Drehbuch: Géraldine Bajard, Jessica Hausner
Schauspieler*innen: Emily Beecham, Ben Whishaw, Kerry Fox, Kit Connor
Kinostart D:
Kinostart US:
Originaltitel: Little Joe
Laufzeit: 1:46 Stunden
Filmkritik zu Little Joe – Glück ist ein Geschäft
Bereits ab der ersten Sekunde fällt die Künstlichkeit des Settings auf: Die Farben sind immens kontrastreich und häufig komplementär, vergleichbar mit einem Wes Anderson-Film. Die Kamera meist recht starr an einer Stelle, mit einem guten Auge für Winkel und Inszenierung schafft der Film ein eigenes Gefühl der Sterilität. Naheliegend, wird doch die namensgebende Pflanze Little Joe unter strengsten hygienischen Bedingungen gezüchtet.
Unterstützt wird dies durch das stets zwielichtig agierende Wissenschafts-Team, allen voran Ben Wishaw, deren Auswirkungen der Taten zwar augenscheinlich, die Hintergründe aber unklar erscheinen.
Nach etwa der Hälfte des Films lichtet sich der Nebel der Unklarheit und der Zuschauer erhält eine Erkenntnis – leider vor den Figuren, sodass die folgenden Minuten behäbig, weil offensichtlich erscheinen. Doch bald schließt der Film wieder an die Wissenswelt des Zuschauers auf und entspinnt dann sein zweites Momentum: Wie gehen die Figuren mit der Erkenntnis, der Wendung um? Der Verlauf ist so bitter wie nachvollziehbar und stellt eine schöne Analogie zur Macht der Natur dar.
Erwähnenswert ist die erfrischende Präsenz von Frauen in den Rollen und auch am Set: Nicht nur, dass die Österreicherin Jessica Hausner die Positionen Regie und Drehbuch besetzte (letztere in Zusammenarbeit mit Géraldine Bajard), auch die Hauptrolle ist mit Emily Beecham weiblich. Alle männlichen Charaktere im Film agieren irrational und verwirrend, lediglich die Frauen im Film reagieren in dieser Welt voller Künstlichkeit zumindest ansatzweise vernünftig und nachvollziehbar.
Der Plot des Films bietet einige Ansatzpunkte zur Diskussion und kann als Metapher der heutigen Natur verstanden werden. Inszenatorisch gut umgesetzt, indem jegliche Sterilität zwar stets spürbar, aber nie vollständig surreal erscheint, ist Little Joe * ein Film, der eine gute Ergänzung des Programmkinos darstellt.