Drehbuch: Bong Joon-ho, Jacques Lob, Benjamin Legrand, Jean-Marc Rochette, Bong Joon-ho, Kelly Masterson
Schauspieler*innen: Chris Evans, 송강호, John Hurt, Tilda Swinton
Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Snowpiercer
Laufzeit: 2:06 Stunden
Filmkritik zu Snowpiercer
Das Szenario ist gut gesetzt, die Enge des Zuges wirkt insbesondere in den ersten Szenen sehr beklemmend. Der ständige psychologische Druck, dem die Bewohner im hinteren Teil des Zuges ausgesetzt sind, wird auch gleich in drakonischer Weise deutlich gemacht: Arme, die aus dem fahrenden Zug gehalten werden und anschließend, tiefgefroren, mit einem Riesenhammer zerstört werden.
Bedenkt man, dass der Film aus der selben Hand stammt, die auch „The Host“ zu verantworten hat, so wird einiges klarer. Schon der vorhergehende Film ist irgendwie in sich komisch, eiert ein bisschen zwischen Komik, Dramatik, Action und kruden Ideen hin und her. Währenddessen „The Host“ aber dann in sich komisch/lustig wurde, ist „Snowpiercer“ eine Aneinanderreihung von verschiedenen Szenen ohne wahren Handlungsfaden.
Der Eindruck drängt sich auch nahezu sofort auf, schließlich hangelt sich der Film von Abteil zu Abteil und strukturiert so den Film unfreiwillig in sich. Man fühlt sich fast wie in einem Videospiel, bei dem sich der Protagonist von Level zu Level hangelt, wobei jedes Level ein anderes Szenario darstellt. Das einzige Ziel: Menschen umnieten und nach Hack’n’Slay-Manier den Endgegner erreichen. Vielleicht dient es auch als Stilmittel – abwegig wäre es nicht.
Doch Snowpiercer ist ein Film und funktioniert deswegen nicht immer. Dramatische Elemente sind vorhanden, verlieren aber aber aufgrund von Fragen, die letztlich in Filmfehlern enden, ihre Wirkung: Warum ist weiter vorn alles so aufgeräumt, wenn doch Minuten zuvor der Snowpiercer fast entgleiste? Müssen die Bewohner immer erst durch die Schule durch, um Sushi zu essen? Wie ist es zu verstehen, dass für die Übersetzung eines asiatischen Paares Anfangs technische Übersetzer benötigt werden, in der selben Szene aber wenige Sätze später sich Protagonist und Paar in ihren eigenen Landessprachen unterhalten – ohne Übersetzer? Übrigens auch ohne Übersetzung für den Zuschauer, der teilweise minutenlang einem fremdsprachigen Dialog ohne Untertitel zuhört.
Die Schauspielleistung von Chris Evans und Tilda Swinton sind definitiv nicht zu vernachlässigen und werten den Film spürbar auf. Auch die Optik ist beeindruckend, die einzelnen Räume in sich sind gut dargestellt. Auch wirken insbesondere die vorderen Räume immer befremdlicher, was schon fast einer metaphorischen Gesellschaftskritik gleicht. Doch mit einigen Logiklöchern macht sich der Film so manches kaputt, was er sich eigentlich gut gedacht hat. Dennoch verbleibt ein solider Actionfilm, der mit seinen unkonventionellem Erzählstil durchaus unterhalten kann.