Drehbuch: James Lapine, Stephen Sondheim, James Lapine, Nick Pelham, Stephen Sondheim, Stephen Sondheim
Schauspieler*innen: Anna Kendrick, Meryl Streep, James Corden, Emily Blunt
Kinostart D: (FSK 6)
Kinostart US: (FSK PG)
Originaltitel: Into the Woods
Laufzeit: 2:04 Stunden
Filmkritik zu Into the Woods
INTO THE WOODS ist die Verfilmung des gleichnamigen Broadway-Musicals von Stephen Sondheim, umgesetzt vom CHICAGO und NINE-Regisseur Rob Marshall unter der Produktion von Disney. Drei große Namen, drei Einflüsse auf den Film und alle drei sind dabei deutlich spürbar – sei es positiv oder negativ.
Beginnen wir beim Komponisten: Sondheim machte sich durch sein Debüt 1957 mit West Side Story einen Namen, den er bisher eigentlich mit keinem seiner Musicals wieder einholen konnte. Sweeney Tood (1980) ist das einzige, das noch Weltruhm erreichte, der Rest ist mehr oder weniger vergessen – und lässt man die Marketing-Maschine, die Disney zum Filmstart angeworfen hat, mal außer Acht, dann lief bis vor kurzem auch Into the Woods (1987) zwar lange, aber doch eher unbeachtet am Rande der populären Musicals. Mein Problem mit Sondheim: Es gibt keine bleibenden Songs. Seine Werke leben eher davon, eine stimmige Atmosphäre aus der Musik zu erzeugen, die aber scheinbar versucht, sich der Erzählung und den Figuren unterzuordnen. Bei einem Musical ist gerade das aber eigentlich eher ungünstig und gegen das Wesen dieses Genres. Nicht nur WEST SIDE STORY (1961) und SWEENEY TODD (2007), um nun von den jeweiligen Verfilmungen zu reden, leiden darunter, auch bei INTO THE WOODS macht es sich sehr deutlich bemerkbar: Die Musik scheint im Hintergrund untergehen zu wollen, während aber der gesamte Rahmen des Films auf die Musik-Nummern als Höhepunkte zugeschnitten ist. Dieses widerstreitende Spiel führt zwangsläufig, wie bei den beiden anderen erwähnten Filmen zuvor, zu uninspirierter Belanglosigkeit.
Rob Marshall konnte 2003 mit CHICAGO unter anderem den Oscar für den Besten Film gewinnen und erhielt 2010 für NINE immerhin noch einige Nominierungen. Doch ist von diesen Filmen zurecht keine Erinnerung haften geblieben: Nicht schlecht, aber nicht bleibend. Eine Beschreibung, die sich nun zur Belanglosigkeit der Musik von Sondheim auch in der Inszenierung von Marshall gesellt – INTO THE WOODS ist völlig solide, keinesfalls langweilig und handwerklich in Ordnung. Mehr kann man nicht sagen, und sagt damit im Prinzip schon genug: Nichts sticht heraus, nichts ist überhaupt erwähnenswert. Der Film funktioniert in erster Linie.
Was bleibt nun? Kann der Blick auf Disney als dritten Einfluss auf INTO THE WOODS den Film retten? Die Figuren sind schön überzeichnet, klar, allesamt großartig besetzt, ja, und orientieren sich am Stil ihrer jeweiligen Disney-Zeichentrickfilme. Damit kann man erstmal nichts falsch machen und INTO THE WOODS ist visuell durchaus gelegentlich eine Freude. Andererseits: Lieber nochmal die Zeichentrickfilme in den alten VHS-Rekorder werfen. Die sind bunter, einfallsreicher und überzeugen auch musikalisch mitunter mehr.
Am Ende muss man – und diese Erwähnung ist fast überflüssig in ihrer Selbstverständlichkeit – vor Meryl Streep erneut und immer wieder den Hut ziehen: Selbst in einem belanglosen, uninspirierten Disney-Musical singt sie nicht nur den gesamten restlichen Cast an die Wand, sondern spielt die einzige Rolle, der wirklich Tiefe verliehen wird und deren Schicksal den Zuschauer interessiert. Die Hexe hat eine Bürde zu tragen, eine Vergangenheit zu bewältigen und ihr Herz vielleicht unter ihrer düsteren Schale doch am rechten Fleck. Lohnt es sich letztlich, INTO THE WOODS für Meryl Streep alleine zu sehen? Vielleicht. Selbst der Oscar für sie wäre erneut gerechtfertigt. Der Film hingegen bereitet zwar keine Schmerzen oder Langeweile, aber begeistern und mitnehmen kann er keinesfalls.