Drehbuch: Achim Bornhak
Schauspieler*innen: Carolyn Genzkow, Arnd Klawitter, Julika Jenkins, Alexander Scheer
Kinostart D: (FSK 12)
Originaltitel: Der Nachtmahr
Laufzeit: 1:32 Stunden
Filmkritik zu Der Nachtmahr
Für den Film lassen sich viele Attribute finden: Kompromisslos. Laut. Anstrengend. Beklemmend. Verängstigt. Verstörend.
Das ist nur eine kleine Auswahl an Eigenschaften, die in einem Atemzug genannt werden müssen, wenn man über Der Nachtmahr spricht.
Bereits das Intro fordert auf, den Film mit hoher Lautstärke zu sehen. Nur, um direkt durchzustarten mit harten, krassen Technobeats, die nicht nur im Film jede Kommunikation unterbinden. Der eigene Körper reagiert, Stress macht sich breit, der Film macht etwas mit einem. Ab der ersten Sekunde.
Bereits in den ersten fünf Minuten verschmilzt Tina bildlich mit dem Nachtmahr, der unförmigen, schon fast hässlichen Gestalt, die doch so hilflos erscheint, und ebnet so die kommenden 90 Minuten.
Schnell setzt Verstörung ein, die Psyche spielt verrückt, Realität und Wahnsinn scheinen sich zu vermischen: Der Nachtmahr wird real. Die Hilflosigkeit von Tina ist spürbar, der eigene Verstand maßregelt sich aber selbst: Das ist Wahnsinn, ein Hirngespinst. Und dennoch verbleibt die Unsicherheit.
Das Chaos des Zuschauers wird befeuert durch weitere ohrenbetäubende Technobeats und Stroboskoplicht.
Es sind auch die ruhigen Momente, die dem Film seine Fülle geben. Wenn kein Licht die Rzeptoren befeuert und keine Musik nah am Tinnitus wummert. Wenn Tina allein ist, obwohl Menschen um sie sind. Hilflos, obwohl ihr Hilfe angeboten wird.
Die Paralyse ist für jeden Zuschauer spürbar.
Jede Szene ist ein sich bewegtes Kunstwerk, ohne dabei sperrig zu wirken: Dies beginnt bei dem radikalen Verzicht auf zusätzliches Licht außer dem Vorhandenen, geht über die Figur des Nachtmahrs, der entgegen der Computeranimations-Trends ganz physisch im Film auftritt, und endet bei einer mitreissenden Inszenierung, die selten den Zuschauer so an die eigenen Grenzen brachte.