Drehbuch: Steven Leckart
Schauspieler*innen: Dave Grohl, Elton John, Bruce Springsteen, Chris Cornell
Kinostart D:
Kinostart US: (FSK NR)
Originaltitel: All Things Must Pass
Laufzeit: 1:34 Stunden
Filmkritik zu All Things Must Pass
Wer kauft noch Musik? Also wirklich: Musik – Alben, CDs, Vinyl? Abgesehen von einer langsam wachsenden Retro-Welle muss doch ehrlich festgehalten werden: Der Markt gehört den digitalen Anbietern – sei es per Streaming bei Spotify, sei es als Download bei iTunes. Doch erinnern wir uns zurück, gemeinsam mit All Things Must Pass , Colin Hanks‘ Dokumentar-Debüt über einen der größten und sicherlich faszinierendsten Plattenläden der Rockgeschichte: Tower Records.
Die Reise, die der Film aufnimmt, beginnt in den 1960ern, beginnt mit einem kleinen Plattenladen und dessen Weg zu einer der größten Ketten der Branche, die schließlich 2006 ihre Pforten schließen muss, die den Anschluss verpasst hat und vom digitalen Markt abgehängt wird. All Things Must Pass ist dabei keine trockene Darstellung scheiternder Musikgeschäfte, kein Film, der den digitalen Wandel verteufelt und beleidigt den guten alten Zeiten nachhängt. Ganz im Gegenteil: Es ist ein Film, der die Freude an der Musik feiert, die Menschen, die ihr Leben dieser Leidenschaft gewidmet und sie mit so vielen begeisterten Fans und Kennern auf der Welt geteilt haben.
Dabei kommen nicht nur ehemalige Angestellte zu Wort, die in der einzigartigen Struktur des Unternehmens meist von früh an als Aushilfen beginnen, um schließlich über Jahrzehnte in der Tower Records-Familie zu bleiben. Auch Größen wie Elton John oder Dave Grohl –ebenfalls in seiner Jugend Aushilfe in einer der Filialen – erinnern sich an ihre ganz eigene Verbindung und Liebe zum außergewöhnlichen Phänomen dieser Kette.
Es gelingt dabei, gar nicht so sehr die Frage nach dem Scheitern in den Mittelpunkt zu stellen. Zwar zeichnet der Film natürlich nach, wo letztlich Gründe gelegen haben mögen und wie es dazu kommen konnte, dass nach einer derartigen Erfolgsgeschichte das Unternehmen vor einem Wandel kapituliert, den es schlicht unterschätzt hat. Doch eigentlich geht es um etwas ganz Anderes: Es geht um die Menschen, die hinter Tower Records standen und stehen, die Menschen, die in der gemeinsamen Leidenschaft zur Musik zusammengekommen sind, Stunden und Tage in den Reihen der Alben verbracht und sich ausgetauscht haben. Kurz: Es geht um eben diese Macht der Musik, Menschen zusammenzubringen, rund um den Globus, jenseits aller Unterschiede.
Und insofern ist natürlich auch All Things Must Pass von der Nostalgie geprägt, die mit den Erinnerungen an Plattenläden und Vinyl einhergeht. Wer kennt heute noch ein echtes, reines Musikgeschäft? In dem Menschen arbeiten, die für ihre Musik leben, für die ihr Job mehr ist als nur eine Stelle, für die der Plattenladen vielleicht das wahre Zuhause darstellt? All Things Must Pass bedauert die Entwicklung – stellt aber in den Vordergrund, was all diesen Menschen so sehr am Herzen liegt: Gute Musik – denn die gibt es ganz unabhängig von Vinyl, CD oder mp3. Und solange es diese Menschen gibt, Menschen, die ihre wahre Leidenschaft zur Musik leben und teilen, solange ist noch längst nicht alles verloren. So ist All Things Must Pass keine beiläufige Doku über einen beliebigen Konzern, sondern ein warmer, nostalgischer, aber zutiefst optimistischer Film über Freundschaft und Hingabe, echte Begeisterung und Leidenschaft. Kurz: Ein Film über die Musik.