Drehbuch: Alexander Angliss-Wilson
Schauspieler*innen: Dan Ewing, Tim Pocock, Sunny S. Walia, Georgia Eyers
Kinostart D:
Kinostart US:
Originaltitel: Godless: The Eastfield Exorcism
Laufzeit: 1:32 Stunden
Filmkritik zu Godless – Der Exorzismus der Lara Levonde
„Inspiriert von wahren Begebenheiten„
Im Grunde lässt sich der Film auf einen Satz herunterbrechen: Wir begleiten einen Exorzismus, wie er so oder so ähnlich tatsächlich geschah.
Aufgemacht als Horrorfilm (die Blu-Ray schmückt sich mit Zitaten wie „Effektive Horrorszenen“ (Horror DNA) und „Beeindruckendes Regie-Debüt“ (Horror Fuel)) braucht man kein Studium, um in dem Film viel mehr ein anklagendes Drama zu sehen.
Die wenigen Jumpscares kündigen sich derart plump an, dass man keinem glauben möchte, dass sie dafür existieren, Menschen tatsächlich Angst einzujagen. Und selbst die dann gezeigten Szenen sind auch für nur mittelmäßig erfahrene Horror-Zuschauer kein wahrlicher Schockmoment.
Die FSK 16 begründet sich laut Cover insbesondere wegen des Stichworts „Verletzung“.
Und damit sind wir viel eher beim Kern des Films: Ron ist Anhänger einer religiösen Splittergemeinde, die davon überzeugt ist, dass Menschen von Dämonen besessen sind und deswegen ein Exorzismus die einzige Lösung darstellen kann. Deswegen rufen sie einen „von Jesus Christus gesandten“ „Exorzisten“, der mit physischer Gewalt versucht, den Dämon aus Lara zu vertreiben.
Es fließt Blut, aber der Film ist kein Film des Abschlachtens.
Nach einem etwas hilflosen Einstieg, bei dem der Film erfolglos versucht, dem Horror-Genre gerecht zu werden, sieht man schnell, was religiöser Wahn und komplette Überzeugung einer Weltsicht auslösen können:
Jegliche Hilferufe von Lara werden als „des Dämons Manipulation“ umgedeutet, physische Gewalt und psychischer Terror als notwendig legitimiert und fanatischer Gruppenzwang zwingt Zweifler, noch vor dem ersten Atemzug lieber den Mund zu halten.
Es ist wirklich bedauerlich, dass der Film sich in das Gewand eines Horrorfilms wickelt, obwohl er auch mit seinen abschließenden Texttafeln sehr klar die anklagende Richtung gegen Exorzismus und religiöse Splittergruppen unterstreicht.
Die ständigen, horror-typischen Dissonanz-Töne und dumpfe Bässe im Hintergrund wirken komplett deplatziert. Horrorfilm-Fans, die einen physisch ausartenden Exorzismus oder erschreckende Dämonenfiguren erwarten, kommen bei den wenigen „Horror“-Szenen sowie dem ersten Unterton nicht wahrlich auf ihre Kosten.
Und doch sind es diese Szenen und auch das Marketing, die dem ernsten Ton des Films nicht gut tun: Der Film zeigt sogar die wahren Hintergründe der „Besessenheit“ von Lara und macht damit seine eigentliche Erzählung unmissverständlich deutlich.
Ein Film, der tatsächlich weh tut.
Er tut weh, weil es solche Denkstrukturen wirklich gibt.
Es tut weh, zu sehen, wie weit diese gehen und sich nur mit „Verblendung“ beschreiben lassen.
Er tut weh, weil wir einen hilflosen Menschen in diesem Strudel sehen und er sich ab einem bestimmten Zeitpunkt diesem nicht mehr entziehen kann.
Es tut weh, weil all das gezeigte so oder so ähnlich tatsächlich geschehen.
Aber am meisten tut weh, dass sich der Film dazu genötigt sah, seine Erzählung in ein Horror-Feigenblatt zu wickeln: Trotz dessen, dass der Film sicherlich auch als Drama kein Meilenstein der Filmgeschichte würde, so wäre der Zugang ohne die martialische Aufmachung für die Breite einfacher.