Filmszene aus John Wick

John Wick

Regie: John R. Saunders, Jeremy Marks, Darrin Prescott, Jessica Lichtner, Ivan J. Fonseca, David Leitch, Chad Stahelski
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen, Willem Dafoe

Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: John Wick
Laufzeit: 1:41 Stunden
Filmposter: John Wick

Filmkritik zu John Wick

Benutzerbild von Phil
5/ 5 von

Keanu Reeves ist ein ziemlich unscheinbarer Schauspieler. Schon vor MATRIX spielte er in SPEED die Hauptrolle, mit CONSTANTINE entführte er die Zuschauer in den dämonischen Untergrund und auch Filme wie DAS HAUS AM SEE oder DER TAG, AM DEM DIE ERDE STILLSTAND sind keine schlechten Filme.
Vielleicht ist Keanu Reeves genau deswegen die perfekte Besetzung für JOHN WICK. Auch die titelgebende Figur ist leise, unauffällig, weiß aber im richtigen Moment, wie sie auf der Bühne sein muss.

Der Film ist ein klassischer Actionfilm und hat doch so viel verändert, dass hier ein Meisterwerk gelungen ist. Dies beginnt schon bei der Hauptperson selbst: John Wick ist angreifbar und normal, man sieht ihn in Unterhose sein Müsli essen. Er hatte eine Frau, die bereits wenige Sekunden nach Filmstart stirbt, und klammert sich an das letzte Geschenk, einen kleinen Hund. Selten wurden knallharte Killer so menschlich dargestellt.
In diesem Kontext sind auch die Beweggründe für John Wicks Rachefeldzug verständlich: Wird der Hund, das letzte Verbindungsglied zur verstorbenen Frau, kaltblütig getötet, hat jeder Zuschauer Verständnis für Johns Rachegelüste.

Doch wo andere Filme nun eine wilde Schussorgie inszenieren und mit CGI-Effekten um sich werfen, schlägt JOHN WICK den Gegensatz ein: Judo und Jui-Jitsu sind die Hauptkampfmethoden im Film, der Waffeneinsatz ist schon fast ästhetisch mit eingebaut. Wo andere Actionfilme schnell schneiden, bleibt die Kamera teilweise unangenehm lange drauf, was auch der Übersicht zugute kommt. Zudem scheut auch nicht davor, direkte Kopfschüsse zu zeigen. Die Kamera sucht immer wieder besondere Perspektiven, die diesen Style unterstreichen.
Herausragend ist die Inszenierung, insbesondere hinsichtlich Licht und Musikauswahl. Jeder Ort, jede Szene hat ihr eigenes, durchaus auch bewusste gesetztes Farbschema: Ist das Kaminzimmer stets in rotgelben Tönen gehalten, so sind die Industriehallen schon übertrieben blau und nüchtern. Der Szeneclub strotzt nur so vor kreativen Lichtinstallationen, ohne es zu übertreiben.

Zuletzt schafft es JOHN WICK, eine Art neues Geschichts-Universum zu zeigen und dennoch das Gefühl zu übermitteln, dass man noch so vieles noch nicht kennt. Der Film macht nicht den Fehler, dem Zuschauer alles zu erklären, sondern hat ganz bewusst offene Fäden in der Story, deren Beginn nicht bekannt sind: So wird John Wick im Hotel als Stammgast begrüßt, die gesamte kriminelle Unterwelt hat Angst vor ihm, Leute grüßen John Wick auf der Straße. Wie John Wick zu diesem Standing kam, bleibt offen, ohne sich in diesen losen Fäden zu verheddern.

JOHN WICK ist ein Actionfilm, der sich endlich mal weder abhebt von dem immer größer werdenen Bombast der Actionfilme. Stattdessen konzentriert er sich darauf, was in der Filmwelt fehlt: Interessante Charaktere, ein großartiges Szenenbild, eine Geschichte, die neugierig macht statt nur als Bindemittel zwischen zwei Actionszenen zu dienen, und natürlich die bodenständigen Actionszenen, die ganz fernab von Spezialeffekten mit körperlichem Nahkampf und gut gesetztem Waffeneinsatz überzeugen.

John Wick im Heimkino

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