Drehbuch: Joe Shrapnel, Anna Waterhouse
Schauspieler*innen: Stephan James, Jason Sudeikis, Eli Goree, Shanice Banton
Kinostart D:
Kinostart US:
Originaltitel: Race
Laufzeit: 2:14 Stunden
Filmkritik zu Zeit für Legenden
Der Originaltitel umfasst den Schwerpunkt wesentlich besser als das bedeutungsschwangere deutsche Pendant. Denn der Titel Race * steht nicht nur für die vielen Rennen des Jesse Owens, sondern auch für „Rasse“ – und im Jahre 1936 herrscht nicht nur in den USA Rassentrennung, sondern laufen auch die Olympischen Spiele im naziverseuchten Deutschland.
Doch hat der deutsche Titel immerhin eines gemein mit dem Film: Beide sind ähnlich pathetisch aufgezogen.
Ein sehr großer Teil erzählt eine recht gradlinige Geschichte: Der schwarze Außenseiter bewirbt sich, man erkennt sein Potential fürs Laufen und nach nur einem Probelauf ist er in der Olympiavorbereitung. Eine Konfrontation mit übermaskulinen weißen Rugbyspielern sowie eine Ansage von Trainer Larry Snyder reichen aus, um im Kopf den Schalter umzulegen, damit noch mehr Performance bei herumkommt. Ein kurzer Exkurs über den Misserfolg, ausgelöst durch eine 10-Minuten-Liebeskrise, ehe Owens wieder zu alter Form aufläuft.
Zwischendurch gibt es ein bisschen Moral, schließlich müsse man doch als Schwarzer ein Zeichen gegen die Nazis setzen und genau deswegen gerade nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen. Innerhalb von 20 Minuten wird sich zwei Mal um-entschieden und ein drittes Mal angedroht, ehe Owens tatsächlich zum Rennen antritt.
Wer hätte es erwartet? Bis hierhin ist die Geschichte traurig monoton und so vorausschaubar, dass man danach sehnt, endlich den erneut eintretenden Erfolg von Owens zu sehen, damit die Geschichte vorangeht.
Spannung und schon fast etwas wie gut platzierte Moral nimmt der Film erst während der Olympischen Spiele ein: Hitler und Goebbels weigern sich, die Leistungen von Owens anzuerkennen. Nicht verwunderlich, jedoch brisant und mit einigen verbalen Machtkämpfen zwischen dem Reichspropagandaminister und amerikanischer Olympiadelegation versehen. Weiter in der Brisanz vorangetrieben wird dies noch durch Luz Long, dem deutschen Olympiasportler, der sich vor den Augen Hitlers voller Sportsgeist für Owens einsetzt.
Endlich bekommt der Film eine Aussage, ein Profil: Im Sport sind alle gleich, egal ob Jude, Deutscher oder Schwarzer. Dieser Sportsgeist von beiden Olympioniken ist vorbildhaft und trägt maßgeblich zum Filmerlebnis bei. Fraglich ist, mit welcher Begründung Leni Riefenstahl im Film so viel Screentime bekommt, da weder ihre Verflechtung mit den Nazis ernsthaft thematisiert wird noch ihren manipulativen Einfluss auf oder durch Jesse Owen.
Als Fazit trifft es die Szene der ersten Goldmedaille von Jesse Owens wohl am besten:
Mit Lorbeerkranz auf dem Kopf salutiert Jesse Owens zur amerikanischen Nationalhymne. Mehr Heldenglorifizierung geht kaum – mehr wollte der Film ganz offensichtlich auch nicht erreichen. Kritik am Nationalsozialismus oder der Rassentrennung sieht anders aus.