Wer sich mal in der deutschen Filmlandschaft umguckt, der wird schnell merken: irgendwas fehlt da. Gut, wir haben international den Ruf, einige tolle Filme zum Thema Drittes Reich abgeliefert zu haben („Der Untergang“, „Das Boot“, „Sophie Scholl“). Auch was Komödien angeht haben deutsche Produktionen in den vergangenen Jahren immer wieder Millionen Menschen ins Kino gezogen („Der Schuh des Manitu“, „Keinohrhasen“, „7 Zwerge – Männer allein im Wald“). Deutsche Thriller und Krimis haben es bei der Kinoverwertung meist schon etwas schwieriger; gute Filme wie etwa „Antikörper“ oder „Das letzte Schweigen“ lassen trotz hoher Qualität die Kinokassen nicht wirklich klingeln.
Das Thema Science-Fiction und warum es im deutschen Filmbusiness eigentlich überhaupt nicht stattfindet, erläutert Drehbuchautor Torsten Dewi hin und wieder in seinem Blog Wortvogel.de. Bei Science-Fiction aus Deutschland muss ich unweigerlich an den 80er-Schinken „Enemy Mine – Geliebter Feind“ denken. Gefertigt in den Bavaria-Studios mit räusper Dennis Quaid in der Hauptrolle… Mein ganz persönlicher Eindruck ist: wenn es in deutschen Filmen um das Thema „Zukunft“ geht, dann denkt keiner an furiose Weltraumschlachten oder Lichtschwertduelle, sondern meistens beschäftigen sich diese Filme mit ethischen oder gesellschaftlichen Fragen. Technik ist da tabu.
Doch Thema soll hier eigentlich der Horrorfilm sein, der – so scheint es zumindest mir – in Deutschland gar nicht stattfindet. Von einer glanzvollen Ausnahme mal abgesehen (und einigen B- und C-Produktionen)… Als ich vor gut einem Jahr das erste Mal davon hörte, dass „Die Welle“-Regisseur Dennis Gansel einen lupenreinen Horrorfilm Gruseldrehen will, der es dann tatsächlich bis ins Kino und nicht nur in die Videothek um die Ecke schaffen solle, war ich skeptisch. Wieso? Können nicht auch deutsche Filmteams ein so stimmungsdichtes Werk abliefern wie es die Schweden mit „So finster die Nacht“ gemacht haben? Oder die Russen mit der „Wächer der Nacht“-Reihe? Deutschland und Horrorfilm – das passt irgendwie nicht zusammen.
Bis ich dann gestern erstmals folgenden Trailer zu Gansels „Wir sind die Nacht“ gesehen habe. Schaut selbst.
Zu meiner bisherigen Skepsis gesellen sich nun eine gewisse Neugier und sogar eine ziemlich Vorfreude auf diesen Film. Mag daran liegen, dass mit Nina Hoss und Karoline Herfurth zwei meiner liebsten deutschen Darstellerinnen mitspielen. Mag daran liegen, dass es eben genau diese beiden sind, die eher durch ernsthafte, „erwachsene“ Filme auf sich aufmerksam gemacht haben (Hoss: „Anonyma“, „Yella“, „Jerichow“; Herfurth: „Crazy“, „Das Parfüm“, „Vincent will Meer“) und nicht die üblichen Verdächtigen aus „Freche Mädchen“ oder „Die wilden Hühner“. Das lässt zumindest hoffen, dass es sich hierbei nicht um einen billigen deutschen Twilight-Aufguss handelt, der ebenso auf eine Trend-Welle aufspringen will wie es „Rock It“ beim „High School Musical“ gemacht hat.
Nein, der Trailer sieht zum einen erfreulich „undeutsch“ aus, zum anderen lässt er vermuten, dass hier tatsächlich eine ältere Zielgruppe anvisiert wird. Ich freue mich auf dem Film!
Wie steht Ihr zum Thema Horrorfilme aus Deutschland? Habe ich da was übersehen? Welche Gründe für die Zurückhaltung deutscher Filmemacher seht Ihr? Warum trauen sich deutsche Produzenten an das Thema nicht ran? Nachfrage sollte doch wohl da sein, oder?