Drehbuch: Noah Oppenheim, Veronica Roth, Stephen Chbosky, Bill Collage, Adam Cooper
Schauspieler*innen: Shailene Woodley, Theo James, Miles Teller, Zoë Kravitz
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Allegiant
Laufzeit: 2:01 Stunden
Filmkritik zu Die Bestimmung – Allegiant
Nachdem die Tribute von Panem -Filme im vergangenen Jahr mit dem vierten Film ihren Abschluss fanden, beginnt auch für die Divergent -Reihe der Endspurt: Allegiant bildet hier ebenfalls nur die erste Hälfte des geteilten Finales, dessen zweiter Teil (Die Bestimmung – Ascendant * ) 2017 in die Kinos kommen wird. Zusammen mit Maze Runner , Kinostart des dritten Films ebenfalls 2017, enden dann die drei großen Franchises, die in den letzten Jahren den Bereich der Young Adult Dystopian Fiction im Kino bereits zu einem der erfolgreichsten Genres gemacht haben.
Die Gruppe um Tris (Shailene Woodley) hat es im zweiten Teil geschafft, das Regime von Jeanine (Kate Winslet) in die Knie zu zwingen – und erfahren, dass es außerhalb der Mauern von Chicago in der scheinbar verwüsteten Umwelt noch Leben gibt. Sie treffen auf einen Außenposten der überlebenden Zivilisation, geführt vom Gen-Experten David (Jeff Daniels), der das Experiment Chicago überwacht: Die Fraktionen und das politische System der Stadt waren von vorneherein nur ein Weg, die genetische Fehlentwicklung der Menschheit zu einstiger Reinheit zurückzuführen. Tris ist die erste „Reine“, die das Experiment dabei hervorbringt und es ist klar, dass damit auch jenseits der Mauern von Chicago politische Interessen und Intrigen verbunden sind, aus denen Tris einen Weg finden muss, um sich, ihre Freunde (Zoe Kravitz, Ansel Elgort, Miles Teller, u.a.) und die Bevölkerung der Stadt zu retten.
In den letzten Jahren gab es nun immer wieder schlagende Beispiele dafür, dass das Aufteilen von Romanen in mehrere Filme oft keine gute Idee ist. Zu Recht gab es etwa für den Hobbit * und vor allem auch für Mockingjay * , das Finale der Panem-Filme, vielfach negative Kritiken. Allegiant stellt ebenfalls einen solchen Versuch dar, der scheinbaren narrativen Überfülle der Romanvorlage durch zwei Filme Herr zu werden. Und wieder stellt sich die Frage: Warum?
Kann mit einigem Recht behauptet werden, dass das Phänomen der Young Adult Dystopia langsam Ermüdungserscheinungen zeigt (man vergleiche den uninspirierten Panem-Abschluss oder den belanglosen zweiten Maze Runner -Film), so waren die beiden ersten Filme Divergent und Insurgent von angenehmer Tiefe und Vielseitigkeit. Natürlich basiert auch hier alles auf dem bewährten Prinzip einer post-apokalyptischen Welt, in der eine Gruppe Jugendlicher sich einerseits gegen eine totalitäre Macht durchsetzen muss und andererseits den Wirren des Erwachsenwerdens und der ersten Liebe begegnet. Kunstvoll so verwoben, dass die größtmögliche Allgemeinbekömmlichkeit einer Mischung aus Action und Romanze dabei herauskommt. Doch die beiden Filme schafften es, dem ein komplexes, interessantes politisches Setting zu geben und damit einen Spielraum für spannende Fragestellungen, die zu verhandeln doch gerade das große Potenzial einer Dystopie darstellt.
Nun wird dem Setting der abgeschlossenen Stadt mit innerpolitischen Machtkämpfen der große Überbau gegeben: Gen-Experimente, das Überleben der Menschheit und wieder eine nicht-greifbare Regierung, die alles kontrolliert. Dabei verliert der dritte Teil ein wenig aus den Augen, was die Filme bisher so stark gemacht hat: Abweichung von stereotypen Genre-Sequenzen, Tiefe der Figuren und vor allem eine eigenständige Auseinandersetzung mit ihrem eigenen, dystopischen Setting. Nun begegnet uns mit David ein weiterer Prototyp des kalten Managers, der für das scheinbare Wohl der Menschheit über Leichen gehen würde. Schade – schon zu oft gesehen und hier ohne eigene Impulse, wenngleich Jeff Daniels der Figur immerhin die nötige Glaubwürdigkeit verleiht.
Allegiant hat leider nicht viel zu bieten, was nicht schon aus den genannten Filmen bekannt wäre – und tappt damit in die Falle, die sich schon Mockingjay stellte: Warum einen Film lang eine Handvoll Szenen wiederholen? Ja – die Beziehung von Tris und Four (Theo James) kriselt. Ja, David ist hinterlistig und führt nichts Gutes im Schilde. Ja, in Chicago herrscht Chaos. Diese wenigen narrativen Schritte auf einen zweistündigen Film zu strecken, ist bedauerlich und riecht leider wieder einmal nach typischer Studio-Marketing-Struktur. Es bleibt zu hoffen, dass der vierte Film einen würdigen Abschluss bildet und alle offenen Fäden zu einem funktionierenden Ganzen zusammenfügt. So ist Allegiant jedoch leider genau das: Eine Sammlung offener Fäden, die auf ihre zweite Hälfte verweist und bis dahin allenfalls nette Unterhaltung bietet.