Drehbuch: Ian Fleming, Cary Joji Fukunaga, Neal Purvis, Robert Wade, Robert Wade, Phoebe Waller-Bridge, Neal Purvis, Cary Joji Fukunaga
Schauspieler*innen: Daniel Craig, Léa Seydoux, Rami Malek, Lashana Lynch
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: No Time to Die
Laufzeit: 2:43 Stunden
Filmkritik zu James Bond 007 – Keine Zeit zu sterben
Bond, quo vadis?
Bond steht seit Jahrzehnten für exklusive Agenten-Action, raffinierte Waffen, smarte Sprüche, ausladende Locations und auch diesen Hauch von Exklusivität und Erhabenheit.
Es ist das, was James Bond von dem üblichen Actionfilm abhebt: Dieses Etwas an britischer Eleganz, verbunden mit erheiternden Onelinern und einem kaum widerstehlichen James Bond.
All diese Werte haben im letzten Film mit Daniel Craig als James Bond stark eingebüßt: Der Film ist über weite Strecken ein recht üblicher Actionfilm ohne erwähnenswerte Szenen.
Die Eröffnungsszenen, die man teilweise auch aus dem Trailer bereits kennt, geben einen Geschmack, wie es hätte laufen können: Bond in engen Häuserschluchten in der Verfolgung; Motorräder, der traditionale Aston Martin; agentenartig Maschinenpistolen im Oldtimer verbaut, die Gegner überrascht und schnell niedergeschossen.
Das ist Raffinesse, das ist Bond.
Doch schnell wandelt sich der Film in einen guten, aber nach Bond-Maßstäben dann doch fast langweilig üblichen Actionfilm: Die meisten Szenen werden teils im Nahkampf, größtenteils mit Maschinenpistolen ausgefochten – der Biss des MI6 und Q fehlen.
Nun ist das Verhältnis Bond und MI6 sowieso aktuell nicht das beste, aber das erscheint als Auslöser eher als Feigenblatt statt belastbare Begründung.
Rami Malek als Bösewicht Safin, der als der laut (inoffiziellem) Bond-Wiki „most cruel and sadistic nemesis he’s [Bond] ever faced“ bezeichnet wird, sieht zwar erschreckend aus, wird seiner Figur aber nicht gerecht. Seine Handlungen sind zweifelsohne nicht zu befürworten, überschreiten aber kaum das Handeln und Auftreten eines üblichen Antagonisten.
Auch Christoph Waltz als Blofeld kann seine Gefährlichkeit im Film nicht vollständig ausspielen.
Eher der Umgebung geschuldet, fällt es dennoch auf, dass der Film erschreckend eng ist: Viele vorhergehende Filme nahmen sich ausschweifende Kamerafahrten, inszenierten weitläufige Räume und Auseinandersetzungen. In diesem Film spielt vieles in Gefängnissen und engen Untergrundbunkern, sodass nur selten die Weite und damit Erhabenheit und Eleganz des Films herüberkommen.
Auch hier erwartet man von einem James Bond mehr als das Übliche.
Die Frage, wie es mit Agent 007 weiter geht, wird beantwortet, dies auch sinnvoll – und doch irgendwie gemessen an dem Zeitgeist naheliegend. Die Einführung ist aber eher ungelenk und hinterlässt kein Gefühl, dass hier ein Staffelstab der Reihe angemessen übergeben wurde.
Das Ausscheiden von 007 aus dem Dienst ist ebenfalls recht action-drama-klassisch geraten und lässt an der Schwere des Moments mangeln. Das Hinarbeiten auf und dann das finale Ausscheiden von Judi Dench als M ist von der Art der Inszenierung deutlich emotional-erdbebenartiger gehalten als die Zukunft von Daniel Craig als Agent 007.
In Summe ist No Time To Die ein sehenswerter Actionfilm mit gutem Schauspiel, einem wie immer hervorragenden Ben Wishaw als nerdiger Q, zweidrei interessanten Aha-Momenten (die wiederum nicht an Twists der Vorgänger herankommen), der aber am typischen James Bond Flair viel vermissen lässt.
Vieles wirkt einfach des Bonds wegen eingebaut, ohne auch die Emotion mit zu übertragen.