Drehbuch: Adam McKay, Charles Randolph, Michael Lewis
Schauspieler*innen: Steve Carell, Christian Bale, John Magaro, Ryan Gosling
Kinostart D: (FSK 6)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: The Big Short
Laufzeit: 2:10 Stunden
Filmkritik zu The Big Short
Es ist echt schon abgefuckt, was 2007 auf dem Wirtschaftsmarkt passierte: Die große Immobilienblase platzte, viele Menschen saßen auf ihren Hypotheken, Banken mussten schließen.
Mindestens genau so abgefuckt ist The Big Short .
Wenn einem Finanzbegriffe von sich lassiv im Schaumbad bewegenden, nackten Frauen erläutert werden, dann weiß man, dass der Film sich nicht vollständig ernst nimmt. Doch es bleibt einem stets das Lachen im Hals stecken, wenn man sich vor Augen führt, dass ihr kein Szenario erfunden wurde: Das hier ist wirklich passiert. Es ist so absurd wie die Frau in der Badewanne. Dies hält der Film dem Zuschauer noch einige Male vor: Es bleibt ein belustigtes Kopfschütteln – belustigt, weil die Idee so surreal erscheint; Kopfschütteln, weil so der Finanzmarkt wirklich funktioniert.
Abseits von den kurzen Einspielern ist der Film jedoch ernsthaft inszeniert, bis hin zu einer gewissen Bitterkeit. Die Protagonisten sehen die Blase platzen, machen sich sogar einen Spaß daraus und sehen die Wirtschaft ins Unglück rutschen. Sie tun vieles dagegen, doch keiner glaubt ihn – eine traurige Resignation macht sich breit.
Trotz aller Erklärungen zwischendurch schmeisst der Film relativ bald mit vielen Finanzbegriffen um sich, sodass man irgendwann den Faden verliert. Man lässt nur noch geschehen anstatt dem Film aktiv zu folgen. Einige mögen nun sagen, dass es schon Stilmittel sein könnte: Ein Film, der den Zuschauer mit seiner Geschwindigkeit und Komplexität nicht abholt – so wie auch die Finanzkrise, die irgendwann keiner mehr verstand. Eine interessante Analogie.
Doch so verspielt der Film viele seiner Chancen, die Kritik am Wirtschaftssystem und den naiven, größenwahnsinnigen Investmentbankern richtig zu platzieren. Womöglich hätte der Film es auch erreichen können, den gewieften Zuschauer zu schulen, um etwas mehr zu verstehen. Um aus ihm einen noch mündigeren Bürger zu machen. Ein hehres Ziel, das unerreichbar ist, ohne Frage. Jedoch versucht es der Film gar nicht erst, sondern isoliert sich in seinem eigenen Wahn. Und verliert den Zuschauer.
In Summe ist The Big Short ein wichtiger Film, der versucht, mit einer besonderen Herangehensweise die Finanzkrise von 2007 aufzuarbeiten. Die Absurdität, die Komplexität und die Geschwindigkeit der Lawine greift der Film gut auf – und überfordert schnell den Wirtschafts-Laien. So ist der Film in sich unterhaltend und kann auch mit so mancher unerwarteten Szene punkten. Doch Spannung oder aktives Entsetzen generiert er nicht, eher eine überfordernde Paralyse.