Drehbuch: Marcus H. Rosenmüller, Christian Lerch
Schauspieler*innen: Markus Krojer, Fritz Karl, Jule Ronstedt, Jürgen Tonkel
Kinostart D: (FSK 6)
Originaltitel: Wer früher stirbt ist länger tot
Laufzeit: 1:45 Stunden
Filmkritik zu Wer früher stirbt ist länger tot
Dass diese volkstümliche Komödie im bayrischen Ur-Dialekt viele Preise gewonnen hat (u.a. drei Trophäen beim Deutschen Filmpreis), war mir bewusst. Mit der vorab bekannten Handlung konnte ich jedoch nicht viel anfangen. Wem es ähnlich geht, dem sei empfohlen: diesen Film muss man einfach gesehen haben!
Wir werden in die naive Weltanschauung eines Elfjährigen entführt, der im festen Glauben an Himmel und Hölle aufwächst. In seiner Traumwelt urteilen die Schauspieler der örtlichen Laienspielgruppe über seinen Verbleib im Fegefeuer – dargestellt in vielen skurrilen Fantasie-Szenen.
Einen Großteil seines Charmes gewinnt der Film durch seinen ur-bayrischen Dialekt, der in einigen Szenen kaum zu verstehen war. Wenn Sebastian am Grab seiner Mutter steht und ganz schüchtern ein „Konnst `mer net a Zeich’n geba?“ herauspresst, möchte man den Kleinen am liebsten in den Arm nehmen. Der Dialekt unterstreicht die Unbedarftheit des Kleinen ebenso wie die konservativen Denkweisen seiner erwachsenen Umwelt. Weiteres Highlight des Films sind somit auch die zünftigen Stammtisch-Gespräche, in denen Sebastian von den Gästen/Freunden seines Vaters in die großen Fragen des Lebens eingeweiht wird: wie ist das wenn man tot ist und – für Männer noch wichtiger – wie wird eigentlich „g`schnakslt“? Wie kriegt man die Frauen rum?
Für den kleinen Nachwuchs-Schauspieler Markus Krojer, der mit seinem unschuldig-harmlosen Gesicht und den großen Kulleraugen einen großen Sympathie-Bonus einfährt, wirkt seine Rolle wie auf den Leib geschneidert. Da werden Erinnerungen an die 90er-Serie „Wunderbare Jahre“ wach, in der Fred Savage als kleiner Kevin Arnold ebenso naiv versuchte in die Erwachsenenwelt hineinzuwachsen. Überzeugend gibt er den kleinen Lausbub, der brennend daran interessiert ist, die Sache mit dem Tod (und letztlich auch dem Leben) zu verstehen. Die Wege, die er dabei bestreitet, sind mehr als nur unterhaltsam. Mich hat der Film in ein ständiges Wechselbad der Gefühle getrieben. Ein dauerndes Hin und Her zwischen „Du Dummerchen, das kannst Du doch wohl nicht glauben!“ und „Haben wir das in dem Alter nicht alle geglaubt?“. Er erinnert an die eigene Unbedarftheit des Kindseins: daran, dass man für alle Probleme die idiotischsten (oder einfach nur „kindlichsten“) Lösungen gesucht hat. Die verrückteste Lösung und für mich der absolute Höhepunkt des Films….nein, zuviel verraten will ich nicht, deswegen sage ich nur „Frankenstein-Kaninchen“.
Die illustre Schauspieler-Riege schafft es eine heimelig-bayrische Stimmung zu erzeugen, füllen sie doch alle ihre zugegebenermaßen recht klischeebehafteten Rollen prima aus. Der Zuschauer bekommt das schöne Gefühl, dass – abgesehen von dem ewig präsenten Thema „Tod“ – die Welt in den bayrischen Bergen noch komplett in Ordnung ist. So macht „Heimatfilm“ richtig Spaß!