Filmszene aus Alle Anderen

Alle Anderen

Regie: Maren Ade
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Birgit Minichmayr, Lars Eidinger, Hans-Jochen Wagner, Nicole Marischka

Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: Alle Anderen
Laufzeit: 2:04 Stunden
Filmposter: Alle Anderen

Filmkritik zu Alle Anderen

Benutzerbild von Phil
3.5/ 5 von

Leise, still und heimlich gerät das eigene Eheleben aus den Fugen, bis es eskaliert.

Man verfolgt Gitti und Chris auf ihrem wunderschönen Sommerurlaub in Italien. Sie leben, so wie jeder den Urlaub erlebt: Frei, fröhlich, gelassen. Und hier setzt schon der erste positive Punkt des Films an: Trotz merkbarem Schlag in die Arthouseecke gibt es keine langen Kamerafahrten und minutenlange schweigsame Momente. Stattdessen wird sich jederzeit unterhalten, getollt oder Musik gehört – wie eben im echten Leben. Man könnte glatt meinen, ein Urlaubsvideo zu sehen – nur, dass Gitti und Chris nichts von ihrer Aufnahme wissen.

Was so herrlich beginnt, nimmt ganz langsam die Formen einer Todesspirale angesichts des Zwists zwischen zwei Menschen ein. Mal ein falsch genanntes Wort, mal die falsche Geste, im falschen Moment zu viel gesagt oder eben nichts gesagt: Wer kennt das nicht? Und so treibt sich der Keil immer mehr zwischen Gitti und Chris.
Es gibt keinen Höhepunkt im Film, auch keine dramatische Eskalation (auch, wenn der Trailer dies vermitteln möchte): Und doch sitzt man wie gebannt im Kinosessel. Jede Liedzeile von Herbert Grönemeyer schmerzt, so tief ist die Empathie zwischen den beiden.
Der Film wird als „gefährlich für Paare“ gehandelt, er könne selbst eingefleischte Paare auseinanderbringen. Das sehe ich nicht so, denn solche Szenen kennt man aus jeder Lebensgemeinschaft. Man kann aus diesem Film nur lernen, die kleinen und doch fatalen Fehler erkennen. Und sich selbst schwören, sie beim Eintreten besser auszumerzen als das Filmpaar.

Benutzerbild von andreas
2.5/ 5 von

Frag mich einer, warum mich ausgerechnet dieser Film so angesprochen hat. Entweder, weil er zwei Silberne Bären auf der diesjährigen Berlinale abgegriffen hat – oder eben doch wegen der rothaarigen Hauptdarstellerin mit Sommersprossen…

In „Alle anderen“ wird ohne großes Tamtam gezeigt, wie sich ein Liebespaar entliebt. Obwohl es keine wirklich offenen Konflikte gibt, wird doch immer deutlicher, dass die Beziehung auf der Kippe steht. Jeder trägt sein Teil dazu bei. Mal wird die Männlichkeit des Freundes infrage gestellt (der sich danach natürlich betont maskulin geriert), mal wird die Andersartigkeit der Freundin kritisiert, deren Kommentare gern mal „gerade heraus“ sind und so schockieren und verletzen.

Der Film geht schon einen sehr außergewöhnlichen Weg. Es ist eben mal nicht das große Eifersuchts-Drama, das im Fremdgehen oder intensiven Streit-Szenen seinen Höhepunkt findet. Vielmehr zeigt Regisseurin Marion Ade auf, wie eine große Liebe auch an kleinen Dingen scheitern kann. Dinge, die sich immer mehr anhäufen und in ihrer Summe zum Verlust von Liebe und Respekt voreinander führen. „Alle anderen“ ist entsprechend auch ein sehr ruhiger Film – für meinen Geschmack fast zu ruhig. Zwar sind alle Szenen für die Handlung wichtig und verschaffen dem Film erst in ihrer Gesamtheit die notwendige Tiefe; dennoch hätte man sicherlich einiges raffen können, hier und da mal auf die ausgedehnten Schweige-Szenen verzichten können. Zwar orientiert sich Ade damit gelungen an Ingmar Bergmanns Meisterwerk „Szenen einer Ehe“ – ein wenig mehr Massenkompatibilität hätte es dann aber doch sein dürfen, ohne gleich vollends verflachen zu müssen.

Realismus wird auch durch den kompletten Verzicht auf Soundtrack erzeugt. Musik, die im Film zu hören ist, wird jeweils in den betreffenden Szenen gespielt. Auch dadurch wirkt der Film in weiten Teilen sehr trocken und sperrig.

In all der Tristesse sticht die Leistung der beiden Hauptdarsteller spürbar hervor. Birgit Minichmayr und Lars Eidinger geben das sich auseinanderlebende Paar sehr glaubhaft und haben ihre Rollen wirklich verinnerlicht. Somit kann ich zumindest sagen, dass der Silberne Bär für die beste weibliche Darstellerin absolut verdient an Minichmayr ging. Ich freue mich schon jetzt auf ihre kommenden Filme – nicht nur wegen der Optik.

Durchschnittliche Wertung: 1.25/5, basierend auf 2 Bewertungen.

Alle Anderen im Heimkino

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