Drehbuch: Jeremy Saulnier
Schauspieler*innen: Anton Yelchin, Imogen Poots, Patrick Stewart, Alia Shawkat
Kinostart D: (FSK 18)
Kinostart US:
Originaltitel: Green Room
Laufzeit: 1:35 Stunden
Filmkritik zu Green Room
Ich mag Subkultur-Filme. Punkt. Und mache da, zugegebenermaßen, wenig Unterschiede, ob diese nun im Skin-Head-Milieu oder an einer Ballettschule angesiedelt sind (wer jetzt sagt, Ballettschulen sind keine Subkultur, mag streng genommen natürlich Recht haben, aber mir fällt schlicht kein adäquates komplett gegensätzliches Beispiel ein) – Isolation und Mikrokosmos im Mikrokosmos bieten schlicht die idealen Voraussetzungen für Filme der besonderen Art. (Eins der, meiner Meinung nach, gelungensten Beispiele für Subkultur im Film stellt Shane Meadows brillante Reihe This is England über das Skin-Head- Milieu in Großbritannien der 1970er und 80er Jahre dar. Dies sei an dieser Stelle wärmstens allen Filmfreunden empfohlen.)
In Green Room nimmt sich nun Regisseur Jeremy Saulnier dem Gegenstand an und folgt dabei einem denkbar simplen Setting: Man nehme eine erfolglose Punkband, sperre sie unabsichtlich backstage bei einer Horde Neonazis im amerikanischen Niemandsland ein (im englischen meint der Green Room diesen Wartebereich) und lehne sich während des blutigen Befreiungsgemetzels entspannt zurück. Warum und wieso die Mitglieder der Band jetzt da eigentlich eingesperrt werden und was es überhaupt auf Seite der Unsympathen zu vertuschen gilt, und eine ganze Reihe anderer Fragen, verschwimmt im Angesicht ziemliche blutiger Nahaufnahmen. Mit dabei, in der illustren Runde: Anton Yelchin, Imogen Poots und Patrick Stewart, wobei gerade letzterer sichtlich den Rollenwechsel zum skrupellosen Anführer der Neonazi-Horde genießt.
Der Befreiungskampf erweist sich letztlich als durchaus unangenehm und verlangt Beteiligten und Zuschauern so einiges ab und dabei sind weder die Band noch die Neonazis sonderlich zimperlich in der Wahl ihrer Waffen: ob nun Pumpgun oder Teppich- Messer. Und dann gibt es ja da auch noch die Rotte Kampfhunde, die allen Klischees entsprechend auf dem Areal gezüchtet werden und dringend zum Einsatz kommen müssen.
Green Room ist, bis auf wenige Szenen, kein Film, der ewig im Gedächtnis bleibt, aber er ist schnell, dynamisch und ziemlich gnadenlos und fügt damit dem Hinterland- Überlebens-Thriller eine unterhaltsame neue Ebene hinzu. Die polemische Computerspiel- Dramaturgie – schließlich werden es Runde für Runde sukzessive weniger Teilnehmer im Kampf um die Ausgangstür – entwickelt eine spannende Dynamik. Man mag durchaus kritisieren, dass das Setting im Neonazi-Milieu nicht mal ansatzweise genutzt wurde, nichtsdestotrotz war der Film ein würdiger Abschluss der Fantasy Filmfest Nights 2016.