Der große Serien-Hype – und der Absturz

Am vergangenen Montag startete die US-Serie „Californication“ in Deutschland auf RTL 2. Nachdem die Serie in den Staaten zumindest so erfolgreich lief, dass am 28. September in ihre zweite Staffel gestartet ist und in diesem Jahr sowohl einen Golden Globe als auch einen Emmy gewonnen hat, ist der Deutschland-Start ziemlich mäßig ausgefallen. Nur 710.000 Zuschauer der relevanten Zielgruppe von 14 bis 49 Jahren wollte die amourösen Abenteuer des Ex-Mulders David Duchovny sehen. Nicht nur die Programmverantwortlichen von RTL 2 werden sich fragen: „Wie kommt’s?“.

An mangelnder Werbung kann es nicht gelegen haben. In den vergangenen Tagen lächelte Hauptdarsteller Duchovny von vielen Plakatwänden. Kein Wunder, rührte RTL 2 für „Californication“ (und die anschließend ebenfalls neu gestartete Serie „Dexter“) die Werbetrommel wie noch nie in diesem Jahr. So ziemlich jeder dürfte mitbekommen haben, dass diese erfogreiche US-Serie nun auch im deutschen Fernsehen anläuft.

Ich habe diesbezüglich drei Vermutungen:

Erstens: ich selbst wusste nun schon seit vielen Monaten, dass es da eine erfolgreiche – und angeblich auch gute – Serie namens „Californication“ gibt. Dank Internet blieb mir der Hype darum nicht verborgen. Ich stolperte doch auf diversen US-Seiten immer mal wieder über Meldungen, die nicht mehr vom „Ex-X-Files Star Duchovny“ sondern vom „Californication Actor Duchovny“ schrieben. Hat es sich vielleicht doch noch nicht bis nach Deutschland herumgesprochen, dass diese Serie sogar die großen US-Fernsehpreise abgeräumt hat? By the way: who the fuck is Emmy?

Zweitens: Ich würde es mal ganz einfach als einen eklatanten Fehler bezeichnen, eine international so hoch angesehene Serie auf RTL 2 zu versenden. Gerade eben, weil „Californication“ ein so „dickes Ding“ ist, hätte man die Serie vielleicht besser im Abendprogramm des Hauptsenders RTL platziert. Anscheinend scheute man aufgrund der doch recht häufigen freizügigen Szenen diese Planung und platzierte die Serie lieber auf RTL 2, dem ja eh ein gewisser „Schmuddelfaktor“ innewohnt. Nicht zuletzt dank „Frauentausch“ & Co. hängt dem Sender doch irgendwie das Image an, minderwertige Fernsehunterhaltung zu bieten, oder? Wer erfolgreiche US-Serien im Anschluss an unterirdisch schlechte Lügendetektor-Shows versendet, gehört eigentlich geschlagen. Im Anschluss an ein „Wer wird Millionär“ hätte das sicherlich etwas anders ausgesehen.

Drittens: meine favorisierte Theorie. Viele, die sich für „Californication“ interessieren, kennen die Serie schon bzw. wollen sie nicht im deutschen Fernsehen sehen. Gerade im Bereich der TV-Serien hat sich in den letzten Jahren eine doch recht spezielle Zuschauergruppe herausgebildet. Immer mehr Menschen wollen nicht mehr auf das Fernsehprogramm angewiesen sein. Manch einer nutzt vielleicht einen Festplatten-Recorder, der wesentlich komfortabler als ein Videorecorder ist. Doch so wie ich es mitbekomme, sieht inzwischen ein Großteil des Publikums Serien am liebsten auf DVD. Zum einen ist man nicht auf das Gutdünken der Sender angewiesen, die bei schlechten Quoten auch gerne mal die Sendeplätze verschieben. Zum anderen gibt es augenscheinlich eine große Anzahl von Zuschauern, die Serien inzwischen lieber im Original sehen. Gerade Comedy verliert in der Synchronisation doch oft viel von ihrem Witz. Ist zumindest meine Empfindung.

Gerade was den letzten Punkt angeht, bin ich sehr gespannt wie es dem „Next Big Thing“, der US-Erfolgsserie „Entourage“ ergehen wird. Bei meinem Aufenthalt in den Staaten habe ich das Gefühl bekommen, dass diese männliche Version von „Sex And The City“ im Schauspieler-Milieu momentan die Serie der Stunde ist. Aber auch die wird irgendein Privatsender hier schon kaputt kriegen…

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