Drehbuch: Jupiter J. Makins, Amariah Olson
Schauspieler*innen: David Chisum, Assaf Cohen, Louise Griffiths, Henri Lubatti
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: Unknown Caller
Laufzeit: 1:43 Stunden
Filmkritik zu Unknown Caller
Ich als Technikliebhaber bin jederzeit angetan, wenn es darum geht, wie sich die angeblich vollständig kontrollierbare Technik auf einmal selbstständig macht. Sei es durch heutzutage noch futuristisch anmutende KI oder, viel realer und beängstigender, durch Hacken eines Systems. Gerade aufgrund des hohen Realtitätsgrads des Plots war ich natürlich sehr neugierig – und ich wurde nicht enttäuscht.
Aber auch nicht überrascht.
UNKNOWN CALLER ist das Erstlingswerk von Obin Olson und Amaria Olsen. Und dementsprechend ist es immer mit einer gewissen Unfairness behaftet, diese Filme mit großen Hollywood-Produktionen zu vergleichen. Und doch machen die Olsen-Geschwister einiges ganz solide: Die zugegeben naheliegende, aber dennoch nur selten verfilmte Idee, dass ein vollelektronisches Sicherungssystem gekapert wird, bringt schon eine gewisse Grundspannung in den Film. Denn in Zeiten, wo Kühlschränke Internetzugang erhalten und Auto-Bordcomputer tatsächlich schon geknackt wurden, ist die Gefahr nicht abstrakt, sondern brutal real.
Manchmal ist der Erzählaufbau etwas ungeschickt geraten: Der unbekannte Anrufer kündigt beispielsweise an, dass er mit der zum Sicherheitssystem gehörigen Schussanlage alles töten wird, was die Sensoren im Hof durchbricht. Dennoch schafft es Colins Frau, auf den Hof zu fahren, in aller Ruhe zur Tür zu gehen und zu klingeln. Denn die Selbstschussanlage wird nur beim Verlassen des Hauses aktiv, nicht beim Betreten. Dies wird aber erst im Nachgang aufgeklärt.
Hier und da scheitert auch das Schauspiel der Hauptdarsteller: Der lange unbekannte Anrufer neigt zum übertriebenen Wahnsinn, der öfters im ungewöhnlichen Overacting Ausdruck findet. Auch ist Colin denkbar ungeschickt, mit einer langläufigen Waffe in der Hand zuerst den gesamten Lauf an einem Hindernis vorbeiragen zu lassen, ehe er sich selbst mindestens ebenso langsam voranschiebt: Offensichtlicher kann man sich nicht ankündigen.
Zuletzt ist so mancher Special Effect teils gewöhnungsbedüftig: Heutzutage kann man ein Gewitter besser animieren und ich bin mir weiterhin nicht sicher, ob überhaupt der Regen echt war oder auch aus dem Computer stammte.
Doch aller Kritik zum Trotz ist der Film in sich grundsolide: An keiner Stelle ist der Film wirklich schlecht, doch an jeder Stelle hat er Potential nach oben. Die Idee des Films ist gut, auch bekommt der Film ein bisschen Drive dadurch, dass sich der unbekannte Anrufer nicht ausschließlich auf die Technik verlässt. Auch Colin bringt einige Eigenschaften mit, die man seltener in einem solchen Thriller sieht: Nahezu den gesamten Film über wehrt er sich gegen den unbekannten Anrufer statt sich ihm zu ergeben. Es ergibt sich also ein zweiseitiges Spannungsverhältnis, was durchaus auf den Zuschauer übergreift.
Erneut: Die Bewertung geschieht insbesondere unter dem Gesichtspunkt des Erstlingswerks und der unbekannten Besetzung. Und da wurde schon viel rausgeholt.
Für einen schönen Abend dient die BluRay/DVD auf jeden Fall.