Drehbuch: Ed Skudder, Jed Diffenderfer, Matthew Fogel, Calvin Tsang, Bryan Cox, Marco Allard, Nima Azarba, Eric Favela, David D. Au, Jerod Chirico, Brandon Jeffords, Guy Bar'ely, Jeff Mednikow, AnChi Shen, Jed Diffenderfer, Calvin Tsang, Tom Caulfield, James Krenzke, Maxime Delalande, Mark Walton, Sergei Kuschnerow
Schauspieler*innen: Chris Pratt, Anya Taylor-Joy, Charlie Day, Jack Black
Kinostart D: (FSK 6)
Kinostart US: (FSK PG)
Originaltitel: The Super Mario Bros. Movie
Laufzeit: 1:33 Stunden
Filmkritik zu Der Super Mario Bros. Film
Über 30 Jahre gibt es nun die eigene Figur Mario. Dabei hat die Figur sehr viele verschiedene Rollen wahrgenommen. Mario ist eine der bekanntesten Figuren der Welt.
Und das ist das Ergebnis?
The Super Mario Bros. Movie ist der Film, den ich nicht erhofft, zugleich aber befürchtet habe.
Er ist ein seelenloses Stück Kommerz, das auch nicht viel mit Fanservice zu tun hat.
Natürlich gibt es die bekannten Charaktere – aber wo wären wir, wenn allein diese Prämisse nicht erfüllt wäre. Insbesondere, weil Mario-Erfinder Shigeru Miyamoto als Produzent auftritt und der Film ein offizieller Nintendo-Film ist.
Auch ist die Animation gut und farbenfroh gelungen. Auch hier überrascht das aber nicht, schließlich steckt Illumination als Studio dahinter, die sich für die „Ich, einfach unverbesserlich“-Reihe verantwortlich zeigen.
Der Film krankt an zwei elementaren Aspekten: Er möchte ein Fanservice-Film sein, wird diesen (zugegeben recht geringen Anspruch) aber nicht gerecht. Alternativ: Der Film ist kein Fanservice-Film, lässt dann aber viel zu viele Punkte offen und unerklärt. Was zum zweiten Aspekt führt: Die Geschichte ist wirklich belanglos, langweilig, vorausschaubar und unkreativ.
Über den zweiten Aspekt des schwachen Drehbuchs mag ich gar noch hinweg sehen wollen: Die videospiel-Reihe von Super Mario war noch nie besonders tiefgreifend, sondern folgte ganz einfachen Erzählmustern. Gute Geschichten erzählen können ganz andere Reihen, die auch anderen Genres als dem klassischen Jump’n’Run erfüllen.
Keiner erwartet hier nun im Gegenzug ein tiefgreifendes Drama.
Aber wozu existiert dieser Film, wenn nicht als Fanservice? Wofür, wenn er nicht dafür geschaffen wurde, viele Momente der Super Mario-Geschichte aufzugreifen, auszubauen und zu integrieren?
Der Film schafft hier immer wieder kurze Momente der Anspielungen auf die Videospielreihe: So wird recht weit am Anfang bereits eine 2D-Jump’n’Run-Passage eingebaut, Mario selbst hat ein NES zu Hause, im Pilzland hängen Maps von Super Mario World oder das berühmte „Your princess is in another castle“ gedroppt. Auch der ursprüngliche Mario, der vor „Super Mario“ existierte, bekommt seinen Cameo. Besonders erwähnenswert ist die Zusammenstellung der Karts für die Rennszene, die sich sehr nah am Videospiel orientiert.
Hier endet aber auch der kreative Teil der Anspielungen. Ganz im Gegenteil nimmt sich der Film stets bestehende Charaktere und Situationen und wandelt sie ins Absurde.
Beispielhaft stehen hier das arrogante Selbstbewusstsein von Donkey Kong (das Verhalten ist eher Diddy Kong oder, mit etwas Beugung, Funky Kong zuzuschreiben) oder der schnulzen-singende Bowser (Bowser singt nicht schnulzige Lieder, auch nicht in Liebe – es ist ein Missmatch des Charakters).
Dass Mario als stoffliger Antiheld dargestellt wird, obwohl er in jedem Game der Held ist (und wenn nicht, dann zumindest kein Tollpatsch), sei zugunsten der Erzählung gar noch geschenkt – nährt aber den fehlenden Fanservice-Aspekt.
Auch wurde die Videospielwelt an sich nicht gut aufgenommen: Ein Mashup von Donkey Kong und Super Mario, um Bowser zu besiegen, gibt es schlichtweg nicht. Auch, dass Donkey auf einmal eine Feuerblume bekommt, zeigt, wie sehr man die Potentiale der Figuren links liegen lässt und auf einfache, einfallslose Methoden zurückgreift.
Aber auch hier: Der Story zuliebe nimmt man es hin.
Warum dann aber so eine Feindschaft zwischen Donkey und Mario herrscht, bleibt ungeklärt. Der Kampf der beiden in der Arena folgt weder einer Auseinandersetzung im klassischen Donkey Kong-Stil noch dem Arena-Aufbau bzw. Kampfstyle von Smash Bros.
Im obligatorischen, aber komplett hilflos zusammengesetzten Mario Kart-Part zerstört ein blauer Panzer die gesamte Strecke: Das tut ein blauer Panzer schlichtweg nicht. Generell ist der Mario Kart-Part in Form einer Schnellstraße, auf der eine Verfolgungsjagd stattfindet, thematisch falsch aufgegleist sowie viel zu wenig mit den bekannten Items umgesetzt (dass Mario einmal im Versehen einen Panzer erhält und wirft, verbuche ich nicht als Erfolg des Gesamten).
Der Film ist einfach eine zusammenhangslose Zusammensetzung einzelner Elemente aus den Filmen, ohne kohärenten Zusammenhang oder Nutzen der bestehenden Charakterzüge.
Stattdessen nimmt man sich die bestehenden Figuren und Welten, wirft sie schnell und zu Teilen zusammenhangslos hintereinander (Reise von Peach/Mario ins Affenland), um Liebhaber-Herzen zu erfreuen, um genau diese in der nächsten Szene vor den Kopf zu stoßen.
Statt eines Fanservices betreibt der Film Fanpleasing und versucht erfolglos, sich an Videospielfans anzubiedern.
Epilog:
Nun basiert die gesamte Kritik auf der These, dass der Film ein Fanservice-Film sei. Man könnte den gesamten Film auch aus dem Aspekt sehen, dass er die Super Mario-Geschichte von Anfang an erzählt. Dass Super Mario am Anfang lediglich Klempner sein möchte, kein Jump’n’Run kann und sich in der ersten Hälfte beschämend trottlig anstellt, spricht für diese Lesart.
Doch auch aus dieser Perspektive bleiben erzählerische Löcher, denn dafür setzt der Film doch zu viel voraus: Warum haben Donkey Kong und Pilzland so eine Fehde? Wie hat sich Bowser in Peach verliebt bzw. warum will er sie so dringend haben? Was ist ein Blauer Panzer im Autorennen? Die von Mario selbst gestellte Frage, warum da nun Plattformen in der Luft schweben, bleibt unbeantwortet. Generell, warum eine Welt so kompliziert mit Plattformen und Obstacles gefüllt ist, bliebe unter Ausblendung einer Vorkenntnis unklar. Wo befindet sich dieses Pilzland, welchen Connect hat es zu der „realen“ Welt, warum existiert dieses überhaupt? Was ist dieses helle Wesen in den Käfigen von Bowser (Kenner wissen: Ziemlich sicher ein Luma)?
Auch sus dem Blickwinkel des Anspruchs einer Erzählung von Anfang an, bleibt der Film lückenhaft, inkonsistent und kümmert sich kaum um seine Charaktere.
Es ist wirklich ein Film, den ich nicht erhofft, aber am Ende doch befürchtet habe.