Egal, ob Musik oder Film – der Ton muss stimmen. In dieser Artikelserie erläutert euch unser Gastautor Tim, worauf ihr zu achten habt, wenn ihr euer Heim mit gutem Ton ausstatten möchtet. Jeden dritten Sonntag im Monat greift er sich ein Thema heraus, gibt Tipps und persönliche Empfehlungen.
Bereits veröffentlichte Artikel aus der Serie „Der gute Ton für zu Hause“:
1. Ein Überblick
2. Stereo oder Multichannel?
Wie bereits angekündigt werde ich in diesem Artikel ein wenig darauf eingehen, welche Voraussetzungen für den besten Heimkino-Genuss zu berücksichtigen sind. Ich werde sie in der Reihenfolge auflisten, wie sie meiner Meinung nach am wichtigsten ist.
Bauliche Voraussetzung
Die Akustik am Ort des Geschehens ist stark unterschiedlich. Schon ein Sofa oder eine Couch können den Sound so beeinflussen, sodass es bei gleicher Installation zu signifikanten Unterschieden kommen kann. Um das Thema aber gleich abzukürzen: Es ist nicht realistisch, einen klangoptimalen Raum im Alltag zu haben. Ihr müsstet Teppich haben, schwere Vorhänge, schallschluckende Elemente an den Wänden, wenig Möbel. Das ist deshalb sinnvoll, damit der Schall eben nicht von glatten Oberflächen reflektiert wird und nicht hallt. Wer es sich aussuchen kann, sollte sich einen quadratischen Raum mit normaler Deckenhöhe und geraden Wänden aussuchen. Dachschrägen sind unvorteilhaft für den Schall.
Sicher sind solche Anforderungen erreichbar, aber im Alltag nicht wahrlich praktikabel. Deshalb gehe ich zum nächsten und am meisten relevanten Punkt, der einfacher realisierbar ist.
Lautsprecher
Es ist gar nicht so schwer, den richtigen Lautsprecher zu finden. Nehmt das, was IHR am besten findet! Klar, man wird Unterschiede hören, aber auch nur dann, wenn man sich auf die Stärken der einzelnen Hersteller konzentriert … und ganz ehrlich: wer weiß das denn alles?
Also: Nehmt euch Zeit und hört Probe. Dabei ist es wichtig, nicht sechs verschiedene Hersteller zu prüfen, sondern in ca. drei Hersteller oder auch Preisklassen zu unterscheiden. Das reicht: In der Regel ist das Klanggedächtnis nicht ausgeprägt genug. Man weiß am Ende einfach nicht mehr, wie der erste Lautsprecher geklungen hat. Das ist wie in einem Parfümgeschäft: nachdem man den dritten Duft ausprobiert hat, riecht eh alles gleich.
Zusätzlich nehmt ein bis zwei Titel eurer Wahl mit, am besten welche, die ihr hoch und runter hört. Denn dann könnt ihr am besten entscheiden, was euch gefällt.
„Wie soll mein Lieblingstitel klingen?“. „Was ist mir dabei wichtig – soll der Bass kräftiger sein oder sind mir die Höhen nicht klar genug?“. „Warum klingt dieser Lautsprecher für mich gut und der andere nicht?“. Mit diesen Fragen könnt ihr ziemlich gut eine geeignete Wahl treffen. Ob ihr nun einen Standlautsprecher nehmt oder ein Regallautsprecher: das ist eurem Geldbeutel und eurem persönlichen Geschmack überlassen.
Vergesst aber auch einen weiteren Punkt nicht: so ein Lautsprecher ist schon beinahe wie ein Möbelstück und sollte sich optisch in das Gesamtbild einfügen. Es wäre schade, wenn ihr beim nächsten Mal Renovieren oder Umziehen feststellt, dass eure Lautsprecher absolut nicht mehr reinpassen. Schwarz als Farbe ist da am klassischsten und zeitlosesten. In wenigen Ausnahmen kann man seine Lautsprecher auch umlackieren lassen.
Receiver
Auch hier ist es kein Zaubertrick, den passenden Receiver zu finden. Oft geben Hersteller von Lautsprechern Empfehlungen, welche Receiver oder Hersteller am besten zu ihren Produkten passen. Und nein, es sind nicht immer die gleichen Hersteller. Ein guter Receiver kann z.B. die Stärken eines Lautsprechers hervorheben und kleine Schwächen verbessern. Was er aber gewiss nicht kann, ist ein Billigmodel von Lautsprechern zu einem High-End-Produkt zu machen.
Wichtig ist vor allem, zu wissen, was ihr braucht bzw. in eurem Reciever benötigt: Sollen es viele HDMI-Anschlüsse sein? Welche Leistung wird für meine Lautsprecher benötigt, um sie optimal zu betreiben? Brauche ich das Internetradio und die Bluetooth-Funktion wirklich? Schaut auch noch einmal in meinen Artikel zum Thema „Stereo oder Multichannel“ rein, wo ich begründe, warum weniger manchmal mehr ist.
Sicher kommen euch einige Fragen komisch vor, aber ich bitte euch: Fangt nicht an, euer Smartphone per Bluetooth mit eurer Anlage zu koppeln! Durch die Übertragung per Bluetooth werden die Daten komprimiert und die Soundqualität sinkt teilweise deutlich.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die Bedienung. So ein Multichannel-Receiver kann schon ziemlich kompliziert sein, wenn man solch ein Gerät nie vorher hatte. Sehr viele Anschlüsse, zig Menüfunktionen und hunderte Parameter.
Wer es also einfach mag, sollte sich im Voraus über die Bedienbarkeit informieren. Es gibt für viele Receiver mittlerweile eine App, um sie übersichtlicher zu bedienen. Das reicht normalerweise aus, um das Gerät im Alltag zu benutzen.
Das Auge spielt selbstverständlich auch eine Rolle. Einige Hersteller haben ein eigenes, spezielles Design, was eben nicht jedem gefällt und eventuell auch nicht zu den vorhandenen Komponenten passt.
Zuspieler
Gemeint sind hiermit Blu-Ray Player, CD-Spieler oder Streaminggeräte. Gehen wir mal davon aus, dass wir in jedem Glied der Kette auch das bestmögliche Produkt einsetzen wollen. Es gibt Blu-Ray Player für 70€ und es gibt Blu-Ray Player für über 1.000€ – beides ist nicht unbedingt die beste Wahl. Es ist nur die beste Wahl, was ihr benötigt. Vielleicht hat der 70€ Blu-Ray Player, gar nicht die Funktion, die ihr braucht und fällt somit für euch weg. Oder der 1.000€ Player bietet Features, die ihr gar nicht nutzen wollt.
Aber was macht denn ein High-End-Gerät anders als meine Playstation 4?
Erstens sind die Blu-Ray Spieler ausschließlich dafür gedacht, Filme und Musik wiederzugeben. Das klingt nach einer Einschränkung, aber die Reduzierung auf das Wesentliche sorgt auch dafür, dass jeder Entwicklungs- und Verbesserungsaufwand auch nur in diese eine Funktion investiert wird. In der Regel profitiert ein Produkt davon.
Zweitens sorgen hochwertigere Materialien für eine saubere Verarbeitung. Drittens sind die Laufwerke bei den hochwertigeren Playern extra ummantelt und erschütterungsfest gelagert, um Störungen durch Vibrationen oder unerwünschte Signale zu verhindern bzw. zu minimieren.
Letztendlich haben diese Geräte oftmals auch einen hochwertigen Chip für das Upscaling und Bildaufbereitung/Verbesserung eingebaut. Bei einem Neukauf lasst euch nicht von der Werbung „4KUpscaling“ blenden, denn jeder TV macht das Upscaling besser. Kauft euch ein Gerät, was zu eurem Setup passt und welches in den nächsten Jahren auch noch einsetzbar ist (aktuelle Anschlüsse, HDMI-Standard 2.2).
Ich gehöre übrigens zu den Nutzern einer PS4 als Player, da ich zurzeit noch kein TV-Gerät oder Beamer besitze der diese Unterschiede darstellen kann, und bin damit noch recht zufrieden. Zukünftig werde ich da aber ein Upgrade auf einen eigenen Player vornehmen, um mich allein der Bedienung wegen zu verbessern.
Quelle
Jeder bevorzugt etwas Anderes als Quelle für seinen Medienkonsum. Ich zum Beispiel habe eine Zeit lang viele Blu-Rays gekauft und besitze immer noch einige. Mittlerweile nutze ich jedoch das reichhaltige Streaming Angebot wie Netflix, Amazon Video, Maxdome oder iTunes. Die Nutzung von solchen Streamingangeboten ist eben praktisch und einfach handzuhaben: Man sucht sich seinen gewünschten Film aus und, zack, ist er nutzbar.
Leider hat dieser Komfort auch Nachteile. Filme und Serien, die auf Servern bereitliegen, leiden oft darunter, dass sie teilweise komprimiert sind, um die Dateigröße zu verringern. Das sieht man beispielsweise sehr gut bei YouTube, wo 4K-Videos nicht ansatzweise die Qualität aufweisen, als würden sie von der Disc kommen. Gerade beim Ton kann es sein, dass die wichtigen Mitten Einbußen zu verzeichnen haben. Auch das Bild kann mitunter schlechter sein und nicht den Detailgrad erreichen wie gedacht. Die Unterschiede sind meist minimal, jedoch gibt es auch hier Ausnahmen, die man berücksichtigen sollte.
Man kann sich zu jeder Quelle die Bitrate anschauen. Diese ist ein guter Indikator, ob und wie stark eine Datei komprimiert wurde. Blu-Rays haben zumeist die höchste Bitrate und damit auch die beste Qualität. Schaut euch öfter mal die Angaben von Filmen sowie Anbietern an und sucht für euch das Beste aus.
Kabel
Oh ja, die lieben Kabel! Ungerne gesehen und oft gehasst, sind sie jedoch in einem Heimkino nicht ersetzbar! Dabei sind sie oftmals auch die Achillesferse eines ganzen Systems.
Warum kauft man hochwertige Komponenten und spart dann an den Verbindungsstücken? Ganz einfach, weil es unterschätzt wird, wie wichtig Kabel sein können. Bei passiven Lautsprechern, also Lautsprechern, die keine eigene Stromversorgung benötigen, gehen durch die Kabel sowohl die Spannung (Strom) als auch die Signale für den Ton. Wenn also ein Verstärker (Receiver) viel Power an einen Lautsprecher gibt, diese Power aber durch ein schmales Kabel pressen muss, ist es logisch, dass nicht alles ankommt. Stellt euch das wie eine 3-spurige Autobahn vor, bei der 2 Spuren gesperrt sind: geht nicht so ganz voran!
Grundsätzlich kann man sagen, je teurer und auch größer ein Lautsprecher ist, desto dicker sollte auch der Durchmesser des Kabels sein. Lasst euch im Zweifel Kabel im Fachhandel empfehlen.
Ebenso achtet auf vergoldete Anschlüsse, um eine bessere Leitfähigkeit zu gewährleisten.
Fazit
Mir geht es nicht darum, dass ihr tausende Euro ausgeben sollt. Es geht um ein gutes Gesamtgefüge – und um euer Gefallen: Ihr müsst Spaß mit der Anlage haben.
Überlegt unter Umständen zwei Mal, ob ihr euch die Geräte jetzt schon kauft oder lieber ein bis zwei Monate wartet und dann das bessere Produkt kauft, mit dem ihr womöglich länger Spaß habt und zufrieden seid. Oft genug ärgert man sich über Fehlkäufe oder Spontankäufe, die eventuell sogar zu teuer waren.
Schaut auch nach Angeboten bei Amazon, Ebay-Kleinanzeigen oder auch bei Facebook, ein Stichwort ist „Heimkino-Deals“.
Das nächste Mal werde ich das Thema „Bild“ ansprechen. Bis dahin freue ich mich auf eure Rückmeldungen und Kommentare unter diesem Artikel.