht nämlich schon, aber man muss dann doch sehr eigenständig,
sehr breit sich aufstellen.
Und dann kommt man um Deloes drum rum im Filmwissenschaftsstudium, auch wenn es schwer ist.
Lars
Ja, klar, das sowieso.
Phil
Kommen wir ein bisschen zu was Anekdotischem, hoffentlich. Mal gucken,
ob ihr es schafft, das auch wieder ins Theoretische zu reißen.
Es wird weiter ja um Film und Filmstudium gehen.
Gast
Problemlos, also.
Phil
Wir haben vor zehn Jahren von, ich glaube, der Film hieß Der Bienenzüchter gesprochen.
Der sich euch Ich habe ihn.
Gast
Nie wieder gesehen.
Phil
Genau, als ziemlich sperrig eingebrannt hat und irgendwie so ein Film,
durch den ihr euch seinerzeit in gewisser Art und Weise auch durchgequält habt.
Gast
Aber ich sehe uns immer noch in diesem Seminarraum. Ich weiß immer noch,
wo ich gesessen habe, als wir den Bienenzüchter gesehen haben.
Lars
Ich habe auch noch Bilder, ich habe auch aus dem Film Bilder,
die sich mir eingebrannt haben. Traumatisch. Überhaupt nicht traumatisch, total wundervoll.
Gast
Wundervoll. Aber es ist interessant.
Lars
Ich habe ihn auch nie wieder gesehen. Das ist echt interessant.
Also ich habe ein notorisch schlechtes Filmgedächtnis und kann mir ganz schlecht
Filmhandlungen merken.
Zum Beispiel, das ist das, was ich am schnellsten ...
Phil
Die kommenden Fragen ziemlich schlecht für dich.
Lars
Das werden wir sehen. Also das ist das, was ich am ersten vergesse,
ist, wer mit wem was wie zu tun hat in dem Film und wer wohin jetzt fährt, um wen zu erschießen.
Gast
Bei mir war das vor zehn Jahren noch besser. Inzwischen habe ich einfach zu
viel gesehen und deswegen funktioniert das nicht mehr.
Lars
Und was ich mir auch selten merke, Merke sind Bilder. Der ist mir total hängen,
der ist mir total präsent plötzlich.
Gast
Aber interessanterweise, weil der wirklich, der war so, das war so singulär.
Ich weiß, und ich kann dir nicht erklären, warum.
Es war, glaube ich, das erste Mal, dass ich einen Film von so einem Regisseur gesehen habe.
Ich sehe diese Atmosphäre in diesem Seminar direkt, du saßt mir gegenüber,
wir saßen ganz vorne, Daniel saß hinten.
Also es ist wahnsinnig einsteinend und zwar nicht nur durch nicht die Seminardiskussion,
die wahnsinnig gut war, sondern wirklich,
Also ihr müsst euch das vorstellen, ne? Wir sitzen in diesem wirklich hessigen
Seminar. Ich habe meine Frage immer noch nicht gestellt.
Lars
Scheiße auf deine Frage.
Gast
Du wolltest Anekdoten jetzt.
Phil
Jetzt sind wir Anekdoten.
Gast
Aber schlechte Stühle.
Lars
Auch wirklich schlechte Stühle.
Gast
Miserable Projektion, also so Semi-Ton. Ja, ja, halt so ein Beamer einfach.
So ein Raum, den man so halb abdunkeln kann. Irgendwie viel zu viele Leute. Die Luft miserabel.
45 Leute in einem viel zu kleinen Raum. Alle irgendwie so, es ist Wintersemester,
also auch der Großteil in Winterjacken, obwohl man sie ausziehen könnte.
Kennt ihr diese Leute, die Jacken anlassen, obwohl man sie ausziehen könnte?
Lars
Verstehe ich, das habe ich heute nicht verstanden.
Gast
Ja, aber ihr wisst das nicht. Und wir gucken der Bienenzüchter und es war,
das war so, glaube ich, wirklich wie so ein Erweckungserlebnis.
Und es war so einer dieser ganz frühen Filme, die wir in diesen Einführungen,
die Filmanalyse geguckt haben.
Und es war, als würde jemand einen Lichtschalter betätigen. Und das ist immer
noch so. Auch zehn Jahre später ist das der Film, wo ich sagen würde,
da hat jemand das Licht angemacht.
Phil
Das klang vor zehn Jahren noch ein bisschen anders.
Lars
Echt?
Phil
Ja, also da war die, also auch eine Faszination an dem Film.
Gast
Verklärt, historische Verklärung, das sind drei Dokumente.
Phil
Ja, er sprach dann halt sinngemäß davon, dass das also tatsächlich ein sehr
schwieriger Film ist, der auch irgendwie sinngemäß stockenlangweilig ist,
weil er sehr langsam erzählt.
Lars
In meiner Erinnerung ist das auch so.
Phil
Aber ihr habt bereits vor zehn Jahren festgestellt, dass er ein sehr hervorragender
Film ist und dass es auch sehr viel Spaß machte, sich dann damit auseinanderzusetzen.
Warum ist dieser Film so elendig langsam erzählt und was will er einem damit?
Gast
Man muss ja an der Stelle dazu sagen, Phil, dass Lars und ich,
glaube ich, innerlich so Listen führen, was sind gute Filme für die Filmanalyse-Einführung.
dass wir so innerlich Filme sammeln seit Jahren.
Was sind gute Filme, mit denen man so Studis quälen kann im ersten Semester?
Und da ist der Film Bienenzüchter halt fantastisch.
Phil
Ja, okay. Also dann drehen wir die Fragen, weil das wäre mal eine zweite Frage gewesen.
Aber jetzt hast du es tatsächlich auf den Tisch gebracht. Dann ziehen wir die
Frage halt vor. Wir sind ja dynamisch.
Gast
Also wir schon, du nicht, aber gut.
Phil
Welche Filme eignen sich besonders für die Filmanalyse für Laien?
Der Bienenzüchter? Offensichtlich? Aber so auf Basis.
Gast
Für den Bienenzüchter braucht man Daniel Ilga.
Phil
Also tatsächlich so hinter, also nochmal, wir sprachen ja dann in der originären
Sendung halt davon, eben, dass es ganz viel damit zu tun hat.
Filme und Bild und Ton und Szenerie,
Mise en scène und wie, was wir alles für Vokabeln gelernt haben,
als, ich sag mal, als Sache, als Faktum,
irgendwie kam auch das Bild irgendwie wie im Raum sozusagen einfach hinzunehmen,
ohne Wertung dessen, was da so passiert oder ob man von diesem Film entertaint ist oder nicht.
Du, Betty, hast dann so ein Beispiel gebracht, glaube ich, mit Matthias Schweighöfer-Film
und hast dann so gesagt, ganz unabhängig jetzt, ob man die Filme mag oder welche
Emotionen sie hervorrufen, sondern dass es ja bei der Filmwissenschaft ganz
viel um diese Analyse geht.
Was wird gezeigt? Wie wird es gezeigt? Wie ist das Bild?
Gast
Ich hatte bestimmt recht, ich würde
nie noch mal einen Matthias Schweighöfer-Film dafür nehmen, aber gut.
Phil
Also ihr habt wie verrückt nach einem Beispiel gesucht, was dann die Hörerinnen
und Hörer auch irgendwie, die zumindest ein bisschen relaten können.
Ja, also Long Story Short, wenn ihr jetzt mal so durch die vielen,
vielen, vielen, sehr vielen Filme, die ihr gesehen habt, mal so durchskippt.
Gast
Ich glaube, wir haben beide ein gutes Beispiel, was wir gerade benutzt haben.
Du hast Corsage benutzt im Seminar und ich habe Konklave gesehen,
der jetzt gerade im Kino ist.
Und beide sind meiner Meinung nach fantastische Filme für die Einführung in
die Filmgeschichte, Filmanalyse.
Beides, ja.
Lars
Corsage würde ich auch sofort empfehlen von Marie Kreuzer, 2022 glaube ich,
ein deutsch-österreichisches.
Gast
21, 22, ja.
Lars
Ja, irgendwie sowas aus, jetzt gar nicht so alt, ein ganz, ganz toller Film
über Sissi, also Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, der diese Figur mal…
Gespielt von Vicky Krebs.
Gespielt von Vicky Krebs, der diese Figur ganz anders zeichnet,
als man das eben zum Beispiel aus den Sissi-Filmen kennt oder aus irgendwie
dem Mythos, der diese Figur umgibt, sondern versucht irgendwie vielleicht ein
Bild von ihr zu zeichnen als halt eine,
als Star-Person des öffentlichen Lebens und als halt eine private Frau dahinter.
und der ganz toll mit Räumen arbeitet.
Es gibt so ganz viele unheimlich schöne Anachronismen. Also es gibt diese repräsentativen...
Palastzimmer und dann gehen die Figuren raus und laufen durch so Gänge,
wo so Wischmops und Klappstühle stehen und sind quasi hinter den Kulissen.
Und das ist aber ganz unauffällig oder nicht unauffällig, schon sehr sichtbar,
aber halt ganz subtil, nonchalant beiläufig.
Gast
Wir haben vor zehn Jahren über die Frage des Filmfehlers das so kurz angerissen
und Corsage hat da natürlich eine ganz klare Position dazu.
Lars
Und am Ende, er hat ein ganz wundervolles Ende, wo ich sage,
es gibt so ein Bild dafür, dass diese Figur quasi nur,
entkommen kann, also diese Frau Elisabeth von Österreich-Ungarn,
nur dieser Sissy entkommen kann, indem sie eigentlich mehr oder weniger wortwörtlich
in so einen Zeitriss springt.
Gast
Fantastischer Film.
Lars
Und das ist ganz, ganz toll. Und da kann man, glaube ich, ganz viel mitmachen,
weil der so offensichtlich nicht einfach nur Räume und Figuren zeigt,
wie sie wirklich sind und psychologische Realität irgendwie,
was fühlt die Frau Sissy und der Mann und so und was ist die historische Wirklichkeit von,
Schönbrunnen 1878 oder wann der Film spielt.
Sondern wo ganz klar ist, dieser Film zeichnet eine völlig eigene Wirklichkeit
mit genuinen filmischen Mitteln, die nicht einfach nur die Wirklichkeit filmt oder sowas.
Was immer das, glaube ich, Schwierige ist, gerade auch am Anfang des Studiums
zu sagen, nee, das hatten wir in der Folge ganz ausgiebig, jeder Film konstruiert
ein eigenes Universum, ein eigenes Bild von Wirklichkeit oder so.
und das zu analysieren ist eigentlich, glaube ich, oder das ist,
glaube ich, eigentlich die Aufgabe der Analyse oder eine der Aufgaben der Analyse
zu beschreiben, was ist eigentlich das, die Welt oder das Bild von Welt,
das ein jeweiliger Film zeichnet und da ist Corsage auf jeden Fall ganz,
ganz, ganz wundervoll, um das zu machen.
Gast
Und Konklave von Edward Berger, der ist jetzt gerade im Kino von 2024,
der Film mit, mit Fiennes über das Konklave, war also die Wahl eines Papstes,
das ist ein ganz ähnliches Beispiel,
also ich war ganz begeistert, ein ganz fantastisch dramaturgisch gebauter Film, der eben dieses,
Konklave, der Kardinäle begleitet, dabei wahnsinnig visuell spannend ist,
weil natürlich allein Kirche, katholische Kirche und dieses ganze Prozedere dahinter, die.
Dazugehörigen Talare und die Farben, all diese Sachen werden total ausgespielt in dem Film.
Wahnsinnig schöne Ästhetik, ich weiß nicht, wer den Trailer gesehen hat,
aber es gibt so ein Bild, wo alle Päps, Das sind ja keine Päpste,
aber sie sind alles Papstanwärter sozusagen, wo die ganzen Kardinäle alle mit
weißen Schirmen kommen.
Und also ästhetisch ganz, ganz, ganz fantastisch. Und er changiert so die ganze
Zeit zwischen diesem sehr historischen, nämlich einem Ablauf,
der seit 2000 Jahren abgehalten wird.
Und gleichzeitig stehen dann eben die Kardinäle draußen im Hof mit ihren E-Zigaretten.
Oder sie kommen alle an mit so kleinen Rollköfferchen und haben aber dabei ihre
Kardinalsroben an und so wahnsinnig schöne anachronistische Brüche in den Bildern,
die aber gleichzeitig eben immer bewusste Verweise auf beide Zeitebenen sind.
Also sowohl auf diese Frage, wo kommt diese Tradition her und worauf beruft
sich das, als auch auf die Jetzt-Zeit.
Und der Film changiert so die ganze Zeit zwischen diesem sehr historischen Bezug,
nämlich seit 2000 Jahren werden die Päpste so gewählt, und der Jetzt-Zeit,
in dem das ein absolutes Politikum ist.
Und ich war super fasziniert von diesem Film und dachte die ganze Zeit,
das wäre so schön, den mit Studierenden zu sehen, weil ich glaube.
Man kann dem ganz viel abgewinnen, weil eben der auch Farberaum,
Kamera, Ton, all diese ganzen verschiedenen Aspekte, die wir auch vor zehn Jahren
besprochen haben, so total einmal durchexerziert.
Und dann ganz zum Schluss gibt es so einen Blick von Ralph Fiennes,
der eben aus dem Fenster guckt.
Es gibt einen neuen Papst, das Konklave ist beendet. Er wollte eigentlich kündigen,
aber nein, er muss jetzt da weiter und so hin und her.
Er guckt aus dem Fenster und er sieht drei, ich würde sagen,
Nonnenhelferinnen, Nonnenschülerinnen im Habit über so einen Hof laufen.
Der Film macht da so eine ganz klare Vision für eine Zukunft auf.
Denn natürlich muss sich die Kirche öffnen.
In den gängigen Filmkritiken war das so ein ganz großes Thema.
nur Männer, die miteinander reden und da sind wir an so einem Punkt,
wie lesen wir Filme und so.
Aber meiner Meinung nach, aus der Analyse kann man ganz klar da so eine positive,
durchaus progressive Perspektive sehen, ohne dass der Film halt da eine Päpstin wählt.
Also der Film hat natürlich ein Bewusstsein dafür, wie problematisch dieses
Bild ist, was er da eigentlich reproduziert, beziehungsweise dieses Bild, was er zeichnet.
Aber er gibt den Figuren so einen Ausweg zu sagen, naja, wir sind noch nicht
so weit, aber das ist der nächste Schritt.
Und da war ich wahnsinnig begeistert davon.
Also ja, für mich wäre Konklave auf jeden Fall so ein Film, wo ich denke,
da können Studierende davon profitieren, wenn sie den sehen,
einfach weil man viel mit dem machen kann.
Phil
Ich versuche es nochmal mit dem Anekdotischen.
Lars
Du wolltest eine Frage eigentlich stellen.
Phil
Ja, ich wollte eine eigene Frage stellen.
Probieren wir es nochmal. Also wir haben jetzt tatsächlich wieder eine sehr
spezifische, sehr spitze Frage gestellt, welche Filme empfiehlt ihr so zum Einstieg
und wir haben an anderen Stellen auch sehr theoretisch und filmwissenschaftlich gesprochen,
jetzt mal so ein bisschen weg von dem Theoretischen und Nüchternen,
ihr habt mindestens zehn Jahre Filmstudium oder Filmauseinandersetzung mit,
wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Filmen in den Knochen,
Welcher Film oder welche Situation hat sich euch denn in gewisser Weise besonders eingebrannt?
Sei es, weil das ein unerwartet besonderer Film war, sei es,
dass da einfach vielleicht irgendwie auch was sehr komisches passiert ist.
guckt einen Film und, keine Ahnung, auf einmal Feueralarm oder so etwas. Weiß ich nicht.
Gast
War alles schon da.
Phil
Oder sonst etwas.
Gast
War wir zusammen im Arsenal, als das geräumt wurde wegen Feueralarm?
Lars
Ich war in der Pressevorführung mal im Zuhpalast, die wegen Feueralarm geräumt
wurde. Da bin ich nicht zurückgegangen. Das war...
Phil
Da hat die Film abgebrochen.
Lars
Da habe ich einen Film abgebrochen und zwar Fuck You Goethe 2.
Gast
Eliasen Marek.
Lars
Fuck You Goethe 2 und ich war... Ich glaube, dass es Fuck You Goethe 2 war.
Ich glaube, es war Fuck You Goethe 2.
Und da war ich dankbar für den Feueralarm und bin nicht zurückgegangen.
Gast
Ich glaube, ich musste einmal beim Arsenal raus, weil da Feueralarm in der Kinematik war.
Phil
War das so rückblickend?
Gast
Nee, es war nicht traumhaft.
Phil
Also es ist natürlich auch sehr schwierig, zehn Jahre zurückzuprobieren.
Lars
Also für mich ist ...
Phil
Bei sehr, sehr vielen Filmen, die man gesehen hat und sehr vielen Vorlesungen,
an denen man teilgenommen hat.
Und Auseinandersetzungen ist das wahrscheinlich auch ziemlich schwer,
jetzt ad hoc diesen einen Film zu finden.
Gast
Also ich glaube, es wird schwieriger. Das definitiv. Man kriegt sie schwieriger
auseinander und es ist schwerer, sich zu erinnern.
Aber ich habe mich tatsächlich vor ein paar Tagen daran erinnert und ich glaube,
das wäre jetzt meine Anekdote dazu.
Ich war in The Iron Claw, den ihr gesehen habt.
Lars
Leider noch nicht.
Phil
Nein.
Gast
Dieser Wrestling-Film mit Zac Efron und dieser Wrestling-Familie,
der wirklich ganz, ganz, ganz fantastisch war.
Ich habe den im Rollberg gesehen. Es war ausverkauft, weil der so komische Startzeiten
in Berlin hatte. Man hatte das Gefühl, der ist schon gleich nicht mehr da.
Und also, ich hab den alleine gesehen.
Rechts und links neben mir Menschen.
Es war eng bepackt. Ich fand es ein großartiger Film. Sehr emotional.
Zac Efron spielt ganz fantastisch. Es ist wirklich so ein Film über eine Familie
und über irgendwie auch eine schrecklich toxische Vaterfigur. Aber ...
Ich war emotional sehr ergriffen, ich habe bitterlichst geheult.
Ich heule schnell im Kino, ich heule gerne im Kino. Ich habe kein Problem damit, im Kino zu heulen.
Neben mir wurde auch geheult, rechts und links.
Und neben mir, die Person war sehr nett und hatte aber offensichtlich kein Taschentuch.
Und war also so völlig so, ihr kennt das, man ist dann in so einem,
wohin mit dem Schnodder und so. Also reichte ich ihr ein Taschentuch.
Und wir heulten also beide unisono in Gemeinschaft für die letzten,
ich würde sagen, zehn Minuten von The Iron Claw.
Ich sage es noch mal, es ist ein Film mit Zac Efron über Wrestling,
aber ich habe sehr geweint.
Und hinterher haben wir noch eine Stunde vor dem Rollberg gestanden und uns
über diesen Film unterhalten mit einer mir völlig unbekannten.
Wildfremden Person, weil wir beide so begeistert uns irgendwie austauschen mussten.
Wir haben uns nie wieder gesehen.
Es war auch völlig egal. Wir werden uns auch nie wieder sehen.
Aber ich fand das ganz toll, weil das für mich so ein Moment,
du hast nach Anekdoten gefragt, aber mich war das so ein Moment,
wo ich dachte, Filmen kann das halt, dass man mit wildfremden Menschen ins Gespräch
kommt, mit wildfremden Menschen Taschentücher teilt und Tränen.
Und das halbe Kino hat geheult. Und dann hört man ja dieses ...
Und dann fängt irgendwer an zu kichern, weil es auch irgendwie lustig ist.
Aber es gehört irgendwie dazu.
Und das war Anfang des Jahres. Und es war ein total schöner Kinomoment.
und ich hab dann wieder gedacht, wie geil es ist, im Kino zu heulen und wie
schön und befreiend das ist, weil es halt, man kommt hinterher raus und hat
verquollene Augen, aber man hat halt irgendwie gerade auch mit einem Saal von Menschen,
eine Emotion geteilt, ob man da jetzt drüber spricht oder nicht und ich glaub,
ja, das wär jetzt meine Anekdote, wo ich sagen würde, war super Anfang des Jahres.
Die Iron Claw, nochmal, falls jemand nicht verstanden hat. Wrestling-Film mit Zachary Efrem.
Lars
Möchte den unbedingt nachholen.
Gast
Ganz toll.
Lars
Genau wie Loveless Bleeding, diese beiden,
Kampfsportfilme sozusagen. Nee, nee, aber die habe ich beide verpasst und die
wollte ich beide gerne sehen.
Also das kann ich fast nicht toppen. Für mich habe ich zwei Erinnerungen.
Eine ist, glaube ich, weil die für mich wirklich was geöffnet hat,
wo ich zum ersten Mal eine Art von Film genossen habe, die ich vorher immer
gemieden habe, nämlich im weitesten Sinne Experimentalfilme.
Ich habe auf der Berlinale vor,
2018 war das, glaube ich, habe ich von James Benning den Film 11x14 gesehen.
Das ist ein ganz beeindruckender Film, der aus ich glaube 70 statischen Einstellungen
besteht, die den amerikanischen mit Westen zeigen.
Und James Benning hat noch wesentlich experimentellere Filme gemacht.
Es gibt irgendwie von ihm so einen Film, der heißt 12 Skies,
glaube ich, das sind zwölf Einstellungen von Himmeln oder so.
Also das ist so ein bisschen, und das war zum ersten Mal, dass ich,
ich weiß gar nicht, warum ich da reingegangen bin, ich hatte irgendwie das Ticket
dafür im Benennen gegangen und hab zum ersten Mal halt im Kino in voller Länge
voll konzentriert einen,
eher experimentellen Filmen gesehen. Jetzt auch nicht irgendwie Flickerfilmen,
sondern einen Film, der ...
Gast
Kein Narrativ hat.
Lars
Genau, der eben dann sowas hat, aber der irgendwie was total Faszinierendes
macht mit Einstellungen.
Und das hat ... Und ich war so begeistert. Ich war so gefesselt von diesem Film.
Ich fand den so irrsinnig spannend und nervenaufreibend.
Und das war für mich ein Erweckungserlebnis von genau diesem Gefühl.
Der hat kein sofort erkennbares Narrativ. Der hat schon so Fragmente von Figuren,
die wieder auftauchen und so.
Aber der lässt sich ziemlich alleine mit dem, was er erzählt.
Sondern er hat halt Bilder.
Und das so richtig, richtig spannend zu finden, aufrichtig spannend zu finden,
war da für mich, glaube ich, was, wo ich zum ersten Mal dieses Gefühl hatte.
Und ich habe dann zu dem Film auch was geschrieben.
Und der hat mich irgendwie auch begleitet eine Weile. Und das war ganz,
ganz toll. Das war sehr, das ist sehr geblieben.
Gast
Und ich glaube, dafür braucht man das Kino.
Lars
Auf jeden Fall.
Gast
Weil den hättest du dir nicht zu Hause angeguckt, Und ich glaube,
ich hätte auch bei Ironclaw zu Hause geheult, aber niemals hätte ich diese Form
von, ich bin jetzt nicht alleine damit, sondern das ist was, was uns gerade,
was gerade größer ist als ich selbst.
Lars
Ja, das ist absolut, absolut.
Gast
Und gerade was so experimentellere Geschichten angeht, ist ja dieses,
das alleine zu Hause zu gucken.
Also das ist auch nahezu unmöglich, das mit viel Freude alleine zu gucken. Das ist, ja.
Lars
Und ich glaube, die andere Sache, die, also ganz ernst gemeint,
ist ein anderer Filmabend, der mir sehr im Gedächtnis geblieben ist,
war im Arsenal der Film Raging Bull zum Beginn des Studiums und ich stand nach
dem Film draußen vor dem Arsenal und habe,
glaube ich, eine Zigarette geraucht oder so und neben mir stand Betty und noch
drei andere Kommilitoninnen von uns und wir standen alle und kannten uns jetzt
so diffus aus dem Seminar irgendwie und hatten jetzt alle Raging Bull gesehen
und hatten auch alle das Gefühl, okay.
Gast
Es war der 14. Januar 2014.
Lars
Und wir hatten alle das Gefühl, wir müssen irgendwie über diesen,
wir hatten alle das Bedürfnis, über diesen Film zu sprechen,
kannten uns so vage und haben gesagt, ach komm, wir gehen noch ein Bier trinken
und sprechen über diesen Film.
Gast
Eins.
Lars
Und genau, haben dann bis frühmorgens gesoffen, als gäbe es kein, als gäbe es kein Morgen.
Gast
Und haben über diesen Film geredet.
Lars
Und haben über diesen Film stundenlang geredet und haben darüber,
also wir beiden und eben diese drei anderen Menschen, die,
Nicht alle drei, lange, lange, lange.
Gast
Drei andere Menschen, wir waren zu viert.
Lars
Ach stimmt, das vergesse ich immer. Aber jedenfalls, diese anderen Menschen,
mit denen wir diesen Film gesehen haben, das war im Grunde der Moment, wo wir beiden.
Gast
Wo wir Freunde geworden sind.
Lars
Genau, wo ein Freundeskreis sich gebildet hat, der unser ganzes Studium geprägt
hat und unser Leben geprägt hat und so.
Und das war für mich tatsächlich ein Moment, wo das einfach ausging von diesem Film.
Gast
Der nicht in der Magical History Tour lief, ich habe mich nochmal geguckt.
Es ist nicht auf der Karte vermerkt.
Lars
Den wir einfach, den wir gemeinsam gesehen haben und wir kannten uns nur diffus,
wir waren zufällig alle vier in diesem Film und hatten eigentlich nur den Wunsch,
okay, wir müssen über diesen Film sprechen, hier sind jetzt wir vier,
wir gehen jetzt saufen und sprechen über diesen Film und das war der Beginn
unserer Freundschaft und das hat der Film ausgelöst.
Gast
Voll. Also wirklich. Ich glaube, ohne den Film hätte uns total ... Das war aber immer so.
Also auch über Zeiten, wo wir uns weniger gesehen haben oder wir hatten immer
Filme als so einen gemeinsamen Nenner.
Also auch so in Zeiten, wo man denkt so manchmal, worüber reden wir denn jetzt?
Wir konnten immer quasi über so einen ... Nicht, dass wir hier Probleme gehabt
hätten, Themen zu finden, aber es gab immer quasi wie so einen Hebel zu sagen,
Film ist so eine Gemeinsamkeit, die uns immer verbindet, über die wir auch überzeigen.
Zehn Jahre immer einen Zugang zueinander finden, aber eben auch immer zu größeren
Themen, die ja mal emotionaler und mal weniger emotional sind.
Ja, aber Raging Bull, ich habe ihn nie wieder gesehen.
Lars
Ich auch nicht.
Phil
Und doch hat der Film ganz schön viel bewirkt, jetzt irgendwie so.
Gast
14. Januar. Ich weiß es genau.
Phil
2014. Du hast es zwei, drei Mal gesagt.
Gast
Zwei, drei Mal sogar.
Phil
Nicht das Datum, sondern so etwas kann nur Film und so etwas kann nur Kino schaffen.
Das sind eigentlich sehr schöne, also eigentlich, das sind sehr schöne Anekdoten
und zeigt einfach auf, wie viel Macht, positive Macht und Schwungmasse so in diesem Medium ist.
Und man merkt euch beiden bis heute noch an, dass diese viel geäußerte,
also es kommt bei mir auch noch an, diese Liebe und dieser Enthusiasmus für den Film.
Natürlich irgendwie jetzt ein Stück weit professioneller, ein Stück weit sachlicher,
aber ich glaube, ich bin nicht alleine damit, sondern ganz viele Hörerinnen
und Hörer haben es auch irgendwie mitbekommen.
die Liebe ist noch da.
Wir sind da ja leider nur ein Audio-Medium, aber wenn man dort so eure Gestiken
sieht und auch die Augen sieht, wie ihr da brennt, es ist total ernst gemeint,
das ist schon ziemlich geil.
Gast
Zum Glück sind wir nur ein Audio-Medium, sonst wäre ich jetzt rot geworden.
Aber ich werde nicht rot, ich werde nie rot.
Ich heule nur im Kino.
Phil
Ja, ich auch. Vielen Dank, dass ihr das mit uns geteilt habt.
Ich drücke euch die Daumen. Bitte bleibt dabei, teilt weiter die Euphorie.
Wir werden nicht das letzte Mal gesprochen haben, Betty.
Wir werden nicht das letzte Mal gesprochen haben, Lars.
Lars
Das hoffe ich.
Phil
Aber machen wir vor heute den Deckel drauf. Es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht.
Lars
Vielen Dank für die Einladung, Phil.
Gast
Wir sehen uns in 20 Jahren, oder?
Lars
Wir sehen uns in 10 Jahren. Waren das alle 10 Jahre?
Phil
Ja, machen wir einfach so in diesem Tag.
Lars
Also Dezember 34.
Gast
Sitzt du da immer noch in dieser Wohnung? Wahrscheinlich.
Lars
Das würde mich nie wundern.
Phil
Bei dem Mietmarkt. und dann gucken wir mal, in diesem Sinne vielen Dank,
bis zum nächsten Mal danke euch, danke Lars.