Drehbuch: James DiEugenio
Schauspieler*innen: Whoopi Goldberg, Donald Sutherland, Oliver Stone, Robert F. Kennedy Jr.
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: JFK Revisited: Through the Looking Glass
Laufzeit: 1:59 Stunden
Filmkritik zu JFK Revisited: Die Wahrheit über den Mord an John F. Kennedy
Die Doku ist erneut vom Regisseur Oliver Stone, der bereits Ende der 1990er Jahre mit „JFK – Tatort Dallas“ über diesen Themenkomplex herausbrachte.
Nun, knapp 20 Jahre später gibt es neue Erkenntnisse; die öffentliche Auseinandersetzung mit dem film brachte neue Blick- und Interpretationsarten. So dient diese Dokumentation als eine gefühlte Fortsetzung und Erweiterung des Vorgängers.
Die Doku ist gut durchstrukturiert: In den ersten zehn Minuten fasst sie noch einmal die gesamte Causa JFK zusammen: Der Erfolg JFKs, die Ermordung, die Suche nach dem Täter, die versuchte Verurteilung von Oswald und die Frage, ob er Alleintäter gewesen sein kann.
In Folge nimmt sich der Film weitere fünf Minuten, um auf die Aktenlage einzugehen und die Aufarbeitung durch Untersuchungsausschüsse zusammenzufassen.
Erst dann springt die Doku in die Jetztzeit. Im Anschluss orchestriert sie spannende Interviews mit Original Bildern aus den Jahrzehnten zuvor und hinterfragt die Arbeit des Untersuchungsausschusses. Die Inszenierung ist dabei für eine amerikanische Produktion ungewöhnlich nüchtern und bodenständig – etwas, was uns Europäern ganz angenehm entgegenkommt.
Es wird sehr deutlich dargelegt, dass die Ein-Täter-These schlichtweg nicht haltbar ist und es diverse Ungereimtheiten im Ablauf der auf den Mord folgenden Wochen und Monaten gab. Dies geschieht stets auf Basis von zwischenzeitlich veröffentlichen Verschlusssachen, Sachverständigengutachten und modernen Rekonstruktionen.
In Folge wird eine Theorie erarbeitet, welche Ursachen die mögliche Vertuschung der Wahrheit haben könnte.
Hierbei verliert die Dokumentation etwas an Drive und rutscht doch in das amerikanisch-typische Sensationstum – zwar nicht übertrieben, aber doch spürbar. War die erste Hälfte noch informativ und auf Basis der aufbereiteten Erkenntnisse gar spannend, verliert sich die zweite Hälfte in genau dem, was in der ersten Hälfte akribisch aufgearbeitet wurde: Theorien, Vermutungen, mögliche, aber nicht belegbare Zusammenhänge.
Zwar ist es durchaus interessant, mögliche Auslöser vorgestellt zu bekommen, dennoch verliert die Doku ein bisschen den Reiz ihrer bisher grundsoliden und faktenbasierten Aufarbeitung.
In Summe eine trotz der Kritik sehenswerte Dokumentation über den vermutlich berühmtesten Morde der letzten 100 Jahre – und die eindeutigen Widersprüche, die bis heute von offizieller Seite unkommentiert und unwidersprochen bleiben.
Wirkliche Sicherheit wird es vermutlich erst nach 2029 geben, wenn die letzten Dokumente -hoffentlich ausreichend ungeschwärzt- freigegeben werden und so Klarheit in diesen prekären Fall bringen.