Drehbuch: Steve Antin
Schauspieler*innen: Cher, Christina Aguilera, Eric Dane, Cam Gigandet
Kinostart D: (FSK 6)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Burlesque
Laufzeit: 1:59 Stunden
Filmkritik zu Burlesque
Viel habe ich von dem Trend zum Burlesque nicht wirklich mitbekommen. Die Auftritte von Dita von Teese – dem Burlesque-Model schlechthin – führten bei mir zu der Definition „Strippen mit Stil“. Ja, anmutig und grazil sieht die Frau von Teese aus, wenn sie sich lasziv räkelt und dabei sanft entblättert. Ob das auch eine Christina Aquilera kann? Nein, kann sie nicht. Ihre Auftritte konzentrieren sich sehr stark auf den Gesang mit ihrer zugegebenermaßen außergewöhnlichen Stimme. All ihre Szenen auf der Bühne hätten auch genauso gut ein Musikvideo von ihr sein können. Der besondere Charme des Burlesque hätte sich mir durch den Film zumindest nicht erschlossen.
Vielleicht waren meine Erwartungen ja auch zu hoch, schließlich hatte ich gehofft, dass sich da mal jemand die Mühe macht, Burlesque in seiner ganzen Ästhetik auf die Bühne zu bringen. Stattdessen gab’s eigentlich nur ein x-beliebiges frivoles Tanztheater zu sehen, das so viel Ausstrahlung hatte wie ein defekter Heizlüfter. Ein Vergleich mit der fast engelsgleichen Darstellung von Nicole Kidman in „Moulin Rouge“ verbittet sich ebenso wie ein Blick hinüber zu „Nine“, der die Schönheit der Frauen wirklich mit Grazie und Anmut zelebriert.
Die erste halbe Stunde des Films stand ich kurz davor aus dem Kino zu flüchten. Dass das Drehbuch nicht gerade mit dramaturgischer Tiefe glänzen würde, war mir schon klar. Aber dass sich die Story auf ein „Ich bin in dieser Stadt so ganz allein, habe keine Eltern mehr und niemanden, der zu mir hält. Wer gibt mir eine Chance zu zeigen was ich kann?“ reduzieren lässt, war doch sehr erschreckend. Die Dialoge wirkten lieblos dahingeklatscht. Einziges Highlight war der Auftritt der viel zu selten in Erscheinung tretenden Kristen Bell in einem echten Mörder-Outfit.
Immerhin entwickelt sich der Film – wenn auch sehr langsam. Bis die Aguilera das erste Mal ihre hervorragende Rock-Röhre einsetzt, vergeht eine halbe Stunde. Ihre Songs retten fortan den Film und helfen einem über die lieblos zusammengeschusterte Handlung hinweg. Leider kommen die Bühnenszenen für einen Film, der das „Burlesque“ im Titel trägt aber viel zu kurz.85 % der Zeit ist der Film ein x-beliebiges (schlechtes) Drama. Dummerweise wird der Hauptkonflikt des Films, das finanzielle Überleben des Clubs, sehr banal gelöst – echtes Mitfiebern ist da nicht möglich.
Immerhin eine Überraschung hat mir der Film geboten: ich hätte nie gedacht, dass ich mal bei einer Gesangsnummer von Cher Tränen in den Augen haben würde. Zwar ist ihr Solo mehr als unbeholfen in den Film hineingestrickt worden (nach dem Motto: „Ach, die Frau Cher wollte ja auch noch singen?! Wo packen wir das Stück denn man am besten rein?“), aber ihr „You Haven’t Seen The Last Of Me“ hat einen schönen Text und wurde zudem komplett live aufgenommen. Kommt der Atmosphäre sehr zugute.
Schlussendlich ist „Burlesque“ ein Film, der Ästhetik ebenso vermissen lässt wie eine gute Story. Christina Aguilera läuft auf der Bühne zur gewohnten Bestform auf und rettet damit das Gesamtbild ebenso wie die gut in Szene gesetzten Show-Einlagen. Leider erinnern die zu sehr an beliebige Videoclips anstatt die Magie des Burlesque wirklich einfangen zu können. Kann man sehen – muss man aber nicht.