Drehbuch: David Morrell, Sylvester Stallone, William Sackheim, Michael Kozoll, David Morrell
Schauspieler*innen: Sylvester Stallone, Richard Crenna, Brian Dennehy, Bill McKinney
Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: First Blood
Laufzeit: 1:33 Stunden
Filmkritik zu Rambo: First Blood
Auch wenn man über die filmischen und inhaltlichen Qualitäten sicherlich streiten kann: immerhin war der Film so einflussreich, dass Rambo heutzutage ein Synonym für einen rücksichtslosen Draufgänger ist und sogar im Duden verewigt wurde. Beim Anblick von Sylvester Stallone ist seine Rolle als Elite-Soldat omnipräsent, nicht nur wenn man „The Expendables“ guckt. Dabei war Sly für die Rolle des Rambo nicht einmal erste Wahl.
Neben vielen anderen namhaften Darstellern haben zwei die Rolle des John Rambo strikt abgelehnt. Dustin Hoffman war der Film zu brutal. Anders sah es Al Pacino: er wollte den John Rambo noch brutaler
machen, aus ihm einen Amokläufer machen, der keine Gnade kennt. Und damit sind wir auch schon bei der eigentlichen Überraschung des Films: bei „Rambo“ erwartet man zunächst einen Actionfilm wie etwa
im Nachfolger „Rambo II: Der Auftrag“ oder vor allem dem 2008er-Sequel „John Rambo“. Doch anstatt auf ausgedehnte Gewaltorgien konzentriert sich der erste Teil hauptsächlich auf das Schicksal eines
abgewrackten Kriegsheimkehrers, dem an der Heimatfront der Dank der Bevölkerung verwehrt bleibt.
In verschiedenen Situationen zeigen kurze Flashbacks die traumatischen Erlebnisse, die John Rambo zu einem Mann gemacht haben, der leicht zu Kurzschluss-Reaktionen neigt. Ähnlich wie Rambo im Film, so
knabberte zur Entstehungszeit des Films Anfang der 80er Jahre auch das amerikanische Volk noch am Vietnam-Trauma. Die heute so gebräuchliche Diagnose einer „posttraumatischen Belastungsstörung“ stieß damals auf noch mehr Unwissen und Ablehnung als heute. Interessant, das Regisseur Ted Kotcheff es schafft, für den Kriegsheimkehrer viel Verständnis zu erzeugen, ohne dass sein Protagonist viele Worte verliert. Denn tatsächlich gibt Stallone den mustergültigen Einzelgänger, der wortkarg alles in sich hineinfrisst. Und auch wenn sein Mienenspiel quasi nicht vorhanden ist, spürt man doch, wie die Kriegserlebnisse tief in ihm drin brodeln. Umso beklemmender ist dann der abschließende Monolog, in dem Rambo doch einmal den Einblick in sein Seelenleben gewährt. Hier fühlte ich mich im übrigen sehr stark an die „Mickey-Rourke-erzählt-aus-dem-Kosovo-Krieg“-Szene aus „The Expendables“ erinnert, die ebenfalls ohne große Schnitte, aber tränenreich daher kam.
Mit Brian Dennehy als Sherriff Teasle hat Kotcheff die Idealbesetzung für einen geltungssüchtigen Kleinstadt-Cop gefunden. Von Beginn an ist dieser Mann des Gesetzes absolut unsympathisch. Dass er sich so dermaßen in die Jagd nach dem dahergelaufenen Landstreicher verbeißt, ist bei diesem Charaktertypus vollauf nachvollziehbar.
Ja, es fließt viel Blut in diesem Film, und dennoch ist es ein weithin bekannter Fakt, dass in „Rambo“ nur eine einzige Person stirbt. Damit ist der Film sogar harmloser als die Buchvorlage. Es ist übrigens nur dem Publikum einige Testvorführungen und Sylvester Stallone zu verdanken, dass Rambo nicht wie im Buch am Ende Selbstmord begeht. Aber es ist schon irgendwie schade, dass John Rambo von Film zu Film immer mehr an Persönlichkeit verloren hat, um letztendlich in „John Rambo“ als emotionslose Killermaschine zu enden. Mit der unterschwelligen Botschaft des ersten Teils hat dieses Machwerk absolut nichts mehr zu tun.
Fazit: „Rambo“ bietet dem geneigten Zuschauer bei näherer Betrachtung weitaus mehr Inhalt als allgemein erwartet und kann für die damalige Zeit schon fast als unbequem bezeichnet werden.
Was war ich gespannt auf diesen Film. Man hört ja Vieles über Rambo, den wilden Soldaten, der fett alle meuchelt und über den im Trailer zum zweiten Teil gesagt wurde: „Er lernte Sprachen“ – was sich aufgrund der schlechten Qualität fast anhörte wie „Er lernte sprechen!“.
Doch nicht in Rambo 1. Schon fast emotional erzählt der Film die Geschichte rund um John Rambo.
Dabei geht der Film ziemlich schnell in seine Geschichte hinein und konfrontiert Rambo wie den Zuschauer mit der knalligen Härte eines abgeschiedenen Dorfes. Kurze Einblendungen zur richtigen Zeit zeigen, welche Qualen Rambo in seinem Kriegseinsatz durchlebt haben muss – trotz einer vielleicht etwas forschen Art, sich zur Wehr zu setzen, blickt man tief in den Charakter des John Rambo hinein.
Dass ich bei Silvester Stallone tatsächlich mal davon sprechen würde, dass er Emotionen rüberbringen kann, das hätte ich vorher nie gedacht. Doch gerade das Auszeichnende am Schauspieler, seine Wortkargheit in jedem Film, seine hängende Lippe, das allein sorgt schon für das Gefühl der Leiden des Rambo.
Sicher, Stallone ist kein Charakter-Schauspieler, aber irgendwie passt diese doch recht ruhige Rolle gut zu ihm. Die Geschichte selbst geht gut voran, nur bei der Verfolgungsjagd im Wald gibt es eine sanft spürbare Länge, die man aber angesichts des weiteren Verlaufs gern verkraftet. Die gute Mischung aus dezenter Emotion und Kriegsverarbeitung, verbunden mit der Härte von Verfolgunsjagden und Schiessereien, gipfelt in einem für dieses Genre unerwartetem Schauspielmoment – dem Filmkenner sei gesagt, dass Rambo und sein Offizier nach der letzten Schiesserei noch einmal kurz zusammentreffen.
Trotz dessen, oder vielleicht gerade deswegen, dass ich Action erwartete und dabei einen erheblichen Teil Drama mitbekam, hat mich der Film ziemlich fasziniert. Er funktioniert heute immer noch sehr gut, auch die Actionsequenzen trotz fehlender CGI grundsolide umgesetzt und dem Rahmen des Films angepasst.
Wieder eine Bildungslücke geschlossen – ich bereue nichts.