Drehbuch: Akiva Goldsman, Dan Brown, David Koepp
Schauspieler*innen: Tom Hanks, Ewan McGregor, Ayelet Zurer, Stellan Skarsgård
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Angels & Demons
Laufzeit: 2:18 Stunden
Filmkritik zu Illuminati
Buchverfilmungen haben seit jeher das Problem, dass sie an vielen Stellen Inhalte aussparen müssen oder gar dem Kinoformat zuliebe inhaltliche Änderungen vornehmen müssen. „Illuminati“ war für mich schon immer ein Kandidat, dessen werkgetreue Verfilmung viel zu komplex wäre, um wirklich Spaß zu machen. Zu viele historische Eckdaten und inhaltsvolle Symbole hätten den Zuschauer, der eben nicht noch mal schnell eine Passage nachlesen kann, eher verwirrt als gepackt. Entsprechend konnte ich mit den vorgenommenen Änderungen sehr gut leben und empfand die Umsetzung durchaus als gelungen. Zwar gibt es wirklich einige auffällige Fakten, die stark abgeändert wurden – die Stimmung des Buches wurde jedoch gut in Bilder umgesetzt.
Tom Hanks konnte auch diesmal nicht wirklich überzeugen. Zum einen weil er seine Rolle einfach nur mit größtmöglicher Routine runterspielt, zum anderen auch, weil ihm das Drehbuch ordentlich in die Parade fährt. Mehr als einmal fragt sich der Zuschauer, wie ein zugegebenermaßen intelligenter Mensch dermaßen viele Fakten abrufbereit haben kann und in Sekundenschnelle Querverweise herstellt und Rätsel löst. Das ein oder andere Mal ging das einfach zu schnell, als dass es realistisch genannt werden könnte. Ein Amerikaner, der auf Anhieb weiß, in welcher römischen Kirche bestimmte Motiv-Statuen eines speziellen Bildhauers stehen wirkt ein wenig „over the top“. Im Buch waren die Herleitungen teils besser erklärt.
Auch das restliche Ensemble kann dem Film keine persönliche Note geben. Armin Müller-Stahl spielt wie immer einen nachdenklichen, weisen alten Herren, dem man beim Blick in die himmelblauen Augen förmlich beim Denken zusehen kann. Ayelet Zurer als Vittoria Vetra ist nie mehr als ein weibliches Anhängsel, das selbst nichts zur Geschichte beizusteuern hat, sondern einfach nur „da war“. Bleibt Ewan McGregor, der als persönlicher Assistent des verschiedenen Papstes immerhin halbwegs gut rüber kommt.
Die Wahl eines neuen Papstes wird hier mit einem großen Komparsenaufgebot auf dem Petersplatz und einigen atemberaubenden Kameraschwenks über die tatsächlich beeindruckenden Bauwerke sehr gut in Szene gesetzt. Gerade auch durch kurze Einblendungen von Journalisten verschiedener Länder, die von dem Ereignis berichten, fühlt man sich sehr an das Jahr 2005 zurück erinnert, in dem Papst Johannes Paul II. verstorben ist. Dieser Teil des Films ist atmosphärisch schön dicht geraten. Zwar wird am Ende des Films noch mal ein wenig zu dick aufgetragen, aber diesen kleinen Ausreißer kann ich einem Film verzeihen, der mich doch positiv sehr überrascht hat.
Ich habe das Buch verschlugen, innerhalb weniger Tage waren 700 Seiten nicht nur gelesen, stattdessen geradezu konsumiert.
Umso mehr freute ich mich auf die Verfilmung eines meiner Lieblingsbücher.
Leider krankt der Film an den Symptomen fast aller Buchverfilmungen: Er kommt nicht an das Original heran und kann auch nicht das Gefühl des Buches vermitteln.
Elementar für die Bücher von Dan Brown und damit auch Illuminati sind die immer wiederkehrenden Cliffhanger. Kaum ein Kapitel, das nicht mit einer offenen Situation endet und deren Ende unaushaltbare Spannung generiert: Man muss weiterlesen.
Das Buch hat 136 Kapitel, abzüglich einiger Kapitel hat man somit round about 100 Cliffhanger, die die Spannung von Anfang an aufrecht erhalten. An diese Zahl kann der Film bei Weitem nicht anknüpfen: Was im Buch ein Cliffhanger ist, etwas, was einen innerlich zerreisst, so verkommen eben diese für die Geschichten wichtigen Elemente zu kurzen Szenen. Kleinere Augenblicke, die bereits gelöst sind, ehe sie als Stolperstein oder gar Sackgasse erkennbar sind.
Was bleibt, ist eine Hatz quer durch Rom und Vatikanstaat. Einzelne Events, im Buch detailliert und packend inszeniert, verkommen im Film zu aneinandergereihten Szenen. Leider gibt es auch sehr viele Stellen, wo sich der Film nicht an die Buchvorlage hält und teils stark eingreift (Bestes Beispiel: Das Schicksal des mit Wasser gekennzeichneten Kardinals – weitere Unterschiede).
Allem Negativen zum Trotz ist Illuminati ein kurzweiliger Film, dessen Erzählgeschwindigkeit manchmal zu rasant wird, aber dennoch unterhalten kann. Grundsolides Popcornkino mit guter Besetzung und -für Nicht-Buchkenner und Nicht-Erkenner einer auschlaggebenden Szene- einigen unerwarteten Wendungen.