Drehbuch: Brian Helgeland, John Pearson
Schauspieler*innen: Tom Hardy, Emily Browning, Christopher Eccleston, David Thewlis
Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Legend
Laufzeit: 2:12 Stunden
Filmkritik zu Legend
Vermutlich wird der Film besonders Aufmerksamkeit erregen, weil Tom Hardy hier eine Doppelrolle spielt: Er spielt die eineiigen Brüder Ronald und Reggie Kray, die beide das London der Sechziger in ihrer Hand haben. Die Doppelrolle geht hervorragend auf: Hardy schafft es dank gutem Schauspiel, aber auch einer guten Maske, zwei derart verschiedene Charaktere darzustellen, dass man schon zeitweise zweifelt, ob hier die selbe Person dahintersteckt.
Während Reggie aalglatt und redegewandt daherkommt, ist Ron eher in sich gesunken, hat einen Sprachfehler und eher der unpolitische Haudegen – die Facetten sind also sehr breit gefächert und Hardy füllt alle Facetten aus – zeitweise in der selben Szene. Hier kommen zumeist durchaus intelligente Kamerakniffe zum Tragen, die nur selten auf die einfache doppelte Aufnahme basieren. Stattdessen schafft es der Film, augenscheinlich zufällig und somit sehr unauffällig, immer ein Gesicht der Brüder zu überdecken und so möglichen Doublen den Weg zu ebnen.
Die Ausführung der Doppelrolle ist fachlich an keiner Stelle zu bemängeln, ganz im Gegenteil: Der Umgang mit der Herausforderung wurde schon fast vorbildhaft gelöst.
Die verschiedenen Charaktere bergen auch ausreichend Potential für Reibungen zwischen den Brüdern. Während Reggie alles dafür tut, das Kriminalimperium weiter auszubauen, reisst Ron alles mit seinem ungezügelten Temperament wieder ein. Für den Zuschauer gibt es dann auch einiges an Unterhaltung geboten: Die etwas tumbe Art von Ron mag vielleicht den Bruder nerven, der Zuschauer erfreut sich dann eher an Rons entlarvenden Pragmatismus.
Dieser Pragmatismus schließt auch eindeutig den Einsatz von (Waffen-)Gewalt mit ein, womit der Film erfrischend schonungslos umgeht. Die Inszenierung ist unspektakulär und genau deswegen so einprägsam. Keine epische Scores oder diffuse Schusswechsel – schlichtweg der kühle Schuss in den Kopf.
Der Film lebt von dem Spiel zwischen Reggie und Ron, daran ändert auch die Liebesgeschichte mit Emily Browning nichts. Zwar ist diese passend eingewoben und somit nicht störend, aber der Fokus liegt weiterhin an der Erweiterung des kriminellen Einflusses des Brüderpaars, dem Spiel mit der Polizei und dem deutlich vorhandenen Reibungspotential zwischen den Beiden. Hier die Spannungs- und Unterhaltungskurve über die gesamte Laufzeit von 131 Minuten aufrecht zu erhalten, ist utopisch. Dennoch wäre zeitweise ein bisschen mehr Elan im Storytelling schön gewesen – das Haar in der Suppe, das man lang und explizit suchen muss, damit man überhaupt was auszusetzen hat.
Somit ist dieser Film eine kleine Perle, die mit dynamischem Witz, manch überraschendem Gewaltmoment und insbesondere einem hervorragenden Tom Hardy überzeugt.