Filmszene aus A Girl Walks Home Alone at Night

A Girl Walks Home Alone at Night

Regie: Ana Lily Amirpour, Daniel Lugo, Dana Keating
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Sheila Vand, Arash Marandi, Marshall Manesh, Mozhan Marnò

Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: A Girl Walks Home Alone at Night
Laufzeit: 1:39 Stunden
Filmposter: A Girl Walks Home Alone at Night

Filmkritik zu A Girl Walks Home Alone at Night

Benutzerbild von Lars
4.5/ 5 von

In Ana Lily Amirpours schwarz-weißem Film treffen Welten aufeinander. Nicht nur in der Konstellation einer Mensch-Vampir-Beziehung, die seit den frühesten Vampir-Erzählungen darin immer wieder als Verhältnis der Abhängigkeit und Anziehung zweier gegensätzlicher Wesenheiten auftaucht, sondern auch in der Gestaltung des Films wird das Entgegensetzte vereint: Wir befinden uns in einer iranischen Stadt, die aussieht wie der stereotype amerikanische Vorort. Die Zeit ist die Gegenwart, es gibt Flachbildfernseher und moderne Wohnungen, doch gleichzeitig ist Arash als James-Dean-Verschnitt direkt den 1950ern entsprungen. Im ruhigen Fließen des Films, in der Zeit, die er sich für die Entfaltung seiner Ästhetik nimmt, werden dabei Bilder übereinandergelegt, deren Unvereinbarkeit sich im scharfen schwarz-weiß Kontrast, dem Spiel von Schatten und Lichtquellen, aufzulösen scheint.

Man kann dem Film vorwerfen, sich damit in leerer Ästhetik zu verlieren und schlichte, aber unbedeutende Bilder aneinanderzureihen – doch griffe man damit deutlich zu kurz. Die Kraft, die diese Bilder entfalten, liegt gerade in der eigenen Dynamik, die sich in ihnen über das verlangsamte Erzähltempo realisiert: Die starke Erzählung von Zerrissenheit und der Unmöglichkeit echter Nähe entsteht so erst in den Bildern des Films.

Die Themen finden sich zwar in der typischen Konstellation der Mensch-Vampir-Beziehungen, die letztlich immer in der einen oder anderen Form diese Fragen behandelt – doch nimmt der Film sich die Freiheit, dies gerade nicht als Erzählung umzusetzen, sondern zum Prinzip seiner Ästhetik zu erheben. Ob nun schwarz-weiß dafür eine etwas zu naheliegende Wahl ist, ob die Bilder sich mitunter ein wenig zu viel Zeit lassen und damit ihr eigenes Potenzial überschätzen – das sei der Bewertung jedes Betrachters überlassen. Was der Film schließlich in jedem Fall leistet, ist eine einzigartige Umsetzung der uralten Erzählung unmöglicher Liebe. Allenfalls im Tanz, im Rausch, im völligen Außerhalb der Welt können seine Figuren zusammenfinden – in Bad City ist das gemeinsame Leben jedoch unmöglich.

Der Film erfordert sicherlich Zuschauer, die bereit sind, sich auf sein Tempo und seine Form einer ästhetischen Erzählung einzulassen. Man kann ihm Langeweile und Unentschlossenheit vorwerfen, vielleicht sogar inhaltliche Leere – doch bleibt A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT, in der Tradition von Filmen wie LET THE RIGHT ONE IN, eine ganz eigene Bearbeitung der Unmöglichkeit von Liebe zwischen Menschen und Vampiren, die der Film in seiner Entgrenzung der möglichen Settings, in der Bearbeitung durch Bilder und schließlich in einem ganz eigenen visuellen Stil umsetzt. Es gibt viel zu entdecken und viel zu erleben in diesem Film, wenn man sich denn darauf einlassen kann, dass es vielleicht nicht ganz so viel zu erzählen gibt.

A Girl Walks Home Alone at Night im Heimkino

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