Drehbuch: Ron Suskind
Schauspieler*innen: Owen Suskind, Ron Suskind, Jonathan Freeman, Gilbert Gottfried
Kinostart D:
Kinostart US: (FSK PG)
Originaltitel: Life, Animated
Laufzeit: 1:32 Stunden
Filmkritik zu Life, Animated
Bis zum dritten Lebensjahr war alles normal mit Owen. Doch auf einmal wurde er ruhiger und schien auch nicht mehr auf seinen Namen zu hören. Statt sich weiterzuentwicklen, entwickelte sich Owen zurück.
Die Diagnose: Autismus.
Die Eltern verlieren den Kontakt zu ihrem Sohn, er zieht sich immer weiter in seine Welt zurück. Nur Disney-Filme scheinen von der echten Welt durchzudringen. Doch nach Jahren klappt der Kontakt zwischen Eltern und Owen – über ein Zitat einer Disney-Figur.
Es ist die Geschichte von Owen, der mit Hilfe von Disney wieder zurück in die reale Welt gefunden hat. Anfangs nur durch Dialoge in Disney-Zitaten, später immer mehr durch Konversationen außerhalb davon.
Wir verfolgen Owen durch seinen Prozess des Erwachsen-Werdens im bereits erwachsenen Körper: Die erste Liebe, die erste eigene Wohnung, der erste Liebeskummer. Und im ständigen Kampf, die Welt nicht vollständig erfasst zu haben und an für uns alltäglichen Dingen zu verzweifeln.
Die Erzählung ist emotional getrieben. Owens Geschichte ist tatsächlich etwas besonderes: Der Film nutzt den Zauber, der sich nicht nur um diese einzelne Geschichte, sondern um jeden einzelne Disney-Kindheitserinnerung jedes einzelnen Zuschauers rankt. Das Leben schreibt manchmal die besten Geschichten.
Der Film ist sich dessen bewusst und spielt dies mutig aus. Der Grat zum Kitsch ist schmal, aber der Film balanciert mutig diesen entlang, ohne abzustürzen.
Der Film lullt einen ein, wie ein real gewordener Disney-Film. Trotzdem verrennt er sich zeitweise in seiner Blase: Owen liebt nur die Sidekicks der Disneyfilme, nicht die Hauptfiguren. Die Sidekicks seien die stillen Helden, die, die für Andere da sind und doch ein gewisses Nischendasein führen. Dass Owen sich ähnlich sieht, wird zwar erwähnt, das Potential dieser Sichtweise wird aber kaum ausgenutzt.
Auch für das Umfeld herausfordernde Momente wie die Erläuterung von Sexualität, die in Disneyfilmen quasi nicht existent ist, bieten Potential zur differenzierteren Auseinandersetzung. Man wählt jedoch die Blase der Disney-Welt.
Zugleich zeigt uns der Film den langen und beschwerlichen Weg des Erwachsenwerdens. Weil für Owen die Welt noch komplexer erscheint als sie sowieso schon ist, muss ihm vieles erläutert werden. Der Film ist so auch die verfilmte Anleitung des Lebens – vieles, was wir denken und mit uns selbst ausmachen, muss Owen erklärt werden. Und so findet das Intime seine schon fast selbstverständliche Veröffentlichung – weil es Owens Stil ist.
Wir begleiten einen jungen Mann durch einen Abschnitt seines Lebens und das immer im Zusammenspiel mit Disney: Die schönsten Geschichten schreibt eben doch das Leben.