Drehbuch: Oliver Keidel, Johannes Naber
Schauspieler*innen: Sebastian Blomberg, Dar Salim, Virginia Kull, Thorsten Merten
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: Curveball – Wir machen die Wahrheit
Laufzeit: 1:48 Stunden
Filmkritik zu Curveball
Nachrichtendienste haben immer einen Nimbus um sich: Was passiert da hinter verschlossenen Türen und in Geheimaktionen? Was weiß ein Geheimdienst, was nicht? Wie ist der Austausch mit anderen Geheimdiensten und wer wacht eigentlich über die Wächter?
Der Film gibt nicht immer eine Antwort und wenn, dann auch nicht immer todernst. Aber sieht man in den Anfangsszenen, wie ein Geheimdienst-Vorgesetzter sich von seiner Sekretärin den ledernden Bürostuhl zurecht stellen lässt und im Anschluss mit quietschenden, nicht gut geölten Kugellagern ein Röhrenfernseher aus einer massiven Holzwand herausfährt, auf dem schlechte Schwarzweiß-Aufnahmen analysiert werden: Ein bisschen glaubt man dem Gezeigten, dass unsere urdeutsche Behörde auch heute noch so arbeitet.
„Eine wahre Geschichte.
Leider.“
So stellt sich der Film gleich zu Anfang vor und der Satz hallt einem den gesamten Film über im Hinterkopf: Würde man nicht wissen, dass die Beweise für den Irakkrieg gefälscht und stark an der Wahrheit „gebeugt“ würden – man würde es dem Film nicht abkaufen, dass Inkompetenz und Machtgerangel des BNDs zu solchen Auswirkungen führen könnten.
Doch zugleich ist es auch das Wissen darum, was den Film so unterhaltsam macht: Er bettet die unangenehme Wahrheit, die an sich schon Stoff für einen eigenen Thriller wäre, in die Umgebung einer piefigen Behörde, deren Umgang manchmal wie aus Stromberg entnommen scheint. Nur, dass Stromberg eindeutig als Satire inszeniert ist, während hier ein letzter Zweifel bleibt, was möglicherweise mehr Wahrheit als Drehbuch ist.
Inszenatorisch gut gelungen, legt der Film Finger in Wunden, die eigentlich geschlossen bleiben sollten. Generell ist es verwunderlich, dass dieser Film nicht mehr Entsetzen und politisches Nachbeben hervorgerufen hat – vergleichbare Filme der USA haben es schon zu internationalen Blockbustern geschafft.
Zwar ist der Film von seiner Dynamik und Biss noch eine Ecke entfernt von vergleichbaren Filmen wie The Big Short oder Vice – die Auswirkungen des Plots sind denen aber mindestens ebenbürtig.