Drehbuch: George Clooney, Beau Willimon, Grant Heslov, Beau Willimon
Schauspieler*innen: Ryan Gosling, George Clooney, Philip Seymour Hoffman, Paul Giamatti
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: The Ides of March
Laufzeit: 1:41 Stunden
Filmkritik zu The Ides of March – Tage des Verrats
Zugegeben: Polit-Thriller kann ich nicht einfach so „on the go“ gucken. Dafür muss eigentlich ich in der richtigen Stimmung sein. Bei diesen Filmen geht es ja meistens um die Verflechtungen verschiedenster Interessenvertreter und man muss höllisch aufpassen, wer gerade wem noch einen Gefallen schuldet. Nichts für das entspannte Berieselnlassen nach Feierabend. Entsprechend voreingenommen war ich auch zu Beginn des Films. Obwohl der Film mit gerade mal knapp 90 Minuten relativ kurz ist, lässt er sich zu Beginn doch recht viel Zeit seine gesamten Charaktere einzuführen. Die Besetzung des Streifens ist erstklassig und alle Darsteller werden ihrem Ruf gerecht. Gosling trägt den Film mit seiner zumeist abgeklärten Art, durch die hier und da doch mal echte Gefühle durchscheinen. Clooney nimmt man den charismatischen Präsidentschaftskandidaten auch in jeder Sekunde ab. Philip Seymour Hoffman glänz einmal mehr als professioneller Widerling. Marisa Tomei wirkt in ihrer Rolle als indiskrete Politik-Insiderin der New York Times sehr authentisch. Den Vogel hat für mich aber wieder einmal mehr Paul Giamatti abgeschossen. Nach nur drei Sekunden Screentime ist klar auf welcher Seite er steht und wie er tickt. Ich grinste breit über das ganze Gesicht.
Der Film, der eher harmlos begann und zu Beginn viel Zahlenspielerei a la „Wenn wir Senator Tompson auf unsere Seite kriegen gewinnen wir Ohio und werden dann auch in den anderen Bundesstaaten siegreich sein“, entwickelte sich dann zu einem packenden Drama/Thriller, in dessen letzter halben Stunde ich angesichts des intelligenten Drehbuchs und der noch intelligenteren Dialoge permanent hätte klatschen wollen. Die Story spitzt sich immer weiter zu, gewinnt immer mehr an Substanz, fügt hier und da immer wieder brisante Details ein, so dass ein rundum gelungener Showdown den Film zu einem bravourösen Ende bringt.
Besonders gut (ich sah den Film an einem Freitagabend nach einem langen Tag): er ist bei weitem nicht so kompliziert wie andere Filme. Klar, auch hier geht es um das Beziehungsgeflecht der Akteure untereinander. Zum Glück ist die Anzahl der Akteure aber sehr begrenzt, so dass selbst der Gegenkandidat von Morris überhaupt nicht zu Wort kommt. Die wichtige Handlung spielt sich innerhalb eines kleinen Kreises von fünf Personen ab, so dass ich keine Schwierigkeiten hatte dem Film zu folgen. Und dennoch war er so rund und spitzfindig, dass ich ihn durchaus als komplex bezeichnen würde. So eine Story auf eine Lauflänge von 90 Minuten zu bringen ist auch eine Leistung für sich. Dafür: Chapeau, Mister Clooney!
Genug gelobt. Wer ihn noch nicht gesehen hat und auch Filmen außerhalb des Action- und RomCom-Universums etwas anfangen kann: absolute Empfehlung.