Drehbuch: Paul King, Simon Farnaby, Michael Bond
Schauspieler*innen: Ben Whishaw, Sally Hawkins, Hugh Bonneville, Hugh Grant
Kinostart D:
Kinostart US: (FSK PG)
Originaltitel: Paddington 2
Laufzeit: 1:35 Stunden
Filmkritik zu Paddington 2
Schon der erste Teil von Paddington konnte überzeugen: Der kleine tollpatschige Bär, der mit seiner höflichen Art das Leben der Familie Brown auf den Kopf stellt, ist einfach nur liebenswert. Seine immer positive und offenherzige Art steckt einfach an.
Fortsetzungen haben ja das Vorurteil, dem Erstwerk nicht gerecht zu werden. Deswegen ist es so erfreulich, dass auch der zweite Teil dem bekannten Charme entspricht – obwohl er zeitweise abzugleiten droht.
Gerade am Anfang wird Paddington von seiner tollpatschig-naiven Seite gezeigt: Er putzt sich Nase, Ohren und Mund mit der selben elektrischen Zahnbürste oder sein Fell steht in alle Richtungen ab, wenn er eine elektrostatische Kugel anfasst. Aber das ist nicht das, was Paddington als Figur ausmacht. Es ist seine Freundlichkeit, seine Herzlichkeit und sein unüberwindbarer Optimismus, die ihn und damit den Film prägen. Glücklicherweise sind die kleineren Slapstick-Einlagen nur am Anfang sehr konzentriert und werden dann nur noch wohldosiert eingesetzt.
Genau rechtzeitig für den großen Einschnitt im Film: Ein antikes Buch verschwindet, Paddington ist zur falschen Zeit am falschen Ort und landet schnell im örtlichen Gefängnis. Was anfangs etwas konstruiert wirkt, ist jedoch die Grundlage für eine wunderschöne Geschichte, in denen Paddington seine Charakterzüge ausspielen kann: Wie er es schafft, selbst mit dem überaus bösen Küchenchef fertig zu werden, ist zwar auch ein Teil Zufall – aber auf jeden Fall ein klassischer Moment, der nur dank der Figur funktionieren kann.
Man merkt allen Schauspielern an, wie viel Spaß sie hatten, in dem fantastischen London wieder einmal eine kleine Fantasiewelt voller liebevoller oder schräger Charaktere zu inszenieren. Besonders hervorheben muss man Hugh Grant, der den Jahrmarktskünstler Phoenix spielt und im Laufe des Films in vielen Kostümen und noch mehr zwielichtigen Situationen zu sehen ist. Grant geht in der Rolle auf und der Funke springt über: Trotz der Rolle des selbstverliebtten Antagonisten strahlt er eine Faszination aus, die man gerade in solchen Filmen selten spürt. Großartig auch die große Abschluss-Szene, die dem Film pointiert und mit dem größten vorzustellenden Augenzwinkern seiner Rolle beendet.
Doch auch Brandon Gleeson spielt seine Rolle als grummeliger und angsteinflößender Küchenchef im Gefängnis hervorragend. Allein durch die bloße Präsenz spürt man, warum die Insassen Angst vor ihm haben und sorgt sich um Paddington, wer er ihm in englischer Höflichkeit erläutert, dass sein Essen ungenießbar sei.
Neben einem holprigen Start verschluckt sich der Film zum Ende noch einmal, indem er sich ein bisschen zu viel der Action hingibt. Minutenlange Verfolgungsjagden auf fahrenden Zügen passen nicht so ganz in die Welt von Paddington. Glücklicherweise gibt es auch hier am Ende wieder eine Auflösung, die mit ihrer Herzlichkeit schnell den Exkurs beendet und wieder in passendere Bahnen zurückführt. Sie ist auch Wegbereiter für die letzte Szene, die selbst bei alten Hasen tief im Herzen trifft, wenn Liebe, Freundschaft und Einsatzfreude ich auszahlen.
Trotz einiger Stolpersteine fängt sich dieser Film immer wieder galant, um sich beschwingt wippend weiterzu bewegen. Weil Paddington das Herz am rechten Fleck hat. Weil der Film sein Herz am rechten Fleck hat. Weil die Schauspieler so viel Spaß mit ihren Rollen hatten. Weil die großen Stars in ganz ungewöhnlichen Rollen zu sehen sind und sichtlich Spaß dabei haben.
Weil sich der zweite Teil nicht hinter dem ersten Teil verstecken muss.