Drehbuch: Matthias Emcke
Schauspieler*innen: Til Schweiger, Jana Pallaske, Stipe Erceg, Julia Brendler
Kinostart D:
Originaltitel: Phantomschmerz
Laufzeit: 1:37 Stunden
Filmkritik zu Phantomschmerz
Anscheinend habe ich mir im Gegensatz zur großen Masse die Fähigkeit bewahrt, Til Schweigers filmischen Erzeugnissen ohne große Vorbehalte gegenüberzutreten. Hätte ich nach 1 ½ Ritter * in den Kanon der Kritiker eingestimmt und ihn für seine Hauptrolle in Uwe Bolls Far Cry * bis in alle Ewigkeit verdammt, wäre mir mit Phantomschmerz ein wirklich sehenswerter Film durch die Lappen gegangen.
Marc Sumner ist leidenschaftlicher Radfahrer, der sehnsüchtig jede Etappe der Tour de France verfolgt. Er selbst träumt davon, auf den Spuren von Marco Pantani und Richard Virenque die Berge per Rad zu erklimmen. Bis er bei einem Unfall ein Bein verliert…
Man kann von Til Schweiger halten, was man will: verdammt gute Geschichten erzählen kann er – wenn er will. Knockin’ on Heaven’s Door * und Barfuß * haben gezeigt, dass in Ritter Lanze doch tatsächlich Potenzial schlummert. In Phantomschmerz kann Schweiger seine Stärken endlich mal wieder voll ausspielen. Dabei ist es nicht die große Geschichte eines körperlich (und vorab auch schon irgendwie geistig) verstümmelten Menschen, die so ganz „right-in-your-face“ ist. Der Film wirkt vielmehr durch all die Szenen, die nur subtil auf Drama ausgelegt sind. Und ja, ich muss zugeben: ich war lange schon bei keinem Film mehr so nah am Wasser gebaut wie bei diesem.
Besonders das Zusammenspiel von Schweiger und Stipe Erceg ging mir sehr nahe. Wie sie mit knappen Worten und verstehenden Blicken die Tiefe ihrer Männerfreundschaft darstellen, hat bei mir genau den Nerv getroffen. Was die beiden in ihrer knapp bemessenen gemeinsamen Zeit auf der Leinwand an Intensität zeigen, ist bemerkenswert.
Außergewöhnlich ist auch die Musik. Zwar gibt es thematisch fast ausschließlich langsame Gitarrenstücke, akustisch sind diese aber besonders in Szene gesetzt. Anstatt nur aus den Frontlautsprechern erklingt die Musik rundum. Klanglich dermaßen eingelullt fiel es mir natürlich umso leichter, mich den Stimmungswechseln zwischen Himmelhochjauchzend und Zutodebetrübt ausgiebig hinzugeben.
Zugegeben: die Story ist nicht unbedingt innovativ, aber bei mir hat sie voll eingeschlagen. Und in mindestens einer Szene dürfte tatsächlich JEDER Zuschauer einen superfetten Kloß im Hals haben.