Drehbuch: Mike Judge, Etan Cohen, Mike Judge
Schauspieler*innen: Luke Wilson, Maya Rudolph, Dax Shepard, Terry Crews
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Idiocracy
Laufzeit: 1:24 Stunden
Filmkritik zu Idiocracy
Mir persönlich macht die These des Drehbuchautors auch jedes Mal Bauchschmerzen wenn ich am Hannoverschen Hauptbahnhof sitze und mir vorstelle, dass die vorbeitrottenden Gestalten irgendwann mal für meine Rente aufkommen sollen. In der gesellschaftskritischen Grundidee des Films steckt viel Potenzial. Leider wird die ganze Sprengkraft dieser allzu realistischen These bereits in den ersten fünf Minuten verballert: an dem Beispiel zweier Paare – einerseits die „Karrieremenschen“, andererseits die „Vollpfosten“ – wird die Entwicklung hin zum Volk der Verdummten sehr eindringlich und äußerst lustig verbildlicht. Während erstere „irgendwann mal Kinder wollen, wenn’s in dieberufliche Planung passt“, ist bei letzteren ein „Verdammt, ich bin schon wieder schwanger!“ ein jährlich wiederkehrender Ausruf. Sehr plakativ und unterhaltsam. Hier musste ich wirklich Tränen lachen, auch wenn die Beispiele schon fast zu realistisch waren.
Leider kann die folgende Handlung rund um Soldat Joe Bauers dieses hohe Niveau zu keiner Sekunde erreichen. Anstatt ein wenig hintergründige Sozialkritik zu üben und hier und da dem Zuschauer das Weiterdenken zu überlassen, ergeht sich der Film in offensichtlichen Banalitäten mit leichtem Hang zum platten Fäkalhumor. Dass beispielsweise „Starbucks“ in 500 Jahren ein Bordell ist, weil es eine „Full Body Latte“ anbietet, zeigt in etwa das Niveau der Witze. Nur selten regen einige Spitzen wirklich zum Nachdenken an: gelungene Sozialkritik wie etwa ein Gerichtssaal voll Bandenwerbung, ist sehr selten.
Gerade auch beim Charakter des amerikanischen Präsidenten hätte man beim derzeitigen Amtsträger genug Vorlagen für bissige Real-Satire gehabt, so dass man sich den plumpen Catcher und Pornostar hätte sparen können. Ein trotteliger Präsident wie ihn Dennis Quaid bravourös in „American Dreamz“ gegeben hat, hätte wesentlich mehr Chamre gehabt als ein schwarzer Muskelprotz mit langen Haaren, der dauern „Hey Baby“ und ähnliches schreit. Die Witze bleiben durchweg zu dumm und zu harmlos, als dass einen der Fortgang der Geschichte auch nur ansatzweise interessieren würde. Da erstaunt es nicht, dass der Verleiher Fox selbst für die Aufführung in den USA nicht einmal Plakate druckte, so schlecht wie der Film in Test-Screenings ankam.
Auch Luke Wilson bleibt in seiner Rolle des Durchschnitts-Soldaten mehr als unauffällig. Zwar kann das Methode und Absicht sein, aber wenn ein realer Schauspieler weniger Tiefe bringt als eine Animationsfigur, dann „Gute Nacht“. Vielleicht hätte der Film als CGI-Komödie aus dem Hause Pixar besser gewirkt. Auf jeden Fall hätten sich die „Shrek“-Macher mit Hintergründigkeit und Witz ein wenig mehr Mühe gegeben. So bleibt eine „Pups-Komödie“, die man nach den ersten fünf Minuten getrost wieder abschalten kann. Diese fünf Minuten sind aber trotz aller Kritik wirklich sehenswert!